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Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)

Titel: Die Tore nach Thulien, Buch I: Dunkle Gassen: Wilderland (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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unmöglich. Die Tür zum Schankraum stand offen, und von innen drang dumpfes Gelächter und Gesang auf die Gasse. Einen kurzen Moment dachte Berenghor daran, zum Schmied zurückzugehen und seinen Zweihänder zu holen, doch dann entschied er sich anders. Dies war sicher ein Ort für Stadtstreicher und Halunken, doch im Fall der Fälle würden seine Fäuste hier mehr bewirken als ein beinahe zwei Schritt großes Langschwert. Und außerdem trug er ja noch das ein oder andere Messerchen am Leib.
    Mit dem ersten Schritt über die Schwelle stieg ihm sofort ein beißender Geruch in die Nase. Eine Mischung aus Schweiß, Bier und Rauch. Selbst für einen späten Nachmittag wie heute war im Goldenen Erker viel Betrieb. Fast alle Tische waren besetzt und der Wirt hatte alle Hände voll zu tun. Eine ältere Frau ging zwischen den Stühlen umher. Das große Tablett auf ihrer Schulter balancierend, nahm sie immer wieder leere Tonkrüge auf oder stellte schaumig gefüllte ab.
    Berenghor lehnte sich an die Theke und suchte den Wirt. »Noch’n Zimmer frei?«
    Der Wirt musterte Berenghor im Vorbeigehen kurz. »Zehn Heller pro Nacht und Nase.«
    Der Preis ging in Ordnung und Berenghor nickte.
    »Vorkasse und hier auf die Hand!«, rief der Wirt vom anderen Ende der Theke, als er gerade wieder einen Krug einschenkte.
    Das war klar , murmelte der Söldner und kramte in seinem Soldsäckel.
    »Drei Nächte in der Fürstensuite«, witzelte Berenghor, als er die Münzen auf den Tresen warf. Klimpernd kullerten sie über das speckige Holz und blieben in einer Bierlache liegen.
    »Ihr bekommt das Beste, das ich habe«, antwortete der Wirt unheilvoll und wischte sich die Münzen samt dem alten Bier in die Schürze.
    »Gib mir mal ’nen Krug von deinem edlen Tropfen. Anders hält man es hier ja nicht aus«, forderte Berenghor den Wirt lachend auf, warf abermals klimpernd ein paar Münzen auf den Tresen und sah sich im Schankraum um. Der Wirt schien sich nicht weiter in ein Gespräch verwickeln lassen zu wollen. Er stellte Berenghor stumm den Krug hin und machte sich wieder an die Arbeit.
    Berenghor hatte Schwierigkeiten, diesen Zeitgenossen einzuschätzen. Er war im Stress, keine Frage, aber dennoch hätte er erwartet, dass gerade er einem Fremden etwas auf den Zahn fühlen wollte.
    Mal sehen, wie sich der Abend entwickeln würde. Noch war es früh, der Alkoholpegel vergleichsweise niedrig und die Gemüter noch ruhig. Berenghor wusste aus eigener Erfahrung, dass sich das mit zunehmender Stunde schnell ändern konnte.
    Bei einem Blick in die Runde meinte Berenghor den einen oder anderen Handwerker ausmachen zu können, und die Gruppe hinten im Erker verdiente ihren Lebensunterhalt sicher nicht mit legalen Geschäften. Auch Glücksspiel war vertreten. An einem großen runden Tisch polterten immer wieder Würfel über das Holz, und ab und an warfen die Spieler Münzen in die Mitte des Tisches. Berenghor beobachtete die Zocker und nach einer Weile hatte sich ein kleines Vermögen angesammelt. Die Stimmung am Tisch wurde angespannt. Einer würde in wenigen Minuten der glückliche Gewinner sein und die anderen hatten die Zeche zu zahlen. Berenghor schmunzelte. So war es immer, und der Trick dabei war, stets auf der Gewinnerseite zu stehen. Er selbst hatte das zwar rein politisch gesehen nicht immer geschafft, doch als Söldner war das nicht sonderlich problematisch. Man musste am Ende nur überleben, und wenn doch einmal der vereinbarte Sold ausblieb, nahm man sich einfach, was einem zustand. Notfalls auch mit Gewalt.
    Den Gesichtsausdrücken nach zu urteilen war die heiße Phase beim Würfelspiel erreicht. Berenghor spitzte die Ohren und sah aufmerksam hinüber. Scheinbar hatte noch jeder der Spieler die Chance auf den großen Pott und umso größer wurde bei jedem die Anspannung. Der Kriegerinstinkt des hünenhaften Söldners sagte ihm, dass Ärger in der Luft lag. Gleich würde etwas passieren, da war er sich sicher. Er witterte diese Dinge immer im Voraus und bisher hatte er sich noch nie getäuscht. Auch der Wirt schien etwas bemerkt zu haben. Wie ein verwundetes Tier lief er rastlos hinter dem Tresen auf und ab und wischte sich dabei immer wieder nervös die Finger an der Schürze ab. Sein Blick zuckte laufend unruhig zum Tisch und dann wieder auf den Tresen.
    Plötzlich hallte ein Jubelschrei gefolgt von lautem Lachen durch den Schankraum. Der Sieger stand also fest. Ein großer, hagerer Mann mit schulterlangem Haar griff über den Tisch und
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