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Die Verraeterin

Die Verraeterin

Titel: Die Verraeterin
Autoren: J. T. Geissinger
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und keuchend neben ihr auf dem großen Bett zusammen.
    Er lauschte den Schreien, die weit weg, aber deswegen nicht weniger durchdringend klangen. Dann brachen sie ab. Er hörte nichts mehr, obwohl er darauf wartete. Hatte er sich das Ganze vielleicht nur eingebildet? Das Leben in ständiger Finsternis in einem Land ewiger Nacht konnte alle möglichen seltsamen Sinnestäuschungen hervorrufen.
    Es ist so verdammt rosa hier , dachte er, wobei er sich unverhältnismäßig stark irritiert fühlte, als er sich in den ultra-weiblich eingerichteten Räumlichkeiten des Harems umsah. Er war seit über vier Stunden hier, war dehydriert, ausgepumpt und erschöpft. Er musste dringend diese Welt aus Pastelltönen verlassen. Selbst an der verdammten Decke hing ein altrosa Stoff in breiten, schimmernden Bahnen, die sich wie zarte Wolken bauschten, um dann an den Seiten des übergroßen Bettes herunterzuhängen. Er fühlte sich ein wenig bedrängt, fast panisch, als ob eine Sekunde länger in diesem zuckersüßen Raum die Gefahr in sich bergen würde, dass auch seine Haut die rosa Farbe annahm.
    Was war los mit ihm? Er hatte gerade Sex mit der energiegeladensten Frau gehabt, die ihm seit Jahren begegnet war – die Beste unter den Besten des königlichen Harems. Sie lag noch immer verschwitzt neben ihm, doch er verspürte keinerlei Befriedigung. Er hatte vielmehr das Bedürfnis aufzustehen und irgendetwas zu zerfetzen.
    So hatte er sich in letzter Zeit des Öfteren gefühlt. Vor allem jedes Mal, wenn er Dominus gesehen hatte.
    »Das war unglaublich«, schnurrte die Frau. Ohne Bedauern stellte er fest, dass er nicht einmal ihren Namen kannte. Träge rollte sie sich auf die Seite und legte eine Hand auf ihre Brust. »Wie wäre es mit einer weiteren …«
    Ehe sie ihren Satz beenden konnte, setzte sich Constantine ruckartig im Bett auf und fauchte sie an: »Sei still!«
    Sie schnaubte empört und rückte von ihm ab. »Arschloch«, murmelte sie und setzte sich ebenfalls auf. Mit einer ungeduldigen Handbewegung schob sie den rosa Stoff beiseite, der über dem Himmelbett herunterhing, beugte sich herab und hob ihren Morgenmantel vom Boden auf, um hineinzuschlüpfen. Stunden zuvor hatte Constantine ihn ihr leidenschaftlich vom Körper gerissen. »Ihr Bellatorum haltet euch für etwas ganz Besonderes …«
    »Sei still, habe ich gesagt!«
    Da war es wieder, dieses Schreien. Er hatte es sich doch nicht eingebildet.
    »Was zum Teufel ist das?«, flüsterte er und richtete seinen Blick auf den Torbogen an der anderen Seite des Raums.
    Das Schlafzimmer, in dem sie sich befanden und das nur benutzt wurde, wenn der König zu Besuch kam, gehörte zu einer Reihe von ähnlichen Räumlichkeiten, die um ein zentrales Atrium des Harems gebaut waren. Hier führten die Electi ihr langweiliges Luxusleben. Lix und Celian befanden sich in den beiden Räumen nebenan, und als er aus dem Bett sprang und in seine Hose schlüpfte, konnte er bereits Celians Stimme hinter der Tür hören. Sie klang so düster wie seine eigene.
    »Constantine!«
    »Ja, ich komme.«
    Er zog sich hastig an und verließ das Zimmer, ohne noch einen Blick auf die Frau zu werfen. Lix und Celian waren bereits angekleidet und warteten angespannt und nervös in dem schmalen Korridor auf ihn.
    »Das klingt, als würde es von der Fovea kommen«, meinte Celian leise. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, ein Hemd anzuziehen, und so konnte man die riesigen Muskeln seiner Arme sehen, wie sie sich zusammenzogen, als er einen Blick den langen Flur hinunterwarf, der zu den Gemächern des Königs führte.
    »Eine von Dominus’ Gespielinnen?«, fragte Lix. Er fuhr sich mit der Hand durch seine langen, zerwühlten Haare, während sein Blick dem von Celian folgte. »Er hat doch erst diese Woche zwei Neue holen lassen …«
    »Klingt das für euch wie eine menschliche Stimme?«
    Nein. Das klang nicht wie ein Mensch. Menschliche Schreie erreichten nie eine solche Höhe, aber Constantine war sich nicht sicher, ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelte.
    Die drei sahen sich an.
    »Wo ist D?«, fragte schließlich Celian.
    »Wir … äh …« Lix warf Constantine einen nervösen Blick zu. »Wir wollten es dir nicht sagen. Für den Fall, dass Dominus es herausfindet. Dann wärst zumindest du nicht in Schwierigkeiten. Nachdem deine Wunden gerade erst verheilt sind. Vom letzten Mal.«
    Celians Miene verhärtete sich. »Was soll Dominus möglicherweise herausfinden?«
    »D ist mit der principessa
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