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Die Unsterblichen

Die Unsterblichen

Titel: Die Unsterblichen
Autoren: Alyson Noël
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herein. Seine Wangen sind gerötet, allerdings nicht vom flotten Gehen, wie alle glauben. Und dann lehnt Damen sich auf seinem Stuhl zurück, und ich hole tief Luft, schlage meine Kapuze zurück und versinke von Neuem in der vertrauten Geräuschkulisse von Teenagerbeklemmungen, Prüfungsstress, Körperfeindlichkeit, von Mr. Robins' unerfüllten Träumen und von Stacias, Honors und Craigs Ge-grübel, was dieser Supertyp nur an mir finden kann.
     
     

FÜNF
    An unserem Lunchtisch warteten Haven und Miles schon auf mich. Als ich Damen neben ihnen sitzen sehe, bin ich schwer versucht, wieder davonzurennen.
    »Du darfst dich gern zu uns setzen, aber nur, wenn du versprichst, den Neuen nicht anzustarren.« Miles lacht. »Es ist sehr unhöflich, andere Leute anzustarren. Hat dir das nie jemand gesagt?«
    Ich verdrehe die Augen und rutsche neben ihn auf die Bank, wild entschlossen zu zeigen, wie gleichgültig mir Damens Gegenwart ist. »Was soll ich sagen, ich bin von Wölfen aufgezogen worden?« Geschäftig hantiere ich mit dem Reißverschluss meiner Lunchtasche.
    »Ich bin von einem Transvestiten und einer Liebesromanautorin aufgezogen worden«, meint Miles und streckt die Hand aus, um eine Zuckerkugel von Havens Halloween-Törtchen zu klauen.
    »Sorry, das warst nicht du, Süßer, das war Chandler in Friends.« Haven lacht. »Ich dagegen bin in einem Hexenzirkel aufgewachsen. Ich war eine wunderschöne Vampirprinzessin, von allen geliebt, verehrt und bewundert. Ich habe in einem luxuriösen Spukschloss gewohnt, und ich habe keine Ahnung, wie ich mit euch Pennern an diesem Plastiktisch gelandet bin.« Sie nickt Damen zu. »Und du?«
    Er nippt an seinem Getränk, irgendeine schillernde rote Flüssigkeit in einer Glasflasche. Dann sieht er uns drei an und sagt: »Italien, Frankreich, England, Spanien, Belgien, New York, New Orleans, Oregon, Indien, New Mexico, Ägypten und dazwischen noch ein paar Stationen.«
    »Kann man auch >Soldatenbalg< sagen?« Lachend puhlt Haven eine Zuckerkugel ab und wirft sie Miles zu.
    »Unsere Freundin Ever hier«, meint Miles und legt die Zuckerkugel genau auf die Mitte seiner Zunge, ehe er sie mit einem Schluck Vitaminwasser hinunterspült. »Na ja, sie hat früher in Oregon gewohnt«, erklärt er und fängt sich einen scharfen Blick von Haven ein, die mich sogar nach meinem Fettnäpfchentritt vorhin noch immer als größtes Hindernis auf ihrem Weg zu wahrer Liebe betrachtet und es nicht schätzt, wenn die Aufmerksamkeit irgendwie auf mich gelenkt wird.
    Damen lächelt und sieht mir in die Augen. »Wo denn?«
    »Eugene«, murmele ich und konzentriere mich auf mein Sandwich anstatt auf ihn, denn wenn er spricht, ist es jedes Mal das Einzige, was ich höre, genau wie im Klassenzimmer.
    Und jedes Mal, wenn sich unsere Blicke begegnen, wird mir warm.
    Und als sein Fuß gerade gegen meinen gestoßen ist, hat mein ganzer Körper gekribbelt.
    Und das macht mich allmählich wirklich wahnsinnig.
    »Wie bist du denn hier gelandet?« Er beugt sich zu mir herüber, woraufhin Haven noch dichter an ihn heranrückt.
    Stumm starre ich auf die Tischplatte und presse die Lippen zusammen, eine Angewohnheit von mir, wenn ich nervös bin. Ich will nicht über mein altes Leben reden; ich sehe keinen Sinn darin, sämtliche schaurige Details zu schildern. Erklären zu müssen, wie ich, obwohl es absolut meine Schuld ist, dass meine ganze Familie umgekommen ist, es irgendwie geschafft habe, am Leben zu bleiben. Also reiße ich schließlich einfach nur die Rinde von meinem Sandwich ab und sage: »Ist 'ne lange Geschichte.«
    Ich kann Damens Blick spüren - schwer, warm und einladend -, und das macht mich so nervös, dass meine Handflächen schweißfeucht werden und mir meine Wasserflasche aus der Hand rutscht. Sie fällt so schnell, ich kann nichts dagegen machen, alles, was ich tun kann, ist auf das Krachen und Spritzen zu warten.
    Doch noch ehe sie auf der Tischplatte aufschlägt, hat Damen sie schon aufgefangen und mir zurückgegeben. Und ich sitze da, starre die Flasche an und weiche seinem Blick aus. Ich frage mich, ob ich die Einzige bin, die bemerkt hat, wie schnell er sich bewegt hat, so schnell, dass seine Glieder tatsächlich nur noch verschwommen zu sehen waren.
    Dann fragt Miles Damen über New York aus, und Haven rückt so nahe an ihn heran, dass sie ihm praktisch auf dem Schoß sitzt. Ich atme tief durch, esse mein Sandwich auf und rede mir ein, dass ich mir das alles nur eingebildet habe.
     
    Als es
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