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Die Terranauten 042 - Der Sammler

Die Terranauten 042 - Der Sammler

Titel: Die Terranauten 042 - Der Sammler
Autoren: Harald Münzer
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eine elastische Mauer zu stoßen, zurückzuprallen wie ein Gummiball.
    Immerhin gab ihr das Vorhandensein dieser mentalen Mauer die Gewißheit, daß die Präsenz wirklich existierte und nicht nur ein Produkt ihres Wunschdenkens war. Diese Erkenntnis beruhigte Lyda. Sie erinnerte sich plötzlich an die psionische »Unterhaltung« mit dem mutierten Ebberdyk-Effekt des Gardenschiffes. Wenn es ihr gelungen war, einen Computer zu kontakten, warum sollte sie es dann nicht auch schaffen können, die mentale Mauer um die Präsenz zu durchdringen?
    Mit neuer Kraft setzte sie ihre Versuche fort.
    Und scheiterte erneut.
    Ermattet hielt die Terranautin inne. Nach der vorangegangenen Euphorie war ihre Verzweiflung jetzt doppelt so tief. Und die rhetorische Frage, die sie sich selber gestellt hatte, gewann auf einmal eine ganz neue Bedeutung.
    Warum konnte sie die mentale Mauer eigentlich nicht durchdringen? Lag das an ihr – Oder an der besonderen Struktur der Präsenz? Oder an beidem?
    Lyda fielen auf Anhieb zwei Antworten ein, und sie gefielen ihr beide nicht.
    Entweder war die Präsenz einfach zu fremdartig, als daß ein Mensch mit ihr hätte in Kontakt treten können …
    … oder aber die Präsenz wünschte den Kontakt nicht und verhinderte ihn gezielt.
    An die zweite Möglichkeit konnte Lyda allerdings nicht glauben. Denn da war ja der Ruf gewesen.
    Und der gezielte Überfall durch die Traumhaken!
    Nein, die Präsenz war ganz eindeutig an einer Kontaktaufnahme interessiert. Die mentale Mauer konnte nur ein Ausdruck ihrer unglaublichen Fremdartigkeit sein.
    Lyda ließ sich aus ihrer Trance zurück in die Wirklichkeit gleiten.
    Damon Credock hatte die nutzlosen Versuche offenbar schon viel früher aufgegeben. Er hockte sichtlich erschöpft neben der Terranautin und hatte das Kinn auf die Knie gestützt, die er zugleich mit beiden Armen umfaßt hielt.
    »Jetzt habe ich die Präsenz auch gespürt«, sagte er heiser. »Aber durchgekommen bin ich nicht. Du?«
    Lyda schüttelte müde den Kopf. »Nein. Und ich sehe im Moment auch keine Möglichkeit dazu. Wir …«
    Dröhnend barsten gleich zwei der hartschaligen Früchte auf einmal. Zwei weitere Traumhaken erblickten das Licht der Welt.
    Traumhaken …
    Lyda zuckte zusammen. Wie hatte sie etwas so Offensichtliches bloß übersehen können?
    Rasch überdachte sie ihren Einfall noch einmal, konnte aber keinen Fehler in ihrem Gedankengang finden.
    »Du siehst aus, als sei dir gerade eine ganze Laser-Lightshow aufgegangen«, bemerkte Damon Credock mit freundlicher Ironie.
    Lyda antwortete nicht. Statt dessen stand sie auf und ging zu den beiden soeben geborenen Traumhaken hinüber. Unwillkürlich erhob sich auch Damon und folgte ihr. Sein Gesicht war ein einziges großes Fragezeichen.
    Die Terranautin pflückte behutsam einen der noch benommen mit den ungeübten Flügeln zuckenden Traumhaken aus den Überresten der Frucht und setzte sich das seltsame Tier aufs Handgelenk.
    »Nimm du den anderen«, forderte sie Damon Credock auf. »Vielleicht gelingt uns die Synchronisation mit der Präsenz mit Hilfe der Traumhaken.«
    »Wenn sie uns stechen?« Damon schien von Lyda Mars Plan nicht sehr überzeugt zu sein. Trotzdem kam er ihrer Aufforderung nach, ohne zu zögern.
    Lyda lächelte schwach. »Wir werden sie auf psionischem Wege darum bitten.«
    Und genau das tat sie dann auch.
    Der Traumhaken reagierte auf der Stelle. Langsam senkte er seine Haken in Lydas Handgelenk. Ein winziger Schmerz durchfuhr Lyda.
    Und dann geschah das Unglaubliche.
     
    *
     
    Lyda?
    Ich bin hier. Bist du das, Damon?
    Ja. Wo …? Wo sind wir?
    Ringsum ein Meer, das kein Meer war. Eine mit menschlichen Worten nicht zu beschreibende Substanz, die sich in alle Richtungen bis in die Unendlichkeit erstreckte.
    Lyda und Damon trieben in diesem Meer, in dieser Substanz dahin. Und da sie körperlos waren, verschwammen ihre Grenzen. Sie lösten sich auf, wurden gänzlich unwichtig. Eine grundlegende Veränderung trat ein.
    Die Psychen der beiden Menschen durchdrangen sich. Alle Schranken, die Lyda Mar und Damon Credock zuvor zu zwei voneinander verschiedenen Individuen gemacht hatten, existierten hier nicht mehr.
    Lydas Erinnerungen …
    … Wenn sie ganz ehrlich zu sich selbst war, mußte sie zugeben, daß ihr eigentlich alles gefiel, was Damon Credock sagte oder tat. Sie, Lyda Mar, war zum ersten Mal in ihrem Leben rettungslos verliebt …
    … Der kompromißlose, reaktionsschnelle Kämpfer Damon Credock – die lebende
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