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Die Suendenburg

Die Suendenburg

Titel: Die Suendenburg
Autoren: Eric Walz
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Abschiedsstunde auf der Burg alle dasselbe gespürt hatten, nämlich die Unheimlichkeit, das Ungeheuerliche, das uns umgab. Drei von uns waren Mörder, darunter ich selbst, Orendel wäre es beinahe geworden, und Claire deckte den Mord, den ihre Tochter begangen hatte.
    Von den Mauern aus winkten Elicia und ich denen nach, die uns verließen. Sie ritten über die toten Schmetterlinge, die nach einer kurzzeitigen Rückkehr der Kälte sowie wegen der viel zu wenigen Blüten, von denen sie sich nähren konnten, alle innerhalb von zwei Nächten verendet waren. Sie, die den Himmel ausgefüllt hatten, bedeckten nun die Erde, wurden vom Wind weggeweht, vom Wasser weggeschwemmt.
    Als ich kurz nach der Abreise Claires mein Gemach betrat, fand ich dort eine Kassette vor. Sie stammte von Claire. Darin befanden sich ihre Aufzeichnungen. Auf einem beigefügten Stück Papier stand: Mein lieber Malvin, tut damit, was Ihr für richtig haltet.
    Ich habe nie auch nur ein Wort davon gelesen. Ich habe die Schriften aus der Kassette herausgenommen und sie zu den meinen und denen von Bilhildis und Elicia in die königliche Kassette gelegt. Dann schloss ich sie samt Dolch und Ring in der Schatzkammer ein.
    Doch dort gehören sie nicht länger hin. Wenn Gott gütig ist, lässt er mir nicht mehr viel Zeit. Er hat mich bestraft, indem er mich neunundsiebzig Jahre alt werden und an zahlreichen Gebrechen erkranken ließ. Nun ist es genug. Ich habe das Land regiert, wie es Aistulf gefallen hätte, trotz mancher Widrigkeiten. Könige sind gegangen, gekommen und wieder gegangen, Kriege sind vorübergezogen, an die sich schon jetzt niemand mehr erinnert. Im letzten Jahr hat König Otto die Ungarn in der großen Schlacht auf dem Lechfeld vernichtend geschlagen – es scheint, endgültig besiegt. Auch unsere beiden Söhne haben dort gekämpft, gottlob ohne Schaden zu nehmen. Ob sie dort auf dem Lechfeld den Söhnen Karas begegnet sind? Wir haben nie wieder etwas von Kara gehört, aber ich weiß, dass Elicia sie in jedes Gebet eingeschlossen hat.
    Was Kara in die Wand ihres Gefängnisses geritzt hat, ist bis heute ihr Geheimnis geblieben. Aber ich habe das Gefühl, dass sie zu uns, dass ihre Geschichte zu unserer gehört. Daher versenke ich dies alles nun im Dunkel jener Wand, die unsere Geheimnisse bewahren und zur rechten Zeit freigeben soll.

Danksagung
    Ich danke denen, die mir geholfen haben, die Idee zum Buch zu machen: Petra Hermanns, Maria Dürig, Eléonore Delair und René Schwarzer. Mein besonderer Dank geht an Ilse Wagner, die meinem Text in bewährter Weise den besseren Schliff gegeben hat.
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