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Die Verwandlung

Die Verwandlung

Titel: Die Verwandlung
Autoren: J. M. Sampson
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Chemikalie vermischt hatte. Was immer diese Leute als Düngemittel einsetzten, wirkte absolut betäubend.
    Dann hupte jemand und blendete mich mit seinen Scheinwerfern. Ich schirmte gerade meine Augen ab, als ich das Quietschen von Bremsen hörte und den Luftzug spürte. Ich machte einen Satz zurück, als der Wagen nur wenige Zentimeter von mir entfernt mit einem Ruck zum Stehen kam. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich den Gehweg verlassen hatte und mitten auf der Straße stand, wo ich wohl unter dem Einfluss der stinkenden Düngemittel und Chemikalien hingeraten war.
    Das Auto, das mich beinahe angefahren hatte, war kastenförmig und hatte einen laut brummenden Motor. Eine totale Blechkiste. Der Typ am Steuer lehnte sich aus dem Fenster und fuchtelte mit der Hand herum.
    » Runter von der Straße, du blöde Schlampe! « , schrie er.
    Wie hatte er mich eben genannt? Ganz langsam nahm ich den Arm herunter. Der Kerl hatte lange schmierige Haare und blutunterlaufene Augen. Ich blieb regungslos stehen.
    » Ich bin weder blöd noch reagiere ich freundlich auf Beleidigungen « , sagte ich. » Sag das noch mal und warte ab, was passiert. «
    Fluchend trat der Typ das Gaspedal durch, bis der Wagen aufheulte. Aus dem Auto kam hinten ein Schwall Abgase heraus, der von den Rücklichtern rot angestrahlt wurde. Mit quietschenden Reifen schlingerte der Wagen vorwärts, direkt auf mich zu. Offenbar machte er sich nicht die Mühe auszuweichen.
    Ich schlenderte gemütlich zum Gehsteig zurück, als er derart an mir vorbeiraste, dass mir eine Windbö die Haare aus dem Gesicht wehte. Dabei hätte er es belassen können. Doch während der Typ mich überholte, streckte er seine linke Hand durch das Fenster und warf etwas über das Autodach. Direkt auf mich drauf.
    Meine Hand schoss in die Höhe, noch bevor mir überhaupt klar geworden war, dass ich direkt ins Gesicht getroffen werden würde. Ich nahm meine Hand herunter und sah, dass ich einen übergroßen Taco-Bell-Becher abgefangen hatte, der noch mit einem wässrigen Softdrink und halb geschmolzenen Eiswürfeln gefüllt war. Der Kerl hatte sein Getränk nach mir geworfen.
    Das hätte er nicht tun sollen. Beleidigungen und der Versuch, mich zu überfahren? Das könnte ich vielleicht noch verzeihen– immerhin hatte ich tatsächlich mitten auf der Straße gestanden. Aber das Werfen von Gegenständen war wirklich unangebracht. Ich hielt den Becher fest umklammert, sodass das Plastik sich verformte, und sprang vorwärts. Mit rudernden Armen und dem klebrigen Softdrink, der aus dem Becher kippte, raste ich die Straße entlang, während meine Absätze über den Asphalt klapperten.
    Die Bremsen quietschten, als der Typ am Ende der Straße an einer Ampel anhielt. Erst Getränke nach weiblichen Teenagern werfen und sich dann an die Verkehrsregeln halten? Was für ein Kauz.
    Ich kam genau neben seinem Fenster zum Stehen und war kein bisschen außer Atem, obwohl ich so schnell gerannt war.
    Der Typ beobachtete die Straße zu seiner Rechten und sah mich gar nicht– bis er seinen Kopf nach links drehte, um zu schauen, ob die Straße dort frei war. Bestürzt machte er in seinem Sitz einen Satz nach hinten.
    » Was… « , stotterte er.
    » Du hast etwas fallen lassen « , sagte ich. Mit diesen Worten warf ich ihm den Taco-Bell-Becher ins Auto. Er traf mit voller Wucht auf seiner Brust auf, und die braune, zuckerige Flüssigkeit klatschte auf seine Windschutzscheibe und sein T-Shirt. Ich sprang zurück, um nicht nass zu werden.
    Mit angespanntem Kiefer fummelte der Typ gleichzeitig am Sicherheitsgurt und an der Fahrertür herum. » Was zum T…! « , begann er zu schreien.
    Ich lachte hemmungslos und war in absoluter Hochstimmung. Jemand hatte sich mit mir angelegt, und ich hatte es ihm heimgezahlt– eine Strategie, die mir vor dem heutigen Tage völlig fremd gewesen war. Die stets lächelnde Einfalt, die ich tagsüber verkörperte, reagierte auf jegliche Art von Aggression damit, den Kopf einzuziehen, sich zu entschuldigen und sich anschließend in ihrem Zimmer zu verstecken, bis sich die Wogen geglättet hatten. Das hier war so viel lustiger.
    Bevor der Typ es schaffte, aus seinem Auto zu steigen, drehte ich mich um und rannte Richtung Norden. Ich fühlte mich, als würde ich fliegen. Sogar mit Absätzen nahm ich jeden großen Schritt mit Leichtigkeit, während irgendetwas in mir einfach wusste, wie man sich wie ein olympischer Athlet bewegte. Ich hörte, wie der Kerl laut fluchend und mit
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