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Die Stunde des Tors

Die Stunde des Tors

Titel: Die Stunde des Tors
Autoren: Alan Dean Foster
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Sturm nicht mehr zu hören. Ebenso fehlte das ständige Trommeln der Regentropfen auf dem Dach. Er beugte sich vor und sah nach draußen. Nur ein paar verstreute Sturmwolken hingen noch hartnäckig im klaren Himmel.
    Er kroch neben Flor. Eine sanfte Brise blies über die Schwertgau und ließ die smaragdene Endlosigkeit so sanft und zart erscheinen wie den Flaum eines Mädchenbeines. Hier und da unterbrachen die Federkronen der Löwenzahnbäume die Eintönigkeit des Horizonts.
    »Guten Morgen, Jon-Tom.«
    »Buenos dias. Que pasa, Schöne?«
    »Nicht viel. Genieße nur den Ausblick. Und den Sonnenschein. Eine Woche in dieser verdammten Kutsche.« Sie schüttelte ihr Haar aus. »Es ging 'n bißchen an die Nerven.«
    »Und es begann zu stinken.« Er atmete die frische Luft mit ihrem Geruch regenfeuchten Grases tief ein. Dann kletterte er nach draußen.
    Langsam umrundete er den Wagen. Außer grünem Gras und blauem Himmel war nichts zu sehen. Vor diesem Hintergrund hätte Falameezar selbst in großer Entfernung noch gut erkennbar sein müssen. Aber von dem Drachen und dem Ziel seiner Suche war nichts zu entdecken.
    »Niemand. Keiner von beiden«, sagte er enttäuscht und kletterte wieder halb in die Kutsche. Talea hatte gerade den Kopf aus einem Deckenhaufen herausgestreckt und blinzelte ihn verschlafen an.
    »Ich bin höchst besorgt«, erklärte Clodsahamp. Er saß im Vorderteil des Wagens und rührte in einer Tasse heißen Tees. Der kleine Kupferkessel kauerte auf dem transportablen Ofen und dampfte fröhlich vor sich hin. »Ist es möglich, daß...« er brach ab, zeigte hinter Jon-Tom und sagte: »Ich glaube, da ist jemand hin...«
    Irgend etwas riß heftig an Jon-Toms Fußgelenken. Mit wirbelnden Armen fiel er rückwärts von der Wagenfläche und kam trotz des Grases hart auf. Als er auf seine Füße blickte, sah er nicht nur, was sie festhielt, sondern auch ein bemerkenswert häßliches Gesicht.
    Dessen Besitzer war vielleicht fünfundsiebzig Zentimeter groß, sehr untersetzt und eine Perversion des menschlichen Erscheinungsbildes. Jon-Tom entschied, daß es wie eine Kreuzung aus Elfe und Wermutbruder aussah. Das Geschöpf stellte einen enormen schwarzen Bart zur Schau.
    Zwei große braune Augen spähten aus diesem dichten Haardschungel. Sie saßen über einer monströsen Knollennase und wurden ihrerseits von einem Paar gewaltiger flattriger Ohren eingerahmt, denen es irgendwie gelungen war, sich ihren Weg durch das wirre Haar zu bahnen. Unter dessen Masse waren eindeutig Spuren von Kleidung erkennbar.
    Dicke Stummelfinger kümmerten sich um die Sicherung von Jon-Toms Fesseln, riesige Füße steckten in einem Paar flacher Sandalen.
    Eine etwas kleinere Ausgabe der ersteren häßlichen Gestalt kümmerte sich ebenfalls um die Knoten; anstelle der dunklen Haare hatte sie blonde, und die Augen waren wasserblau.
    Irgend etwas landete auf Jon-Toms Brust und preßte ihm die Luft aus den Lungen. Der Neuankömmling war hart wie Eisen und extrem muskulös. Am Kinn der Frau mit der Figur eines Gewichthebers wuchsen nur ein paar dicke rote Haare. Sie war aber nicht weniger schauerlich anzusehen als ihre männlichen Gegenstücke. Sie fuchtelte mit der Faust vor seinem Gesicht herum und brabbelte etwas in hoher Geschwindigkeit. Zum ersten Mal, seit er in dieser Welt war, hatten Worte keine Bedeutung für ihn.
    Er drehte den Kopf von der nur mühsam im Zaum gehaltenen Faust weg. Aus der Kutsche drangen Laute der Wut und dumpfe Schläge. Das hohe Gras nahm ihm jede Sicht auf die Ereignisse.
    Er war sich nur eines Umstands sicher: Die Schwertgau war von Dutzenden erregter Wesen in schneller Bewegung belebt.
    Die Zugechsen schnaubten und zischten nervös, als die kleinen Monster über Geschirr und Zügel schwärmten. Zwischen dem Geschnatter ihrer Angreifer konnte Jon-Tom andere Stimmen erkennen. Am deutlichsten die von Caz, der in einer Sprache redete, die der der häßlichen Kreaturen glich. Zwischendurch ließ sich immer wieder Mudge vernehmen, der fluchte und sein Schicksal beklagte, während Talea einen Angreifer beschimpfte und ihm androhte, Kerzendochte aus seinem Bart zu machen, wenn er nicht seine übergroßen Füße von ihrer Brust nähme.
    Eine Stange wurde herbeigeschafft und zwischen die Fesseln an seinen Knöcheln und die an seinen Handgelenken geschoben. Dann wurde er in die Luft gehoben. Nur wenige Zentimeter über dem Boden hängend, wurde er mit bemerkenswerter Geschwindigkeit durch das Gras getragen. An Kopf- und
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