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Die tote Autorin (German Edition)

Die tote Autorin (German Edition)

Titel: Die tote Autorin (German Edition)
Autoren: Lena Aischa
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Tag verschieben. Während sie um den See auf das Häuschen zuging, spürte sie, wie sie mit jedem Schritt ihre Lebensfreude zurückgewann. Was ist das nur für ein Ort? , fragte sie sich. Anna Beck war noch ein paar Meter entfernt, als sie merkte, dass sie nicht alleine war. Sie war unsicher, ob sie weiterlaufen sollte, aber irgendetwas zog sie an. Sie näherte sich dem Haus und rief leise Hallooo . Keine Antwort. Sie stieg über vier Stufen zur Veranda hinauf und rief nochmals Halloooo, diesmal lauter. Wieder keine Antwort. Sie war sich sicher gewesen, dass die Frau auf der Veranda sie gesehen und angelächelt hatte.
     
    War sie dabei verrückt zu werden? Anna Beck zitterte, sank zu Boden und weinte. Sie war durcheinander, erschöpft und so müde, dass sie auf dem Holzboden einschlief. Die Kälte schien sie nicht zu spüren. Als sie am Morgen erwachte, sass die Frau immer noch in ihrem Schaukelstuhl und lächelte Anna Beck an. Schlagartig war Anna Beck hellwach und ihr wurde klar, dass sie neben einem toten Menschen geschlafen hatte. Sie lief zum Steg und dort auf und ab. Sie war an diesen Ort gekommen um zu sterben. Aber jetzt war alles anders. Sie lebte, und wie! Es war nicht zu spät alles wieder in den Griff zu bekommen. Zugegeben, sie war mit HIV infiziert, aber noch lebte sie, während die arme Frau dort auf dem Schaukelstuhl tot war.
     
    Die Natur erstrahlte in der Frühlingssonne. Es war immer noch sehr kalt. Was tut man, wenn man eine Leiche findet? , fragte sich Anna Beck. Als ob sie es nicht wüsste! Die Polizei rufen! Aber was konnte die Polizei jetzt noch unternehmen? Davon würde diese Frau nicht zum Leben erwachen. Sie ging zur Toten zurück, nahm einen Stuhl, setzte sich neben sie und sagte: « Hallo. Ich habe das Gefühl, dass ich es dir verdanke noch am Leben zu sein, und kenne nicht einmal deinen Namen.»
     
    Ihr Blick wanderte zwischen dem Horizont und der Toten hin und her. Sie versuchte sich die Eindrücke in ihrem Gedächtnis einzuprägen, dann sprach sie weiter: « Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich mich jetzt umsehen und dein Haus betreten, danach gehe ich zu meinem Auto zurück und rufe die Polizei.»
     
    Jetzt spreche ich schon mit einer Leiche , wie idiotisch, dachte sie. Als könnte ihr die tote Frau antworten. Anna Beck schüttelte über ihr Verhalten den Kopf. Sie war gestern in Eile und Wut aus ihrem Auto gestiegen und hatte alles dort liegen lassen. Auch ihr Handy. Die Haustür war nicht verschlossen und es gab auch keinen Schlüssel. Die Frau hatte sich wohl in dieser Umgebung sehr sicher gefühlt. Anna Beck betrat das Häuschen und war erstaunt, wie schlicht und trotzdem behaglich der Wohnraum eingerichtet war. Sie sah sich weiter um. Hinter der ersten Tür links war das Schlafzimmer. Hier war, wie im Wohnraum, alles aufgeräumt. Anna Beck fiel auf, dass nirgends Fotos zu sehen waren. Hatte die Tote keine Familie oder Freunde?
     
    Langsam wurde sie neugierig und wollte ergründen, wer diese Frau war. Sie verliess das Schlafzimmer. Hinter der nächsten Tür lag das Badezimmer.
     
    « Wer hätte gedacht, liebe Frau, dass in diesem einfachen Häuschen ein solches Schmuckstück von einem Bad versteckt ist. Sie hatte wirklich Geschmack», dachte Anna Beck laut.
     
    Das Bad war sechseckig, geräumig, hatte an drei Wänden Fenster und war dadurch sehr hell. Rustikaler und moderner Stil waren ineinander verschmolzen worden. Es war einmalig schön. Sie wollte mehr erfahren und lief zur nächsten Tür, aber sie kam nicht über die Schwelle. Was sie sah, riss sie aus der bisherigen Harmonie. Der Raum war ebenfalls sechseckig und musste das Arbeitszimmer gewesen sein – aber hier sah es so aus, als hätte jemand alles durchwühlt.
     
    Überall Papier und umgekippte Möbel, zerbrochene Bilder und Fensterscheiben. Anna Beck war geschockt und nicht fähig klar zu denken. Aber so viel stand fest: Es konnte unmöglich das Werk dieser Frau gewesen sein. Sie würde nicht so ein Chaos hinterlassen um sich dann friedlich auf die Veranda zu setzen. Für Anna Beck war es zu viel.
     
    Sie musste die Polizei rufen! Sie drehte sich um und rannte aus dem Haus, an der toten Frau vorbei und hetzte zum Auto. In der Eile hatte sie nicht bemerkt, dass hinter dem Arbeitstisch noch jemand lag. Von der Seite, von der sie gekommen war, gab es keine Strasse, nur einen schmalen Fussweg, der im Nirgendwo endete. Anna Beck hatte keinen besonders guten Orientierungssinn und musste aufpassen, dass sie sich
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