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Die Terranauten 098 - Duell der Träume

Die Terranauten 098 - Duell der Träume

Titel: Die Terranauten 098 - Duell der Träume
Autoren: Robert Quint
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Sarkasmus fragte sich Junita, ob da eine Verbindung zu dem Wort lovely aus der altirdischen Sprache Englisch bestand.
    Der Saatmeister zupfte an seinem buschigen, gleichfalls feuerroten Schnurbart und warf der Treiberin einen verweisenden Blick zu.
    »Frechheit«, knurrte der Hüne. »Die jungen Leute von heute besitzen weder Respekt vor den Senioren, noch den Anstand, ihre vorwitzigen Gedanken abzuschirmen. Oder willst du auf diese charmante Weise mein männliches Interesse auf dich lenken, teure Junita?«
    Die Treiberin lächelte.
    »Zwar hätte ich nichts dagegen, mit dir ins Bett zu gehen«, versetzte sie gutgelaunt, »aber ich fürchte, in einem unachtsamen Augenblick von dir zerquetscht zu werden. Und das ist gewiß nicht der Sinn der Sache, oder?«
    Lavily zuckte die Achseln.
    »Du unterschätzt meine Zärtlichkeit und …«
    Wollt ihr flirten oder arbeiten? unterbrach der telepathische Impuls das launige Gespräch. Yggdrasil, steh mir bei! Ich rackere mich hier ab, und diese beiden Faulpelze geben sich unkeuschen Fantasien hin. Wo bleibt denn da die Moral?
    Lavily schaltete das Funkgerät seines Raumanzugs ein. »Ich habe dir schon tausendmal gesagt, daß in dieser Phase nur einer telepathiert, Trosten«, brüllte er, »und das bin ich, verstanden?«
    Trosten, der sich noch in der Nervenzentrale des Organseglers aufhielt, antwortete nun ebenfalls über Funk.
    »Natürlich habe ich verstanden, Riesenbaby«, gab er respektlos zurück. »Laut genug war’s ja.«
    Das Saatmeister lief rot an; ein Farbton, der – wie Junita sich im stillen eingestand – gut zu seinem Haarschopf paßte.
    Nur das Grün des Raumanzugs störte die Harmonie.
    Lavily drehte sich zur Seite, und das fotosynthetische Moos wellte sich, um die haarfeinen Empfängerfasern wieder auf die nächste und hellste stellare Lichtquelle zu richten – den blauen Überriesen CC-4534-34, der einen knappen Parsec entfernt war.
    Lautlos glitt der Organsegler durch den interstellaren Raum.
    Der Organsegler ähnelte ein wenig einer ins Riesenhafte vergrößerten irdischen Flunder. Er war fast sechshundert Meter lang, maß an der breitesten Stelle zweihundert Meter und war so dick wie ein zwanzigstöckiges Hochhaus.
    Wie die meisten Schiffe war er in den Brutzentren von Sarym und Arioch gezüchtet worden, und trotz seiner Ausmaße war er noch klein im Vergleich zu den Scouts, die auf Forschungsfahrt hinausflogen zu den Außenseiter-Sonnen und den der Milchstraße vorgelagerten Sternennebeln.
    Lavily und Junita standen auf der borkigen, zerklüfteten Rückenplatte des Organseglers. Ferne Sonnen funkelten winzig im Schwarz des Alls. So unmittelbar dem Weltraum ausgesetzt, schauderte Junita fast unter dem Eindruck der majestätischen Unermeßlichkeit, mit der sich ihr der Kosmos darbot.
    Doch rasch gewann ihr nüchterner Verstand wieder die Oberhand über ihre sentimentale Stimmung.
    Schließlich habe ich einen Job zu erledigen, sagte sie sich.
    Sie registrierte den mißbilligenden Blick, den ihr Lavily durch die Helmscheibe seines moosbesetzten Raumanzugs zuwarf.
    »Einen Job!« klagte der Hüne. »Man höre sich das an! Wo bleibt denn da die Ehrfurcht vor der Schöpfung?«
    »Ehrfurcht ist bei dem kargen Lohn nicht mehr drin, den die Saatmeisterei ihren unterbezahlten Mitarbeitern zumutet«, gab Junita patziger als gewollt zurück.
    Lavily mußte trotz ihrer mentalen Abschirmung ihre Gedanken aufgefangen haben.
    Die kleine, zartgebaute Frau, die fast noch ein Mädchen war, schnitt eine Grimasse.
    »Privatsphäre ist für dich wohl ein Fremdwort, wie?« fauchte sie verärgert. »Schnüffler! Vampir!«
    Im Ohrempfänger klang Trostens helles Gelächter auf. »Bravo, Mädchen«, lobte der Navigator. »Gib’s ihm tüchtig. Dieses Riesenbaby wird von Tag zu Tag unverschämter.«
    »Ruhe!« donnerte der Saatmeister. »Spart euch eure Beifallsäußerungen für später auf. Ich muß mich konzentrieren.«
    Junita trat ein wenig zurück.
    Forschend musterte sie die goldene Blüte, die vor ihr auf dem Rückenschild des Organseglers wuchs.
    Der Blütenkelch besaß einen Durchmesser von vierundzwanzig Metern und war halb so hoch. Die intensive goldene Färbung rührte von dem psionisch aufgeladenen Blütenstaub her, mit dem sie die Kosmischen Sporen anlockte.
    Der Saatmeister kniete auf dem runzligen, trotz der Eiseskälte des Vakuums handwarmen Rückenschild nieder und konzentrierte sich.
    Junita schwieg.
    Niemand störte einen Saatmeister bei der Arbeit.
    Vor allem
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