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Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories

Titel: Die Stripperinnen vom Burbank und 16 andere Stories
Autoren: Charles Bukowski
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weg.«

    »Scheiße«, sagte er, »ich wünschte, es wären Handgrana

    An diesem Tag fielen meine Jünger von mir ab. Sie begannen mit ihren Tomaten zu werfen, und ich ging weg.
    Ich erfuhr, daß eine neue Partei des Fortschritts gegründet werden sollte. Man nannte mir eine Adresse in Glendale. Dort ging ich dann am Abend hin, und wir saßen im Keller eines weitläufigen Hauses herum, mit unseren Weinflaschen und unseren unterschiedlich großen Schwänzen.
    Es gab ein Podium mit einem Vorstandstisch drauf, und dahinter hatte man ein großes Sternenbanner über die Wand drapiert. Ein gutgenährter amerikanischer Boy stieg aufs Podium und meinte, wir sollten damit beginnen, daß wir die Fahne grüßen und den Fahneneid sprechen.
    Das mit dem Fahneneid hatte ich noch nie ausstehen können. Es war derart öde und dämlich. Ich hatte dabei immer das Bedürfnis, lieber einen Eid auf mich selber zu schwören. Aber da waren wir nun einmal, und wir standen auf und brachten es hinter uns. Dann die obligatorische kleine Pause, und dann hockte sich alles wieder hin, und jeder hatte das Gefühl, als sei ihm gerade ein unsittlicher Autrag gemacht worden.
    Der gutgenährte Amerikaner begann eine Rede zu halten. Ich erkannte ihn wieder. Es war der dicke Kerl, der im Theater-Workshop immer in der ersten Reihe saß. Solchen Typen hatte ich noch die über den Weg getraut. Schleimscheißer. Astreine Schleimscheißer. Er fing an: »Der kommunistischen Bedrohung muß Einhalt geboten werden. Wir sind hier zusammengekommen, um entsprechende Schritte zu unternehmen. Wir werden zu diesem Zweck legale Schritte unternehmen, und vielleicht auch Schritte außerhalb der Legalität…«
    Von dem Rest ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben. Die kommunistische Bedrohung war mir so egal wie die nazistische. Ich wollte einen saufen, ich wollte ficken, ich wollte ein gutes Essen, ich wollte mit einem Glas Bier in .einer verdreckten Bar sitzen und singen und eine Zigarre rauchen. Ich hatte nicht das richtige Bewußtsein. Ich war ein Dorf trottel, ein Werkzeug.
    Hinterher ging ich mit Zirkoff und einem weiteren ehemaligen Gefolgsmann hinunter in den Westlake Park, und wir mieteten uns ein Boot und versuchten eine Ente fürs Abendessen zu fangen. Wir soffen uns schwer einen an und fingen keine Ente, und als wir unser Geld zusammenlegten, reichte es nicht mehr für die Bootsmiete.
    Wir dümpelten auf dem seichten See herum und spielten Russisches Roulette mit Zirkoffs Revolver und kamen alle glücklich dabei über die Runden. Dann stellte sich Zirkoff stockbesoffen im Mondschein hin und schoß ein enormes Loch in den Boden des Kahns. Das Wasser lief herein, und wir paddelten in Richtung Land. Auf halbem Wege sank der Kahn und wir mußten aussteigen und mit nassen Ärschen an Land waten. So war es also doch noch ein guter Abend geworden und wir hatten die Zeit nicht nutzlos vertan…
    Ich spielte dann den Nazi noch einige Zeit weiter, ohne für Nazis oder Kommunisten oder Amerikaner etwas übrig zu haben. Doch allmählich verlor ich das Interesse daran. Und kurz vor Pearl Harbor ließ ich es endgültig sein. Es machte keinen Spaß mehr. Ich spürte, daß es zum Krieg kommen würde, und es war mir nicht besonders danach zumute, in den Krieg zu ziehen, aber nach Kriegsdienstverweigerung war mir auch nicht besonders zumute. Es war alles Scheiße. Es war sinnlos. Mein mittelprächtiger Schwanz und ich mußten uns auf Trouble gefaßt machen.
    Ich saß im Unterricht, sagte nichts, wartete ab. Meine Mitschüler und die Lehrer versuchten mich zu provozieren. Ich hatte meinen Drive verloren, meinen Dampf, meinen Nerv. Ich spürte, daß ich an der ganzen Sache nichts mehr ändern konnte. Es würde so und so passieren. Sämtliche Schwänze mußten sich auf Trouble gefaßt machen.
    Meine Englischlehrerin, eine recht nette Lady mit wundervollen Beinen, bat mich eines Tages nach dem Unterricht zu sich. »Was ist los mit Ihnen, Chinaski?«, fragte sie. »Ich
    aufgegeben«, sagte ich. »Sie meinen, die Politik?«, fragte sie. »Ja, die Politik«, sagte ich. »Sie würden einen guten Matrosen abgeben«, sagte sie. Ich ging raus…
    Als es passierte, saß ich gerade mit meinem besten Freund, einem Marinesoldaten, downtown in einer Bar beim Bier. Es gab ein Radio, in dem Musik lief, dann wurde die Musik unterbrochen. Man berichtete uns, Pearl Harbor sei gerade bombardiert worden. Es wurde bekanntgegeben, alle Angehörigen der Streitkräfte hätten sich sofort in ihren
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