Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
Vom Netzwerk:
hob die Hand, die noch immer den Bierkrug hielt, hoch und prostete allen zu. Mit einem zufriedenen Lächeln nahm er einen großen Schluck.
    »Glotzt mich nicht so an! Ich will in Ruhe mein Bier trinken und habe keine Lust auf Messerstechereien. Wenn jemand etwas dagegen hat, kann er sich gerne mit mir verabreden.« Berenghor grinste nach dieser Ansprache noch zufriedener in die Runde. Dann fand sein Blick den schlechten Verlierer. »Mach dich vom Acker. Den Gewinn kannst du dir abschminken.«
    Für den Bruchteil einer Sekunde schien es sich der Kerl zu überlegen. Als Berenghor jedoch kurz seinen mächtigen Oberkörper streckte und ihn auffordernd ansah, suchte er dann doch das Weite. Der dritte Verlierer im Bunde saß noch immer auf seinem Stuhl, hatte die Szene jedoch mit großen Augen verfolgt.
    »Nimm dir die Kröten. Er hier…« Berenghor deutete auf den bewusstlosen Dürren, »… hat sie sich verspielt, als er bereit war, dafür zu töten.«
    Das kleine Häuflein Elend verstand erst nicht so recht, doch als Berenghor ihm aufmunternd zulächelte, kratzte er allen Mut zusammen und begann damit, das Geld aufzusammeln.
    Nach und nach verzogen sich die Schaulustigen wieder. Die Show war vorbei und nach einigen Minuten kümmerte sich jeder nur noch um seinen eigenen Kram. Berenghor marschierte gelassen zum Tresen zurück und bestellte ein weiteres Bier. Den leeren Krug stellte er mit einem lauten Rülpsen ab.
    »Dank dir und … das geht auf mich«, flüsterte der Wirt und nickte ihm erleichtert zu. Dieses Mal musste er keine der Stadtwachen bestechen, um die Leiche loszuwerden. »Prinzipiell habe ich nichts gegen gesunde Meinungsverschiedenheiten, doch irgendwann leidet selbst der Ruf des Goldenen Erkers unter zu vielen toten Gästen.« Er grinste.
    »Das verdankst du deinem Bier mein Guter«, antwortete Berenghor und nahm einen kräftigen Schluck aus dem gut gefüllten Tonkrug. »Pass mal eben darauf auf.«
    Der Söldner verspürte nach drei Litern Bier ein dringendes Bedürfnis und machte sich, schon leicht wankend, auf den Weg. Von hinten hörte er den Wirt rufen.
    »Einfach hinten auf die Gasse raus. Was anderes haben wir hier nicht.«
    Es war nicht weit. Eine kleine Tür am Ende des Wirtshauses wies den Weg. Als Berenghor hinaustrat, umfing ihn graues Zwielicht. Es war spät geworden, sehr spät sogar. Er machte sich nicht die Mühe, auf die Gasse zu gehen und öffnete noch im Türbogen das Lederband der Hose. Gerade als er anfing sich zu erleichtern, hörte er einen dumpfen Einschlag. Etwas war neben ihm in die Hauswand eingeschlagen. Langsam drehte er den Kopf zur Seite und mit vom Alkohol leicht getrübten Blick konnte er, etwa auf Augenhöhe, einen mit spitzen Zacken versehenen Stern erkennen. Er steckte in der Hauswand und blitzte sachte im tanzenden Lichtschein der offenen Tür. Überrascht und neugierig zugleich suchte er nach dessen Quelle. Etwas weiter hinten machte er zwei Gestalten aus, die ohne Zweifel miteinander rangen. Es hatte den Anschein, als sei zumindest eine davon eine Frau. Ihr kastanienfarbenes, schulterlanges Haar schimmerte im Dunkel der Gasse. Der Rest aber waren nur Schatten und Schemen.
    Gleichgültig schüttelte Berenghor den Kopf und schloss das Lederband der Hose. Hier musste er sich um nichts kümmern. Er konnte einfach wieder in den Goldenen Erker gehen und die Tür hinter sich zuziehen. Und genau das machte er auch. Sofort umfing ihn wieder die warme, stickige Luft der Kneipe, und voller Vorfreude auf die nächste Runde machte er sich auf den Weg zurück zur Theke.

Schlaf der Schatten
    S hachin lief durch die nächtlichen Gassen Leuenburgs. Sie wusste genau, wo sie hinwollte. Die Stadtwache hatte sie in den Schatten nicht entdeckt und nun war sie auf dem Rückweg zu ihrem Versteck. Es war nicht ihre Art, sich irgendwo offiziell einzuquartieren. Lieber suchte sie sich versteckte, unbelebte Ecken. Dort war sie vor unliebsamen Besuchern geschützt und für sich allein. Das Herdenverhalten der Menschen sagte ihr nicht sonderlich zu und gerne mied sie auch die großen Städte des Reiches. Mit der Tatsache, dass aber meist gerade dort die lukrativsten Aufträge auf sie warteten, hatte sie sich jedoch arrangiert.
    Das Adrenalin pulsierte noch durch ihre Adern. Geschmeidig und unentdeckt hastete sie zwischen den Häusern hindurch. Außer ein paar hoffnungslos Betrunkenen begegnete ihr keine Menschenseele.
    Sie dachte immerfort an den unheimlichen Gegner von eben. Wer war er? Wo kam
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher