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Die Totgesagten

Titel: Die Totgesagten
Autoren: Camilla Läckberg
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erwähnt werden.
    »So, ich schlage vor, wir nehmen Platz und widmen uns den Geschäften.« Erling W. Larson deutete auf den großen Esstisch, den seine Frau diskret mit Kaffee und Kuchen gedeckt hatte, während er den anderen Gemeinderäten das Haus zeigte. Nun stand sie stumm am Tisch und wartete, bis alle sich gesetzt hatten. Erling schenkte ihr ein anerkennendes Lächeln. Seine kleine Viveca war Gold wert. Sie wusste, was sie zu tun und zu lassen hatte, und war eine ausgezeichnete Gastgeberin. Gepflegte Konversation war zwar nicht ihre Stärke, aber er sagte gern, eine Frau, die schweigen konnte, sei ihm lieber als eine, die ständig schwatzte.
    »Na, was denkt ihr über den Meilenstein, vor dem wir heute stehen?« Sie hatten sich an den Tisch gesetzt. Viveca schenkte reihum Kaffee in die weißen Tassen aus hauchdünnem Porzellan.
    »Du kennst meinen Standpunkt«, sagte Uno Brorsson und ließ vier Zuckerwürfel in seinen Kaffee plumpsen. Erling beobachtete ihn mit Abscheu. Er hatte kein Verständ nisfür Männer, die ihren Körper und ihre Gesundheit vernachlässigten. Er selbst joggte jeden Morgen zehn Kilometer und hatte sich dezent liften lassen. Letzteres war allerdings nur Viveca bekannt.
    »In der Tat«, gab Erling ein wenig schärfer zurück als beabsichtigt. »Du hast ausreichend Gelegenheit gehabt, deine Meinung zu äußern, und da wir diesen Beschluss nun mal mehrheitlich gefasst haben, halte ich es für das Vernünftigste, jetzt an einem Strang zu ziehen und das Beste aus der Situation zu machen. Es hat keinen Sinn, die Sache noch einmal zu diskutieren. Das Fernsehteam rollt heute an, und – ihr kennt meinen Standpunkt – ich persönlich bin der Meinung, unserer Gegend hätte nichts Besseres passieren können. Bedenkt nur, welchen Aufschwung frühere Staffeln den Orten gebracht haben, in denen sie aufgezeichnet wurden. Åmål hatte ja bereits im Zuge des Kinofilms von Lukas Moodysson eine gewisse Aufmerksamkeit bekommen, aber mit dem Medienrummel anlässlich der Reality-Soap ist das nicht mehr zu vergleichen. Raus aus Töreboda hat die kleine Ortschaft berühmt gemacht, in der die Staffel gedreht wurde. Stellt euch vor, dass sich halb Schweden Raus aus Tanum ansieht! Eine ausgezeichnete Gelegenheit, unsere abgelegene Gegend von ihrer Schokoladenseite zu zeigen!«
    »Schokoladenseite!«, schnaubte Uno. »Sex, Alkohol und hirnlose Fernsehtussis, sieht so das Bild aus, das du von Tanum vermitteln willst?«
    »Also, ich glaube, es wird total spannend!«, rief Gunilla Kjellin mit ihrer etwas zu schrillen Stimme und warf Erling einen verzückten Blick zu. Sie war hingerissen von ihm. Eigentlich war sie fast schon verliebt in ihn, was sie natürlich nie zugegeben hätte. Erling wusste jedoch genau, was sie für ihn empfand. Und immer wenn er ihre Unterstützung brauchte, nutzte er ihre Gefühle schamlos aus.
    »Genau,hört auf Gunilla! So sollten wir alle das kommende Projekt betrachten! Uns erwartet ein großes Abenteuer, und für diese Chance sollten wir dankbar sein.« In Erlings Tonfall lag ansteckende Begeisterung. Seine Stimme hatte ihm in seinen Jahren in dem riesigen Versicherungsunternehmen gute Dienste erwiesen. Nicht nur die Angestellten, auch der Vorstand hatten ihm immer interessiert zugehört. Beim Gedanken an diese turbulenten Jahre seines Berufslebens wurde er ein wenig sentimental. Doch Gott sei Dank hatte er sich rechtzeitig zurückgezogen. Hatte sein wohlverdientes Geld eingesteckt und seinen Hut genommen, bevor die blutrünstige Journalistenmeute Wind von der Sache bekam und sich auf seine Kollegen stürzte. Wie auf eine Beute, die man zu Tode hetzen und in Stücke reißen wollte. Es war Erling alles andere als leichtgefallen, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Aber im Nachhinein erwies es sich als die beste Entscheidung seines Lebens.
    »Nehmt doch noch von dem Gebäck, es ist aus der Konditorei Elg.« Er zeigte auf den Teller mit den Blätterteigteilchen und Zimtschnecken. Artig beugten sich alle vor und bedienten sich. Er selbst hielt sich zurück. Dass er trotz gesunder Ernährung und regelmäßigem Sport einen Herzinfarkt bekommen hatte, war ihm nur ein zusätzlicher Ansporn.
    »Wie gehen wir mit eventuellen Sachbeschädigungen um? Ich habe gehört, dass so etwas während der Dreharbeiten in Töreboda vorgekommen ist. Steht der Sender dafür gerade?«
    Erling schnaufte ungeduldig in die Richtung, aus der die Frage gekommen war. Der junge Wirtschaftsbeauftragte der Ge mein de
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