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Die Terranauten 036 - Flammen über Shondyke

Die Terranauten 036 - Flammen über Shondyke

Titel: Die Terranauten 036 - Flammen über Shondyke
Autoren: Robert Quint
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wieder und fuhr mit den Fingerspitzen in einem komplizierten Rhythmus über den geriffelten Rand der Scheibe.
    Vor ihr begann die Luft zu flimmern.
    Die Scheibe wurde wärmer, als sie einen Großteil ihrer gespeicherten Energie abgab. Aus dem Flimmern schälte sich eine phantomartige Gestalt, deren Umrisse in wenigen Sekunden klar und scharf wurden.
    Dann stand ein genaues Ebenbild von Mi Lai im Korridor.
    Eine weitere Manipulation der Silberscheibe führte dazu, daß sich die täuschend lebensechte Holoprojektion in Bewegung setzte und sich mit Mi Lais katzenhafter Grazie der Biegung näherte.
    Der Cosmoral folgte der Projektion.
    Dann hatte das Trugbild die Biegung erreicht.
    Der Blitz eines Laserstrahls flackerte auf und traf die Brust der Projektion, züngelte weiter und schmorte einen kopfgroßen Brandfleck in die Wandverkleidung.
    Ein enttäuschter Laut ertönte.
    Mi Lais bewußte Gedanken traten in den Hintergrund. Die Instinkte und Reflexe einer Grauen leiteten sie. Ihre Bewegungen wurden schneller, weicher, und ihre Sinne reagierten vielfach empfindlicher auf die Reizsensationen.
    Unbewußt schloß sie von dem Schußwinkel des Laserstrahls auf den Standort des Schützen und kontrollierte ihre Berechnung anhand der Lautstärke des enttäuschten Rufes. Die Prozedur nahm nur Sekundenbruchteile in Anspruch, und schon warf sich Cosmoral Mi Lai nach vorn, in den Schutz der Holoprojektion, und feuerte mit ihrer Mehrzweckwaffe.
    Der Stunner knisterte nur.
    Dem Knistern folgte ein Stöhnen, dann die schwere Erschütterung, mit der ein Körper auf den Boden prallte.
    Mi Lai rollte sich ab.
    Gefahr! signalisierten ihre Sinne.
    Sie vernahm ein schabendes Geräusch und den saugenden Ton, als jemand unterdrückt atmete. Seit ihrem ersten Schuß waren nur wenige Momente vergangen, doch für Mi Lai war die Zeit gedehnt.
    Schließlich sah sie eine kräftige Gestalt, die an der Wand entlangschlich und soeben den reglosen Körper des kurzfristig Gelähmten passierte.
    Mi Lai feuerte erneut, doch der Angreifer reagierte mit der Flinkheit eines ausgebildeten Graugardisten, wich aus, noch bevor sie abdrücken konnte, und rannte im Zickzack auf sie zu.
    Der Cosmoral rollte sich ab.
    Schemenhaft sah sie das Gesicht des Angreifers vor sich, und sie war nicht überrascht, als sie erkannte, daß es sich bei ihm um ein Mitglied der Verwaltungsabteilung handelte.
    Sein Haar war weiß, die Haut runzlig, und die Hände wirkten schmal und schienen von der Farbe alten Pergaments. Ein Veteran, der nicht mehr im aktiven Dienst eingesetzt werden konnte und nun seine letzten Jahre als Bürokrat auf Shondyke verbrachte.
    Er ließ sich einfach fallen.
    Mi Lai ächzte hohl, als der schwere Körper auf sie prallte und ihr die Luft aus den Lungen trieb.
    »Hab’ ich dich endlich, du gottverdammte Treiberhexe«, kreischte der Alte mit sich überschlagender Stimme. »Hab’ ich dich endlich erwischt.«
    Die Augen des Veterans waren weit aufgerissen, und in ihnen funkelte ein seltsamer, böser Glanz.
    Er ist übernommen, durchfuhr es den Cosmoral. Der PSI-Angriff hat seine Konditionierung durchbrochen und ihm Wahnvorstellungen eingegeben.
    Die knotigen gelben Hände des Gardisten legten sich um ihre Kehle. Sein Atem war heiß und roch mild nach Eukalyptus.
    »Ich bringe dich um, Treiberhexe«, stieß der Veteran boshaft hervor. »Ich rette Shondyke und blase dir das Lebenslicht aus. So wird es sein, Treiberhexe, und niemand wird mich daran hindern.«
    Der Druck um ihren Hals war schmerzhaft. Sie bekam keine Luft mehr, und das Hämmern ihres Herzens war so laut wie das Dröhnen eines Gongs.
    Mi Lai formte mit den Fingern ihrer rechten Hand ein V und zielte auf das Gesicht ihres Gegners. Der Alte bemerkte es rechtzeitig, wich geschickt dem Stoß gegen seine Augen aus und lachte grell.
    »Treiberhexe«, keuchte er. »Es ist aus mit dir.«
    Mi Lai trieb ihm ihr Knie mit aller Kraft zwischen die Beine.
    Das zerknitterte, greisenhafte Gesicht wurde kalkweiß. Er gurgelte, und der Griff seiner würgenden Hände lockerte sich. Mi Lai nutzte die Gelegenheit, löste sich aus dem Griff und warf den Alten zur Seite.
    Wimmernd und verkrümmt lag er auf dem harten Boden.
    Müde griff der Cosmoral nach der Mehrzweckwaffe. Ihre Kehle schmerzte, und jeder Atemzug vertiefte den Schmerz noch. Sie erhob sich, stand schwankend da und richtete dann die Mündung ihrer auf Lähmung eingestellten Waffe auf den am Boden liegenden Mann.
    Ihre Blicke trafen sich.
    Etwas wie
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