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Die wahre Koenigin

Titel: Die wahre Koenigin
Autoren: Ruth Langan
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Meredith stand auf und legte dem Mann, der von Jugend auf die rechte Hand ihres Vaters gewesen war, tröstend den Arm um die Schulter. „Ihr und Mary habt getan, was in Euren Kräften stand.“
    „Es waren keine Straßenräuber“, murmelte Gareth laut genug, dass jeder ihn hören konnte.
    „Was sagt Ihr da?“ Meredith sah ihn gespannt an.
    „Ihr irrt Euch, wenn Ihr meint, es wären feige Strauchdiebe gewesen. Es war Brice Campbell, der Barbar aus den Highlands.“
    Meredith erstarrte. Der Name Brice Campbell bedeutete Terror und Gewalt und erfüllte jeden, der ihn hörte, mit Schrecken. Campbell, Clanoberhaupt aus dem Hochland, war in ganz Schottland der meistgefürchtete Krieger. Die Lowlander aus dem englisch-schottischen Grenzland litten nicht nur unter den ständigen Übergriffen der Engländer. Sie mussten sich gleichzeitig der Attacken ihrer kriegerischen Nachbarn aus den Highlands erwehren.
    „Aus welchem Grund sollte der Highland-Barbar meinen Vater überfallen haben?“
    „Er will das Land.“ Gareth blickte um sich und stellte fest, dass ringsum dumpfes Schweigen herrschte. „Habt Ihr vergessen, wie oft im letzten Jahr bei nächtlichen Überfällen
    Eure Grenzen verletzt wurden?“
    Leises Gemurmel erhob sich unter den Leuten. Jeder wusste von den barbarischen Angriffen auf das Land der MacAlpins. Dabei waren im Lauf eines Jahres acht Männer und zwei Jungen getötet worden. Die Angreifer hatten die Ernte vernichtet, Brände gelegt, Vieh gestohlen. Und jedes Mal waren die Plünderer, ohne eine Spur zu hinterlassen, verschwunden.
    „Es waren die Engländer. Sie sind es, die in unserem Land plündern und morden.“
    Meredith sah Duncan nachdenklich an. „Brice Campbell hat mein Vater jedenfalls nie verdächtigt. Er hat ihn nicht einmal erwähnt.“
    „Euch gegenüber vielleicht nicht“, erwiderte Gareth. „Aber ich war Zeuge, wie er Campbell Rache geschworen hat.“ Seine Worte gaben Meredith einen Stich ins Herz. Wieso hatte ihr Vater sie nicht ins Vertrauen gezogen? Solange sie zurückdenken konnte, hatte er nie Geheimnisse vor ihr gehabt. Und seit dem Tod ihrer Mutter und der Ermordung ihres kleinen Bruders Brendan waren sie und Alastair MacAlpin Verbündete geworden. Sie hatten ein festes Band der Liebe und des gegenseitigen Vertrauens geknüpft und alles miteinander besprochen. Und nun dies!
    Gareth schien Merediths Gedanken zu lesen. „Ihr seid jung, Mylady“, sagte er mild. „Euer Vater wollte diese Bürde nicht auf Eure Schultern laden. Deshalb vertraute er sich mir an und bat mich als Nachbarn und Führer eines starken Clans, Euch im Falle seines Todes zu beschützen.“
    Meredith hob stolz den Kopf. „Ich brauche Euren Schutz nicht“, sagte sie kühl, wandte sich ab und ließ Gareth stehen.
    Der trat dicht an sie heran. „Ich würde Euch nicht im Augenblick der Trauer belästigen, wenn ich keinen Grund dazu hätte.“ Er fasste sie bei der Schulter und drehte sie zu sich herum. Dabei behielt er aufmerksam die verängstigte Schar der Clansleute im Blick. „Ihr glaubt vielleicht, auf unseren Schutz verzichten zu können“, fuhr er laut und vernehmlich fort. „Aber was ist mit den Menschen, die Euch anvertraut sind? Sie brauchen die Sicherheit eines starken Clans mit einer starken Führung. Brice Campbell wird vor einer jungen und unerfahrenen Frau erst recht nicht zurückschrecken und weiter brandschatzen und plündern. Glaubt mir, Lady Meredith, Euer Vater würde es als Eure Pflicht betrachten, sofort einen starken Bund zum Schutz Eures Landes und Eures Clans zu gründen.“
    Meredith maß Gareth mit einem eisigen Blick, und sie antwortete in scharfem Ton: „Ihr wagt es, von einer Heirat zu sprechen, noch ehe mein Vater unter der Erde ist?“
    Von neuem wandte sie sich ab, aber Gareth ließ sich nicht entmutigen. „Ich rede von einer Verbindung unserer beiden Clans zu einer Schutzgemeinschaft“, sagte er beschwörend. „Nur so können wir unseren gemeinsamen Feind bekämpfen. Ist solch ein Zusammenschluss ein zu großes Opfer für das Wohl derer, die von Euch abhängen?“
    Meredith musterte die Gesichter ihrer Leute und bemerkte, dass verstohlene Blicke getauscht wurden. Sie spürte die Angst, die plötzlich in der Luft lag. Der Samen war gesät, und bald würde die Saat aufgehen. Die Saat der Angst und der Rebellion.
    Und Meredith fühlte sich machtlos, die Saat im Keim zu ersticken.
    Gareth ließ eine Weile verstreichen, um die Wirkung seiner Worte zu prüfen. Auch er
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