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Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis

Titel: Die Terranauten 072 - Das Erbe im Eis
Autoren: Andreas Weiler
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vorsichtig. Es sind unruhige Zeiten auf der Erde.«
    Oh, ja, sandte Narda telepathisch aus, so daß auch David sie verstehen konnte. Ich habe begriffen. Ich habe sehr gut begriffen.
    Vielleicht, fügte Nayala besorgt hinzu, sollten wir David nicht allein lassen. Spürst du sie nicht auch, die Aura der sich verdichtenden Gefahr?
    Macht euch um mich keine Sorgen, erwiderte David. Ich schätze, ich komme auch ein paar Minuten ohne euren Beistand aus.
    Unser lieber David wird übermütig, meinte Nayala.
    Verzeih ihm, entgegnete Narda darauf. Das ist nur sein jugendlicher Überschwang …
     
    *
     
    Düsterrot stand der Glutball der Sonne dicht über dem westlichen Horizont. Er war wie eine Wunde im Himmel selbst, aus der sich Strahlenblut über diesen Teil der Erde ergoß.
    Leise sang der Wind in den Ruinen des ehemaligen Großraums Osnabrück. Er trug in seinen unsichtbaren Armen Staub vergangener Jahrhunderte, den Verwesungsgeruch eines zerfallenen, anorganischen Organismus.
    Die Schatten wurden länger. Hier und da huschte eine Ratte dahin auf der Suche nach Nahrung. Ihr Quieken klang seltsam durch das Schweigen des Todes.
    Sand knirschte. Aus verschiedenen Richtungen näherten sich einige Männer und Frauen einem gemeinsamen Ziel. Ihre Schatten verschmolzen mit denen der hochaufragenden, manchmal zernarbten und zerklüfteten Mauern.
    Manuel Lucci sah sich um, bevor er mit einem anderen Mitglied des Kommandos Brak Shakram die zwar dicke, aber nicht sonderlich schwere Abdeckplatte zur Seite schob. Darunter lag ein dunkler Schacht. Ohne zu zögern, ließen sich die beiden Männer hinab. Luccis Begleiter schaltete eine Lampe an seinem Gürtel ein. Ihr trüber Schein offenbarte rauhe Wände, aus deren Rissen und Spalten brackiges Wasser sickerte. Die verwitterten Wände täuschten jedoch. Sie hatten dafür gesorgt, daß hier in regelmäßigen Abständen Induktionsschleifen verborgen waren, die ein Annähern unbefugter Personen unverzüglich an ein provisorisches Überwachungszentrum meldeten. Sie hatten sich abgesichert – soweit das möglich war.
    Nach einem zehnminütigen Marsch durch ein Tunnel- und Ganglabyrinth gelangte sie in einen höhlenartigen Raum, der angenehm temperiert war und in dessen Zentrum sich ein langer Tisch befand, an dem bereits sechs weitere Männer und Frauen warteten. Lucci und sein Begleiter schlossen den Zugang und setzten sich schweigend. Sie mußten nicht allzu lange warten. Nach einer knappen Viertelstunde waren auch die letzten Versammlungsmitglieder angekommen.
    Dreizehn, dachte Manuel Lucci. Ist das ein gutes oder ein schlechtes Omen?
    »Ich glaube, wir können beginnen«, sagte Sarneyke Eloise, einer der führenden Köpfe der weltweiten Gewerkschaftsbewegung. Die anderen nickten.
    »Wir können derzeit eine allgemeine Zunahme der Unruhen unter den Relax und Arbitern feststellen«, begann eine junge Frau mit asiatischen Gesichtszügen. Sie gehörte der Gruppe Tse-Dong an, wie Lucci wußte. »Diese Unruhen kommen nicht von ungefähr.« Sie holte aus einer mitgebrachten Tasche eine Reihe von Folien hervor. »Die Sabotageakte haben in einem enormen Maße zugenommen. Ich habe hier Anhaltspunkte für Aktivitäten der Gruppen Kämpfer gegen das Konzil, Anarcho-Syndikat und Freiheit für die Erde.«
    Sie sah auf. »Hat jemand von euch schon einmal davon gehört?«
    Allgemeines Kopfschütteln. »Nun, wir haben einige Szenarios durchgeführt. Danach besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, daß diese Aktionen auf das Konto rivalisierender Konzerne gehen. Mit anderen Worten:
    Die Konzerne führen die bewährte Taktik weiter – Anschläge gegen andere Konzerne, bei denen Spuren hinterlassen werden, die auf die sogenannten ›konspirativen‹ Gruppen hindeuten. Nun, wie gesagt: Die Anschläge, Attentate und Sabotageakte haben in einem Maß zugenommen, das darauf schließen läßt, daß der Machtkampf innerhalb des Konzils einen neuen Höhepunkt erreicht. Dummerweise …«, sie warf einen kurzen Blick in Luccis Richtung, »haben diese Aktivitäten nicht nur zu einer weiteren Verschlechterung der allgemeinen Versorgungslage geführt, sondern auch zu einem verstärkten Einsatz der Grauen Garden und lokalen Polizeiorganisationen. Diese Einsätze haben das Ziel, die Gewerkschaftsbewegung sowie die politisch aktiven Gruppen zu zerschlagen.«
    »Ich kann dir zustimmen«, meinte Sarneyke Eloise. »Die Arbeitsbedingungen in den uns bekannten Unternehmen werden schlechter. Gegen Streikende wird in
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