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Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 4: Gift (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Klara entsetzt.
    »Graf Ludwig hält diese Lösung für besser, da jede andere einen enormen Skandal nach sich ziehen und die Ehre der Familie beschmutzen würde!« In der Stimme der Mamsell lag eine Warnung, dieses Thema nicht länger zum Gegenstand von Erörterungen zu machen. »Im Namen Graf Ludwigs fordere ich euch beide auf, nichts von dem zu erzählen, was hier geschehen ist.«
    »Aber wie soll ich Herrn Tobias Just erklären, weshalb ich mich so sehr verspäte?« Klara klang zornig.
    »Es ist Graf Ludwigs Wunsch, und ihr werdet ihn erfüllen. Sagt einfach, es hätte hier keine Hebamme gegeben, und so wärst du aus gottgefälliger Hilfsbereitschaft hiergeblieben, um Ihrer Erlaucht in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft und bei ihrer Niederkunft beizustehen. Damit eine gute Nacht und für morgen eine gute Reise!« Ohne ein weiteres Wort verließ die Mamsell die Kammer.
    Klara sah ihr kopfschüttelnd nach. »Was denken sich diese Leute eigentlich? Sie reden sich alles so zurecht, wie es ihnen passt, und wir müssen parieren!«
    »So ist nun einmal der Lauf der Welt. Die, die oben sind, befehlen, und wir kleinen Leute müssen gehorchen, selbst wenn die Anweisungen noch so unsinnig sind«, antwortete ihre Freundin mit einer wegwerfenden Handbewegung.
    Klara wollte sich damit nicht zufriedengeben, doch ehe sie etwas erwidern konnte, klopfte es an die Tür, und auf ihre Aufforderung kamen Rita und der Küchenjunge herein. Anton trug ein großes Paket mit Lebensmitteln, das er ihr grinsend überreichte.
    »Ihr werdet es brauchen, denn ihr wollt in den nächsten Tagen gewiss keine Zeit damit verlieren, euch etwas zu essen zu besorgen.«
    »Danke!« Klara reichte das Paket an Martha weiter, da diese es am nächsten Tag sowieso würde schleppen müssen, und umarmte sowohl Anton wie auch Rita.
    »Es ist schade, dass ihr nicht bleiben könnt«, schluchzte die ehemalige Küchen- und jetzige Kindsmagd.
    »Das ist wirklich schade«, stimmte Anton ihr zu.
    »Ich komme nächstes Jahr wieder vorbei«, versprach Klara lächelnd.
    Zwar mochte sie die beiden, doch Waldstein war nicht ihre Welt. Außerdem warteten ihre Mutter und ihre jüngeren Geschwister auf sie. Bei Martha mochte es anders sein, denn die ehemalige Leibeigene hatte keine Heimat mehr. Doch hier auf Waldstein würde sie gewiss nicht glücklich werden.
    Als Rita und Anton wieder gegangen waren, wollten Klara und Martha sich zum Schlafen zurechtmachen. Da klopfte es erneut an die Tür, und diesmal stand Emma draußen. Zu Beginn hatte die Zofe Klara abgelehnt und schlecht behandelt. Nun aber schloss sie sie unter Tränen in die Arme.
    »Ich wünsche euch beiden viel Glück!«, flüsterte sie. »Ihr habt das Licht an dieser düsteren Stätte neu entzündet.«
    »Hab Dank für deine guten Worte und auf Wiedersehen!«, sagte Klara und meinte es zu ihrer eigenen Überraschung genau so, wie sie es sagte.

11.
    T obias Just wusste nicht, ob er sich nun ärgern oder eher besorgt sein sollte. Spätestens vor einer Woche hätte Klara hier eintreffen müssen, doch bislang wartete er vergebens auf sie. Wenn sie nicht bald kam, würde ihr Onkel vor ihr ankommen. Dabei hatte er den Platz auf dem Markt diesmal ihr zuschanzen wollen, denn ihr Vater hatte in all den Jahren hier gute Geschäfte gemacht. Dies, so hatte er gehofft, würde auch ihr gelingen.
    Der Wirt trat herein, als Tobias in seinen Grübeleien verstrickt war. »Welche Laus ist denn Euch über die Leber gelaufen, Herr Just? Ihr macht ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter. Dabei scheint draußen die Sonne, und morgen ist Markt. Da findet Ihr hier alles, was Euer Herz begehrt!«
    »Genau der Markt macht mir Sorge. Wenn weder Klara noch ihr Oheim früh genug erscheinen, muss ich selbst einen Stand aufbauen und meine Ware verkaufen«, antwortete Tobias.
    Zwar traute er sich dies zu, doch das war nicht seine eigentliche Aufgabe. Laut seinem Vater sollte er Klara überwachen, aber diese Anweisung hatte er anscheinend nicht ernst genug genommen. Wenn ihr etwas zugestoßen war, würde er sich für den Rest seines Lebens Vorwürfe machen.
    Tobias’ Gedanken beschäftigten sich immer wieder mit dem Mädchen. Zugegeben, sie war sehr hübsch, aber für seinen Geschmack viel zu energisch. Der Mann, der sie einmal heiratete, würde aufpassen müssen, nicht unter den Pantoffel zu geraten.
    Unterdessen fand der Wirt, dass ein Krug seines guten Bieres die Laune des Gastes verbessern würde, und stellte einen vor Tobias hin.
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