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Die sieben Häupter

Die sieben Häupter

Titel: Die sieben Häupter
Autoren: Tanja Belinda; Kinkel Richard; Rodik Ruben; Dübell Malachy; Wickenhäuser Mani; Hyde Tessa; Beckmann Horst; Korber Helga; Bosetzky Titus; Glaesener Rebecca; Müller Guido; Gablé Dieckmann
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ungeachtet der Tatsache, daß sein Gesicht entstellt war. Nun, es war nicht ungefährlich, dem Drachen zu begegnen, aber ein Mann seiner Größe verlor dabei nur ein paar Haare, nicht sein Ansehen und schon gar nicht das Leben.
    Er lächelte finster in sich hinein, folgte dem Höfling eine breite steinerne Treppe in den bischöflichen Garten hinunter, nahm aus den Augenwinkeln wahr, daß sich bemerkenswert viel Weibsvolk am Brunnen tummelte, verschloß seine Ohren vor ihrem lauten, viel zu hohen Lachen und Geschwätz und richtete sein Augenmerk auf die beiden Jungen, die hemmungslos um einen Wacholderbusch tobten. So sah es also aus, wenn er nicht über sie wachte!
    »Ist es das, womit ihr eure Tage verbringt? Mit Gebrüll und Toben wie Bauernlümmel?« donnerte er ihnen entgegen, während er wie das Jüngste Gericht auf sie zuhielt.
    Johann und Otto fuhren herum. Ottos hölzernes Spielzeugschwert fiel ins Gras, Johann starrte ihm nur mit offenem Mund entgegen.
    »Schließ deinen Mund, damit der Teufel nicht in dich einfährt.«
    Johann klappte gehorsam die Kiefer zusammen. Thaddäus trat näher an die steifen Figuren heran. Johanns blondes Haar leuchtete in der Sonne, strahlte wie pures Gold. Doch irgendwie … Thaddäus trat noch näher an ihn heran. Sein Atem stockte für einen kurzen Moment. Er riß Johann zu sich, fuhr ihm durch das Haar. Johann wehrte sich keuchend.
    »Was ist das in deinem Haar? Dieses schwarze Etwas – was ist das?«
    Thaddäus konnte vor Zorn kaum an sich halten, brüllte so laut, daß einige Mägde zusammenliefen und dabei flüsternd auf sie deuteten.
    Er durfte die Aufmerksamkeit nicht derart auf sich lenken. Thaddäus schnaubte wie ein wütender Stier, ließ aber Johann los.
    Thaddäus räusperte sich, drängte die beiden etwas abseits an den Stamm einer mächtigen Eiche und gab sich Mühe, betont freundlich und leise zu sprechen.
    »Nun, Johann, so sag mir doch einfach, wer dir das Haar angesengt hat. Dann ist alles gut.«
    »Ludger«, flüsterte Otto kaum hörbar.
    »Nein, nicht Ludger …« Johann rang nach Atem und gleichzeitig um Fassung, fing sich aber langsam wieder. Die Angst in seinen Augen wich dem Ausdruck, den sie immer annahmen, wenn er von ritterlichen Tugenden hörte. Also ging es hier um die Wahrheit, stellte Thaddäus befriedigt fest, verschränkte die Arme vor seinem spitzen Bauch, wippte auf den Fußspitzen hin und her und erwartete erschreckende Neuigkeiten.
    Er mußte ruhig bleiben und durfte sich jetzt keine Blöße geben. Hatte der Trottel den Drachen bereits losgelassen, und es war nichts geschehen? War die Überraschung völlig verpufft? Hatte der Drache seine Klauen nicht ausgetreckt, seine mächtigen Häupter noch nicht gezeigt, während er ihm … Ach, es war müßig, darüber nachzudenken. Er brauchte Antworten, und zwar sofort. »Nun, mein Lieber«, säuselte er.
    »Nicht Ludger. Das, was Euch gehört, hat mir das Haar versengt.«
    Johanns Stimme gewann etwas an Kraft zurück, war nicht mehr nur ein Wispern in der lauen Luft des Sommertages.Aber warum senkte der Junge seine Augen? Warum knuffte er seinem Bruder in die Rippen?
    Thaddäus schüttelte verärgert den Kopf. Mit den beiden würde er sich später ausgiebig beschäftigen. Nun galt es, Klarheit in die Angelegenheit mit Ludger zu bringen.
    »Hat er dem Erzbischof die Überraschung gezeigt, die er für ihn geplant hat?«
    Johann verneinte die Frage wortlos, Otto sah ihn groß an.
    So. Dann war etwas schiefgegangen. Er konnte sich bei allen Heiligen nicht vorstellen, was das sein mochte. Die Haare des Jungen waren angesengt, aber der Erzbischof war wohlauf, ebenso die Kinder. Ludger hatte versagt. Schon wieder!
    »Und wo ist Ludger von Repgow jetzt?«
    »Wahrscheinlich in seiner Kammer.«
    Thaddäus nickte entschlossen, strich Johann über den Kopf, wollte Otto den gleichen Beweis seiner unendlichen Zuneigung angedeihen lassen, aber der Kleine tauchte mit einer geschickten Bewegung hinter den Stamm der Eiche ab.
    Während Vater Thaddäus durch den Garten eilte, jagten unzählige, schwer zu entwirrende Gedanken durch seinen Kopf. Wo war Ludger? Warum hatte Johann bereits Bekanntschaft mit dem Drachen gemacht? Wo war das Kästchen? Und wie brachte er Ludger dazu, dem Erzbischof sofort die Überraschung zu überbringen – im Beisein der Jungen?
    Die Fragen wirbelten durch seinen Kopf, stürzten ihn in tiefste Besorgnis, während er durch die Gänge hastete auf der Suche nach dem verfluchten
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