Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)

Titel: Die Toten schweigen nicht: Thriller (German Edition)
Autoren: Paul Cleave
Vom Netzwerk:
anständigen Priester unter anständigen Bedingungen anständig beerdigt, und nicht von einem irren Mörder in seinem Keller obduziert und zurechtgemacht.
    Neben dem Zelt bremst ein Wagen mit Vierradantrieb, zwei Männer steigen aus und gehen zum Kofferraum. Jeder wuchtet eine Tauchflasche heraus, dann greifen sie erneut hinein und holen weitere Ausrüstungsgegenstände hervor.
    »Hören Sie, Tate, ich habe Ihnen gesagt, was ich kann. Sie haben mit der ganzen Sache nichts zu tun, und falls Sie da anderer Meinung sind, besprechen Sie das mit Ihren ehemaligen Kollegen. Ich muss zurück an die Arbeit.«
    Ich sehe Sheldon hinterher, der wieder im Zelt verschwindet. Der Hubschrauber schwirrt immer noch durch die Luft; seine Rotorblätter klingen wie anschwellende Kopfschmerzen. Ich kann mir schon vorstellen, was die Journalisten berichten, mit was für einer Geschichte sie aufwarten werden, keine Frage, sie werden Kapital daraus schlagen. Stößt unbescholtenen Bürgern etwas Schreckliches zu, sind das großartige Nachrichten.

Kapitel 4
     
    Ich hasse Friedhöfe. Nicht dass ich mich vor ihnen fürchte, es ist nichts Krankhaftes wie bei Leuten mit Flugangst, die trotzdem fliegen müssen. Ich mag sie einfach nur nicht. Ich könnte nicht mal sagen, dass sie für all das Verkehrte in der Welt stehen, denn das stimmt nicht. Logisch betrachtet. Aber es kommt mir so vor . Vermutlich deshalb, weil sie für all das stehen, was man den Menschen angetan hat, denen Unrecht zugefügt wurde – und selbst dann vertreten sie nur diejenigen, die man gefunden hat. Denn dort draußen gibt es noch mehr, in irgendwelchen Löchern und Flüsschen, in Gletscherspalten und Ozeanen, von Ketten am Grund gehalten, Menschen, denen kein Grabstein eine Stimme verleiht, sondern nur die Erinnerungen ihrer Freunde und Familien. Klar, auch das stimmt nicht. Denn das hieße ja, dass alle Gräber hier draußen von Verbrechensopfern stammen, und das trifft natürlich nur auf einige wenige zu. Die meisten gehören zu Leuten, die zu alt zum Leben waren, zu früh gestorben sind oder die einfach zu viel Pech hatten, um weiterzuleben.
    Auf der Fahrt vom Friedhof klingelt alle paar Minuten mein Handy. Ich habe Glück, dass das Ding nach dem Ausflug ins Wasser noch funktioniert. Bei Salzwasser sähe das anders aus. Direkt hinter den Toren treffe ich auf eine Straßensperre; quer über die Fahrbahn, dicht an dicht, parken mehrere Polizeiautos, um die Leute daran zu hindern, die Toten zu betrauern, oder die Toten daran, abzuhauen und sich unter die Trauernden zu mischen. Ich kurve zwischen den Autos hindurch und fahre an den versammelten Journalisten vorbei. Das ist der Kreislauf des Lebens. Kleinbusse und Allradwagen mit dem Logo von Nachrichtensendern auf der Seite und Satellitenschüsseln auf dem Dach stehen kreuz und quer in der Gegend herum; der Regen hält die Kamerateams und Reporter allerdings nicht von dem Versuch ab, trotz der Nässe eine gute Figur zu machen. Ich schaffe es an ihnen vorbei, indem ich so tue, als würde ich die immer gleichen Fragen, die mir die Reporter zurufen, nicht verstehen.
    Unmittelbar darauf gerate ich in die erste Welle des Feierabendverkehrs, der jeden Tag um diese Zeit die Stadt verstopft. Auf dem Rücksitz, zusammen mit dem geliehenen Anorak, liegen meine nassen Sachen. Damit meine Hose nicht das Polster durchweicht, habe ich die Decke über meinen Sitz gebreitet. Außerdem habe ich die Heizung voll aufgedreht, so dass die Windschutzscheibe beschlägt; dagegen kommt selbst die Klimaanlage nicht an. Alle dreißig Sekunden muss ich das Kondenswasser mit meiner Handfläche wegwischen. Ich schalte das Radio an. Talking Heads. Wenn man ihrem Song Glauben schenkt, weiß ich zwar, wo ich hinfahre, aber nicht, wo ich gewesen bin. Ich schalte das Radio aus. In meinem Fall liegen die Talking Heads falsch.
    Der erste Anruf, den ich entgegennehme, ist von Detective Inspector Landry. Er bittet darum, mich auf dem Revier einzufinden, um eine offizielle Aussage zu machen. Wahrscheinlich ist ihm klar, dass er der Welt einen Gefallen tut, wenn er mich für ein paar Stunden aus dem Verkehr zieht. Und mit mir bespricht, was genau dazu geführt hat, dass ich mich auf einem Friedhof mit Leichen herumtreibe, für deren Auftauchen es keine Erklärung gibt. Als ich ihn frage, ob sie den Friedhofswärter inzwischen aufgespürt haben, meint er, dass sie mir Bescheid sagen, sobald sie ihn haben, doch wir beide wissen, dass das Blödsinn ist.
    Die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher