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Die Türme der Mitternacht

Die Türme der Mitternacht

Titel: Die Türme der Mitternacht
Autoren: Robert Jordan
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mir, aber sie würde niemals zulassen, dass ich Aufgenommene in Gefahr bringe. Das soll nur die entsprechenden Gerüchte in Umlauf bringen.«
    »Was für Gerüchte?«
    »Gawyn hat den Attentäter verscheucht. Es hat seit Tagen keinen Mord mehr gegeben, und dafür sollten wir ihn wohl segnen. Aber der Mörder verbirgt sich noch immer, und mir ist nicht entgangen, dass ich in Tel’aran’rhiod von Schwarzen Schwestern beobachtet werde. Wenn ich sie hier nicht stellen kann, dann fange ich sie eben dort. Aber zuerst muss ich eine Möglichkeit finden, sie glauben zu machen, dass sie wissen, wo sie uns antreffen können.«
    »Solange sie Euch finden sollen und nicht diese Mädchen«, sagte Silviana mit ruhiger, aber eisenharter Stimme. Sie war die Oberin der Novizinnen gewesen.
    Egwene verzog das Gesicht, weil sie an die Dinge denken musste, die man von ihr als Aufgenommene erwartet hatte. Ja, Silviana hatte recht. Sie würde aufpassen müssen, Nicola und Nissa nicht ähnlichen Gefahren auszusetzen. Sie hatte überlebt und war darum stärker, aber man sollte keine Aufgenommenen derartigen Prüfungen unterwerfen, falls man eine andere Wahl hatte.
    »Ich sehe mich vor«, sagte sie. »Ich brauche sie einfach, um das Gerücht zu verbreiten, dass ein für mich sehr wichtiges Zusammentreffen bevorsteht. Falls ich dafür die richtige Grundlage schaffe, wird unser Phantom nicht der Versuchung widerstehen können, es zu belauschen.«
    »Kühn.«
    »Von entscheidender Bedeutung«, erwiderte Egwene. Sie zögerte, die Hand auf der Türklinke. »Apropos Gawyn. Habt Ihr herausfinden können, wo er sich in der Stadt verkrochen hat?«
    »Tatsächlich habe ich heute eine Nachricht bekommen, Mutter, was das angeht. Anscheinend ist er … nun, er ist nicht in der Stadt. Eine der Schwestern, die der Königin von Andor Eure Botschaften überbrachte, hat ihn dort gesehen.«
    Egwene stöhnte und schloss die Augen. Dieser Mann wird noch mein Tod sein. »Befehlt ihm, er soll zurückkehren. So sehr er einen auch aufregen kann, werde ich ihn in den nächsten Tagen doch brauchen.«
    »Ja, Mutter«, sagte Silviana und nahm sich ein Blatt Papier.
    Egwene betrat ihr Arbeitszimmer, um weiter an ihrer Korrespondenz zu arbeiten. Ihre Zeit war knapp. Ihre Zeit war so schrecklich knapp.

KAPITEL 2
    Seltsame Begebenheiten
    W as willst du tun, mein Gemahl?«, fragte Faile. Sie waren nach den Verhandlungen mit den Weißmänteln in ihr Zelt zurückgekehrt. Perrins Vorgehensweise hatte sie überrascht - was ihre Zuversicht stärkte, aber auch beunruhigend war.
    Er zog den Mantel aus. »Ich rieche etwas Seltsames im Wind, Faile. Etwas, das ich noch nie zuvor gerochen habe.« Er zögerte, sah sie an. »Es sind keine Wölfe da.« »Keine Wölfe?«
    »Ich kann keine in der Nähe fühlen«, sagte Perrin mit entrücktem Blick. »Es waren welche da. Jetzt sind sie weg.«
    Er zog das Hemd aus und enthüllte eine muskulöse Brust mit braunen Haaren. »Heute gab es viel zu wenig Vögel, zu wenig Geschöpfe im Unterholz. Das Licht soll diesen Himmel verbrennen. Ist er daran schuld, oder ist es etwas anderes?« Er seufzte und setzte sich auf ihre Schlafpritsche.
    »Du gehst… dorthin!«, fragte Faile.
    »Etwas stimmt nicht«, wiederholte er. »Ich muss vor der Gerichtsverhandlung so viel erfahren, wie ich kann. Im Wolfstraum könnten Antworten sein.«
    Die Gerichtsverhandlung. »Perrin, mir gefällt die Idee nicht.«
    »Du bist wütend wegen Maighdin.«
    »Natürlich bin ich wütend wegen Maighdin«, sagte sie. Sie hatten zusammen Maiden durchgemacht, und die Frau hatte ihr nicht erzählt, dass sie die Königin des verdammten Andor war? Es ließ sie wie eine Idiotin aussehen - wie eine Angeberin aus einer kleinen Stadt, die vor einem durchreisenden Schwertmeister ihre Fertigkeiten mit der Klinge anpries.
    »Sie wusste nicht, ob sie uns vertrauen konnte«, sagte Perrin. »Anscheinend floh sie vor einem der Verlorenen. Ich hätte mich auch versteckt.«
    Faile starrte ihn finster an.
    »Sieh mich nicht so an«, sagte er. »Sie hat es doch nicht getan, um dich schlecht aussehen zu lassen. Sie hatte ihre Gründe. Denk einfach nicht mehr daran.«
    Das ließ sie sich ein bisschen besser fühlen; es war so schön, dass er jetzt für sich selbst eintrat. »Nun, ich frage mich allerdings, wer Lini sein wird. Eine seanchanische Königin? Meister Gill ist der untergetauchte König von Arad Doman?«
    Perrin lächelte. »Sie sind bestimmt ihre Diener. Zumindest Gill ist der, der er zu
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