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Die Sünde

Die Sünde

Titel: Die Sünde
Autoren: Toni Feller
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Morde hat er ganz alleine aufgeklärt?«, fragte Lehmann etwas ungläubig.
    »Wenn ich’s dir sage. Ihm wurde ein lapidarer Vermisstenfall übertragen. Ob du es nun glaubst oder nicht, der Mann hat einen gigantischen Riecher für richtig große Dinger. Er bekam nicht nur heraus, dass der Vermisste ermordet wurde, sondern auch, dass die Mörder noch weitere Personen auf dem Gewissen hatten. So nebenbei klärte er auch noch einen bestialischen Foltermord an einem französischen Studenten auf, an dem sich unsere Mordkommission mehrere Wochen vergeblich die Zähne ausgebissen hatte.«
    »Und diesen Wunderknaben willst du mir tatsächlich so mir nichts dir nichts schenken?« Lehmann lachte wieder.
    »Von schenken war nicht die Rede«, lachte Böhm zurück. »Ich denke an ein bis zwei Jahre auf Leihbasis. Mehr auf keinen Fall. Bis hier Gras über die Sache gewachsen ist.«
    »Wir sind aber nicht in der Bundesliga und du bist nicht Uli Hoeneß, mein lieber Klaus-Dieter. Bei uns werden doch keine Spieler wie Sklaven verschachert«, sagte Lehmann belustigt.
    »Volker, es ist mein Ernst. Ich möchte, nein, ich muss meinen Mann schützen, sonst wird er von den Wölfen zerrissen.«
    »Hm, ich verstehe.« Lehmann war immer noch etwas misstrauisch. Er konnte so einen Mann sehr gut gebrauchen. Sein Dezernat 1 war derzeit nahezu ausgeblutet, da über die Hälfte der Beamten zu einer Mordkommission abgeordnet waren. Der Rest der Mannschaft erstickte in Arbeit.
    »Erzähl mir mehr von ihm. Ich möchte nicht die Katze im Sack kaufen.«
    »Na ja, er ist so ein introvertierter Typ, einer, wie ihn dieser Bruce Willis im Kino immer verkörpert. Es sieht ihm sogar etwas ähnlich«, antwortete Böhm. »Vor einigen Jahren war er Karate-Landesmeister und hätte es fast in die Olympiastaffel geschafft. Er ist mit seinen 45   Jahren immer noch ziemlich fit. Der hat vor nichts und niemandem Angst.«
    »Ist das alles?«
    Böhm überlegte. »Eigentlich ja. Ach nein, da ist noch etwas, was du wissen musst.«
    Lehmann brummte leicht konsterniert: »Dachte ich mir doch! Und das wäre?«
    »Nawrod hat mal als Leiter des Rauschgiftdezernates einen größeren Einsatz versemmelt, bei dem sein bester Freund und drei Dealer ums Leben kamen. Danach hatte er wohl Alkoholprobleme, die er aber jetzt im Griff zu haben scheint. Seine Frau hat sich in dieser Zeit von ihm getrennt und ist mit der gemeinsamen Tochter weggezogen. Seitdem lebt er allein.«
    »Wurde damals oder sonst irgendwann gegen ihn schon ein Disziplinarverfahren eingeleitet?«
    »Ich weiß, auf was du hinauswillst. Er ist sicher nicht pflegeleicht. Ermittler von einem Kaliber wie er sind das nie. Das weißt du so gut wie ich. Aber er reißt Fälle auf, von denen du nur träumen kannst.«
    »Ich warne dich! Wenn du mir einen faulen Apfel in den Korb legen willst, kündige ich dir die Freundschaft.«
    Obwohl Lehmann die letzten Sätze mit einem humorvollen Unterton versah, wusste Böhm, dass sein Freund es ernst meinte. Sollte er die Freundschaft zu Volker Lehmann wegen Nawrod aufs Spiel setzen?
    »Nawrod ist alles andere als ein fauler Apfel. Ganz im Gegenteil. Du musst aufpassen, dass er dir nicht deine faulen Äpfel um die Ohren haut. Und noch was: Hab ein Auge darauf, wenn er irgendwelche Aktionen startet. Der fackelt nicht lange. Wenn ein Staatsanwalt oder Richter nicht mitzieht, kann es leicht sein, dass er sich darum überhaupt nicht schert. Der macht sein Ding und hat dann auch den Erfolg.«
    »Und wie ist es mit Weibergeschichten?«
    »Da scheint er absolut clean zu sein. Er hat bei den Frauen zwar jede Menge Chancen, nützt sie aber nicht. Es sah mal kurze Zeit danach aus, als ob es zwischen ihm und einer Kollegin, mit der er lange Jahre beim Rauschgiftdezernat äußerst erfolgreich zusammenarbeitete, etwas werden würde. Aber die Sache hat sich anscheinend nicht weiterentwickelt, obwohl die Kollegin ihn auch bei der Aufklärung der Mordserie unterstützte. Ich glaube, er hängt noch zu sehr an seiner Frau und der gemeinsamen Tochter.«
    »Okay, schick ihn mir. Ich werde ihn ins Dezernat 1 stecken.«
    3
    Drei Tage später war Nawrod unterwegs zur Polizeidirektion Heidelberg. Während der Fahrt kam noch einmal der ganze Groll in ihm hoch, den er notgedrungen hatte hinunterschlucken müssen, als ihm Böhm eröffnete, er habe ihn zum Heidelberger Dezernat 1 versetzt. Zu meinem eigenen Schutz! Dass ich nicht lache! So ein Blödsinn. Nawrod schlug mit der Faust aufs Lenkrad.
    Er hatte
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