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Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 2: Aufbruch (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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Angst, dass sie mir ebenso verlorengeht wie mein Martin und mein lieber Gerold.«
    Die Angst ist nicht unbegründet, dachte Alois Schneidt mit grimmiger Zufriedenheit. Nach außen hin mimte er jedoch den besorgten Verwandten. »Ich wollte, ich könnte es, Schwägerin. Doch Klara und ich reisen nur die ersten Tage zusammen und treffen uns erst wieder am Ende unserer Strecken. Zwar wird Just unterwegs zwei Depots einrichten, an denen wir neue Arzneien erhalten, doch es ist ungewiss, ob wir uns dort begegnen.«
    »Aber Klara kann doch nicht allein durch die Welt ziehen! Was kann ihr da alles zustoßen!« Johanna Schneidt klammerte sich an ihre Tochter, als wolle sie diese nie mehr loslassen.
    Klara fühlte sich schlecht. Zwar wollte sie das Privileg des Wanderapothekers in der Familie halten, doch es tat ihr in der Seele weh, die Ängste ihrer Mutter zu sehen. Unsicher strich sie dieser über die nassen Wangen. »Es wird alles gut werden, Mama. Ich komme im Herbst zurück, und dann haben wir so viel Geld, dass uns der Winter nicht mehr schrecken kann.«
    »Es wäre auch leichter gegangen, Schwägerin, wenn du vernünftig gewesen wärst!«, antwortete Alois Schneidt, um die Witwe an den versteckten Schatz ihres Mannes zu erinnern.
    Klaras Mutter nickte unter Tränen. »Ich hätte nicht auf Klara und damals auch nicht auf Gerold hören sollen, dann wäre mein Junge noch da.«
    »Gerold wäre trotzdem als Wanderapotheker auf die Reise gegangen«, wandte Klara ein.
    Ihr Onkel hob belehrend den Zeigefinger. »Das hätte er dann nicht mehr tun müssen.«
    »Wenn du zurückkommst, erledigen wir das, gleichgültig, was Klara sagt«, versprach die Witwe.
    Ihr Schwager nickte erfreut. »Das ist ein Wort, Johanna!«
    Dann aber warf er Klara einen kurzen Blick zu und las Abwehr auf ihrem Gesicht. Wenn das Mädchen von seiner Strecke zurückkam und tatsächlich genug Geld mitbrachte, würde die Mutter wieder auf ihre Tochter hören und nicht auf ihn.
    »Sie wird verschwinden«, murmelte Alois Schneidt, nahm sein Reff auf den Rücken und den Stock in die Hand. Laut sagte er: »Wir müssen aufbrechen, wenn wir rechtzeitig in Königsee sein wollen. Kommen wir zu spät zum Eid, lässt uns der Amtmann nicht mehr losziehen.«
    Klara atmete tief durch, umarmte dann die Mutter und anschließend ihre Geschwister. »Gebt gut auf Mama acht!«, flüsterte sie den beiden zu. »Und seid brav!«
    Das Letzte galt in erster Linie Albert, der immer stärker darauf pochte, das einzige männliche Wesen im Haushalt zu sein, und sich daher nichts mehr sagen lassen wollte.
    Mit entschlossener Miene wuchtete Klara sich ihr Reff auf den Rücken. Der Wagner hatte es aus extra leichtem Holz für sie angefertigt, so dass sie die gleiche Menge an Arzneien mitnehmen konnte wie Alois Schneidt. Im Augenblick aber waren die Spanschachteln, die Flaschen und der Tonkrug, in den der am besten verkäufliche Balsam gefüllt werden sollte, noch leer. Dafür hatte sie ihre Ersatzkleidung, den gewachsten Kapuzenmantel, der sie gegen Regen schützen sollte, und den Mundvorrat für die nächsten Tage aufgeschnallt.
    Auch ihre Kleidung war der langen Wanderung angemessen. An den Füßen steckten dicke Wollstrümpfe und derbe, doppelt genähte Schuhe, statt eines Kleides trug sie einen wadenlangen Lederrock und über dem Hemd ein mit Waid gefärbtes Mieder. Dazu kam ein Überrock, der denen der Männer glich, und ein breitkrempiger, schwarzer Hut.
    Klara wusste, dass sie ein seltsames Bild bot, hoffte aber trotzdem auf eine erfolgreiche Reise. Auch sie nahm nun ihren Stock zur Hand, dessen Eisenspitze Schutz gegen Wölfe wie auch gegen aufdringliche Reisende versprach, und folgte dem Onkel, der bereits mehrere Dutzend Schritte vorausgeeilt war. Am Rand des Dorfes blieb sie noch einmal stehen, drehte sich um und winkte. Ihre Mutter hob nur kurz die Hand, während die kleine Liebgard mit beiden Armen wedelte und Albert es ihr nach kurzem Zögern gleichtat.
    Noch nie war Klara länger als zwei Tage von ihrer Familie getrennt gewesen. Aber nun würde sie die Mutter und die Kleinen mehrere Monate lang nicht sehen. Bei dem Gedanken schossen ihr Tränen in die Augen. Am liebsten wäre sie zu ihnen zurückgelaufen und hätte die Wanderung gar nicht erst angetreten. Doch dann wäre ihr Onkel im Herbst am Ziel und würde den Schatz, den ihr Vater so lange gehütet hatte, an sich raffen. Dann aber würde ihre Base Reglind noch überheblicher auftreten, während sie selbst und die Mutter
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