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Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Die Unsterblichen: Roman (German Edition)

Titel: Die Unsterblichen: Roman (German Edition)
Autoren: Drew Magary
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man auf dem heißen Stuhl. Sie genießt es, einem zunächst grundlegende Informationen zu entlocken und dann damit zu spielen – sie zu zerpflücken und um sich zu werfen, bis sie sich damit langweilt.
    Wir saßen in unserer Wohnung und sahen uns die Nachrichten an. Es lief gerade der allabendliche Bericht über das Heilmittel, als Katy sich scheinbar aus heiterem Himmel zu mir umdrehte und mich argwöhnisch ansah.
    »Hast du es machen lassen?«
    »Was? Nein!«
    »O mein Gott«, sagte sie. »Du bist der absolut schlechteste Lügner auf der ganzen Welt.«
    »Ich lüge nicht.«
    »Du bist mucksmäuschenstill geworden, als gerade der Bericht anfing. Versuch nicht, es zu leugnen. Mein Deaktivierungsradar funktioniert hervorragend.«
    »Dein Deaktivierungsradar?«
    »Mmhmm. Kannst du dich erinnern, wie ich dir erzählt habe, dass Jesse Padgett es hat machen lassen? Es stimmte tatsächlich. Ich wusste es, weil sie jedes Mal, wenn das Thema angesprochen wurde, vollkommen still wurde. Genauso wie du gerade. Du solltest dich selbst im Spiegel sehen. Dein Gesicht ist ganz rot. Du siehst aus wie eine riesige Tomate.«
    »Mein Gott.«
    »Du hast es getan! Du hast es getan! Du hast es getan! Ich glaub’s nicht! Du verdammter Bastard!«
    Sie hatte mir in Rekordzeit ein Geständnis abgerungen und strahlte vor Begeisterung über ihren Erfolg. Ihre Augen traten hervor, und sie grinste stolz. Sie hat einen schiefen Zahn, den sie als ihr Markenzeichen betrachtet.
    »Erzähl es nur nicht überall herum, okay?«
    »Oh, ich werde es niemandem verraten«, sagte sie. »Ich verspreche es dir. Aber du musst mir alles darüber erzählen.«
    »Es ist noch nicht einmal abgeschlossen.«
    »Es ist noch nicht abgeschlossen? Was ist bisher passiert? Erzähl es mir, erzähl es mir, erzähl es mir. Ich habe gehört, dass sie einem sechzig Nadelstiche verpassen. Alle in die Achselhöhle.«
    »Nein, mir wurde bloß Blut abgenommen, und in einer Woche bekomme ich drei Spritzen. Das ist alles.«
    »Das ist alles? Heilige Scheiße. Und was kostet es?«
    »Siebentausend Mäuse.«
    » Sieben Riesen?«
    »Psst!«
    »Das ist ja gar nichts! Das ist weniger als gar nichts! Ich habe einmal bei Lusardi mehr Geld ausgegeben. Du musst mir sagen, wo du es hast machen lassen!«
    »Das kann ich nicht.«
    »Blödsinn.«
    »Dieser Arzt behandelt nur Patienten, die ihm von einem kleinen Kreis von Leuten vermittelt werden, die er kennt. Und einer davon ist zufällig ein Typ, den ich kenne. Dann endet der Kreislauf. Es ist wie bei einem Drogendealer, ich schwöre es.«
    »Dann sag mir, wie der Typ heißt, und ich behaupte einfach, dass ich ihn kenne.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Ach, bitte. Wer bist du denn – der Hüter des Jungbrunnens? Was ist das denn – ein Club für kleine Jungs? Lasst ihr euch alle deaktivieren, und dann geht ihr zusammen nackt schwimmen? Geht es darum?«
    »Es ist nur so, dass ich niemanden in Schwierigkeiten bringen möchte. Sie haben mich gebeten, es nicht weiterzuerzählen.«
    »Das ist so unfair. Wer ist der Typ, den du kennst? Ist es Schilling? Ich wette, es ist Schilling.«
    »Nein …«
    Wieder dieses hinterhältige, triumphale Grinsen. »Er ist es! Das ist so faszinierend. Ich brauche nicht einmal einen Lügendetektor, ich muss bloß eine Frage stellen und warten, bis dein Kopf explodiert.«
    »Und wenn schon, du brauchst trotzdem die Adresse und die Telefonnummer.«
    »Na und? Warum solltest du das alles für dich behalten? Mal ehrlich, nenn mir einen guten Grund dafür, außer diesem kleinen, lächerlichen Schwur, den du geleistet hast. Warum verdiene ich es nicht, die Information zu bekommen, und du schon? So zaghaft kenne ich dich ja gar nicht. Aber dann frage ich dich nach dieser einen Sache, und du wirst mucksmäuschenstill. Komm schon, nerv mich nicht. Es ist ja nicht so, dass die Leute nicht früher oder später ohnehin merken werden, dass du es hast machen lassen. Wenn man bedenkt, wie schnell ich es herausgefunden habe, wäre es kein Wunder, wenn es morgen früh schon die ganze Stadt weiß.«
    »Okay, gut. Ich werde es dir sagen. Nachdem ich nächste Woche die Behandlung abgeschlossen habe. Und du übernimmst die Kabelrechnung für die nächsten sechs Monate.«
    »Was?«
    »Als eine Art Vermittlungsgebühr«, sagte ich. »Das ist nur fair.«
    »Du gottverdammter Anwalt.«
    »Das sind die Bedingungen. Bist du einverstanden?«
    »Ja. Oh, ich liebe dich! Danke, danke, danke, danke! Ja! Du weißt, dass ich seit Monaten verzweifelt
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