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Die verschwundene Lady (German Edition)

Die verschwundene Lady (German Edition)

Titel: Die verschwundene Lady (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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eine Seuche, die auch für Menschen ansteckend sein könnte.«
    Anne hatte ihre liebe Not, Miss Haggarty zu beruhigen. Den anderen Hausbewohnern, Miss Haggartys Miterben, war der Kater sowieso ein Dorn im Auge gewesen. Jetzt verfiel Miss Haggarty doch noch auf den Verdacht, er könnte einem Giftmord zum Opfer gefallen sein und dahinter würden ihre Verwandten stecken.
    »Besonders meinem Neffen Douglas würde ich das zutrauen. Erst neuli c h hat er gesagt: >Das Tier gehört weg.<«
    Es war eine Tragödie. Anne konnte Miss Haggarty nur beruhigen, indem sie sagte, sie würde Captain Silver von einem mit ihr befreundeten jungen Veterinärmediziner untersuchen lassen. Die pensionierte Lehrerin verzichtete dann doch darauf, den Kater noch einmal zu betrachten, weil, wie sie sagte, es sie zu sehr aufregen würde.
    Anne wollte Captain Silver später im Park begraben. Sie hatte dafür schon eine schöne Stelle im Auge. Weil sie Miss Haggarty täuschen musste , nahm sie einen Pappkarton unter den Arm, in dem sich angeblich der tote Kater befand.
    In Wirklichkeit lag er in der Besenkammer. Mit dem Karton verließ Anne das Haus. Noch bevor sie die Bushaltestelle erreichte, außer Sichtweite von Miss Haggarty, warf sie ihn die Mülltonne. Dann fuhr Anne zu Peter Stanwell. Er war auf dem Ge r icht. Anne sollte bis Mittag warten, bis Stanwell zurückkehren würde.
    Es war halb elf geworden, bis Anne in der Kanzlei eintraf. Trotzdem blieb noch einige Zeit zu warten übrig, die Anne lieber an die frische Luft gehen wollte. Doch als sie sich gerade anschickte, die Kanzlei zu verlassen, wandte sich der Kanzleivorsteher Stevens an sie.
    »Ein Anruf für Sie, Miss Carmichael.«
    Nanu, dachte Anne. Wer weiß denn, dass ich in der Kanzlei bin? Stanwell war nicht der Anrufer, sonst hätte Stevens gesagt: Mr. Stanwell wünscht Sie zu sprechen.
    Anne ging im Kanzleibüro ans Telefon. Sie erkannte die Stimme des Anrufers sofort wieder.
    »Wie hat Ihnen die Überraschung zu Hause gefallen, Miss Carmichael ?«, fragte er. »Das haben Sie Peter Stanwell zu verdanken. Er hat in Kreisen Fragen gestellt, wo er es besser unterlassen hätte. Wir warnen Sie hiermit zum letzten Male.«
    Der Anrufer war noch in der Leitung. Er lauschte begierig auf Annes Kommentar. Der Frau schoss das Blut förmlich in den Kopf. Sie hörte es in ihren Ohren rauschen.
    »Sie gemeiner Verbrecher !«, erklärte Anne bitter. »Bestellen Sie Ihrem Herrn, dem Schurkenlord, dass er für Captain Silvers Tod wie für alles andere bezahlen wird. Es gibt eine Gerechtigkeit auf der Welt und ein Recht in England.«
    Damit legte Anne heftig auf. Erst dann fiel ihr ein, dass der Anrufer eigentlich gar nicht wissen konnte, dass Captain Silver der Name des Katers gewesen war. Er würde es sich jedoch denken können. Anne reagierte nicht auf die erstaunten Blicke der Kanzleiangestellten und gäbe keine Erklärung. Eilig verließ sie die Kanzlei, in der ihr die Luft plötzlich zum Ersticken zu sein schien.
     

6. Kapitel
    Um 12.30 Uhr war Peter Stanwell zurückgekehrt. Er eröffnete Anne, was er wegen Lord Henrys angeblichem Schottlandaufenthalt herausgefunden hatte.
    »Sir Henry war nicht auf dem Gut des Peers of Northumberton«, erklärte Stanwell in seinem Büro trocken. »Dort ist er schon seit drei Jahren nicht mehr zu Gast gewesen, seit seine Gattin sich einmal unmöglich benahm und den versammelten Adel brüskierte. Kurz gesagt hat uns Seine Lordschaft nach Strich und Faden belogen.«
    »Wo war er denn dann?«
    »Das weiß man nicht.« Stanwell zuckte die Achseln. »Lord Henry geht geheime Wege. Er hat anscheinend allen Grund, seinen Aufenthalt zu verschleiern.«
    »Ich wusste es.« Aufgeregt ging Anne im Zimmer auf und ab. Für das Treiben draußen auf dem Belgrave Square hatte sie kein Auge. »Er hält meine Mutter gefangen, um ihr ihr Vermögen abzupressen. Sie wird in den Schlo ss gewölben stecken.«
    »Das ist eine pure Hypothese. Die Frechheit, sie in seinem eigenen Schloss gefangen zu halten , wird Sir Henry nicht besitzen. Abgesehen davon wäre es auch äußerst unklug.«
    »Warum? Dort hat er sie am besten unter Kontrolle. Vielleicht gibt es noch von altersher geheime Verliese, oder es wurde in neuerer Zeit ein Versteck geschaffen. Sir Henry will sich, weil seine Gattin ihm so übel mitspielt, an den Frauen rächen und schadlos halten.«
    Stanwell schüttelte den Köpf.
    »Wir haben keine Beweise. Die Verdächtigungen allein reichen nicht aus, um ihn zu belangen. Wenn
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