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Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)

Titel: Die Verschwörung der fetten Frauen (German Edition)
Autoren: Catrin Alpach
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ziemlich neu zu sein, es gibt kaum Einträge. Der erste ist »Manifest!« betitelt, ich kichere. Irgendwie pubertär, das Ganze.
    »MANIFEST! Wir, die fetten Frauen, erklären uns hiermit solidarisch mit allen anderen fetten Frauen! Um eine fette Frau zu sein, muss man nicht fett sein! Es genügt Normalgewicht, die Diätindustrie mit ihren Handlangern, den Frauenzeitschriften, macht uns dennoch ein schlechtes Gewissen und erklärt uns zu plumpen, willensschwachen Lebewesen, die nicht dem Schönheitsideal einiger magersüchtiger Supermodels entsprechen! Was man damit erreichen möchte? Ist doch klar – Profit!!! Jahr für Jahr sinkt die willkürliche Grenze des »gesunden Gewichts« und erhöht sich folglich die »Zielgruppe« für unsinnige Schlankheitspräparate, lächerliche Diäten und angebliche Tipps zur »gesunden Ernährung«. Selbst wenn alle Frauen so lange hungern würden, bis sie nur noch Striche in der Landschaft wären, hätte der Terror kein Ende! Dann würde man uns weismachen wollen, solange wir überhaupt sichtbar wären, wären wir auch FETT! Und genau das ist es doch! Sie wollen, dass wir unsichtbar sind! Immer funktionieren, schön konsumieren, unser schlechtes Gewissen kultivieren und nicht aufmucken, wenn sie uns im Berufsleben wieder einmal benachteiligen, uns zu Gebär- und Kochmaschinen degradieren!
    Alle ihr fetten Frauen da draußen, reiht euch ein! Sagt NEIN!!! Empört euch, steht auf und legt diesen Verbrechern das Handwerk! Denn es sind Verbrecher! Essstörungen bei jungen Mädchen nehmen rasant zu! Mit ihren sogenannten Schlankheitspillen vergiftet die Diätindustrie Zigtausende von Frauen! Das muss endlich aufhören!!!
    Darum: Werdet Fan dieser Seite, unterschreibt das Manifest, verweigert euch! Seid FETT! Seid stolz auf eure Pfunde, eure Kurven, eure Weiblichkeit!
    P.S.: Auch Männer sind herzlich eingeladen, uns zu mögen. Manche von uns mögen nämlich auch Männer. Kaum zu glauben, aber wahr!«
    Wow! Wer das wohl geschrieben hat? Thea, nehme ich an, das traue ich ihr zu. Und während sich die Constanze Corzelli in mir empört, nickt Paula Pfaff bedächtig, bewegt den Mauszeiger über den »Gefällt mir«-Button und...
    »Tu's nicht!« zischt Constanze. »Warum nicht?« entgegnet Paula. »Weil du davon lebst, du dumme Kuh, dass Frauen sich für FETT halten!« »Sie sind es aber meistens gar nicht«, schießt Paula zurück, »okay, sie sind vielleicht ein wenig... normalgewichtig.« »Normalgewichtig?« Constanze lässt ein höhnisches Lachen hören. »So wie du etwa? Du WURST? Heute schon mal kritisch in den Spiegel geschaut? Auf die Waage gestellt? Traust dich wohl nicht, was?«
    Ich lache schnippisch zurück. »Hab ich nicht nötig! Die fetten Frauen hier haben Recht! Fett zu sein ist nichts weiter als eine Behauptung von Männern und Geschäftemachern! Und wir dummen Gänse machen mit!« Constanze überlegt und sagt dann etwas versöhnlicher: »Na ja, mag sein. Aber du musst doch zugeben, dass man davon gut leben kann, ja? Und es schadet doch niemandem! Nimm nur mal den Rhabarber! Der ist so gesund! Und er schmeckt sogar! Man muss nur dran glauben.«
    Paula nickt. »Ja, stimmt. Rhabarber schmeckt. Mit sehr viel Zucker! Mit leckeren Erdbeeren gemischt! Als Konfitüre! Aber so ziemlich alles schmeckt, wenn man ein Kilo Zucker dran kippt! Sogar Lebertran schmeckt dann!«
    Ein paar Sekunden lang ist es ruhig, Constanze hat es tatsächlich die Sprache verschlagen. »Wir wollen uns nicht streiten«, sagt sie dann sanft, »meinetwegen kannst du den Button anklicken, es ändert ja sowieso nichts. Das hier ist ein Ansammlung von Blaustrümpfen, liegengebliebener weiblicher Restware auf dem großen Heiratsmarkt, verbitterte Rippengestelle und unförmige Tonnen. Klick doch! Zeig doch der ganzen Welt, dass du genauso eine bist wie die!«
    Das ist zuviel! Ich klicke und bin fortan ein Fan der fetten Frauen. »Pff«, macht Constanze. »Und morgen sitzt du wieder im Büro und schreibst an deiner blöden Kolumne!«
    »Hey«, entgegne ich, »das bist DU!« Constanze lacht, höhnischer als zuvor. »ICH? Schätzchen, es tut mir leid, aber ICH bin DU! Schon vergessen?«
    Es klopft an die Tür und bevor ich »Herein« sagen kann, seht Alina mit verschlafenen Augen im Zimmer.
    »Sag mal, mit wem schreist du da eigentlich rum?« Sie nähert sich interessiert dem Computer. »Skypst du etwa? Mit einem Typen von Facebook? Wenn er Geld von dir will, geh sofort off!«
    Hm. Vielleicht wäre ein
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