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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman
Autoren: PeP eBooks
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Funken Freude.
    »Bereust du deine Entscheidung, Julio?«
    »Nein, Alix, ich bereue sie nicht. Ich bin einfach nur traurig, weil ich meinen besten Freund verloren habe.«
    »Aber du hast Jean doch nicht verloren! Es dauert nicht lang, und wir reisen nach Rom. Dann kannst du ihn wiedersehen.«
    Julio nickte schwach.
    »Ich weiß, wir werden mit Rom Geschäfte machen und schöne, große Tapisserien weben, die den Vatikan zieren sollen.«
    »Und mit Florenz, nicht zu vergessen!«
    »Ja, ich weiß schon, mit Rom und mit Florenz.«
    »Ach, Julio! Wir werden die Pracht unserer Millefleurs mit den Florentiner Gesichtern mit der Kunst aus Neapel und Venedig vereinen, mit der ganzen Spontaneität der Renaissance, die aus Italien zu uns kommt und die wir im Val de Loire heimisch machen
wollen. Mathias kann inzwischen im traditionellen Stil für die flämischen Kontore arbeiten.«
    »Du hast recht, so machen wir es.«
    Alix ertappte Angela dabei, wie sie Julio ansah. Sie ging zu ihr und nahm ihre Hand.
    »Mit euch beiden als Lehrern werde ich bestimmt bald eine echte Italienerin!«
    Sie fühlte sich leicht und unbeschwert, wie befreit von alten Lasten, die sie nicht mehr kümmerten, und musste lachen.
    »Wir müssen zurück nach Brügge, weil Mathias so schnell wie möglich das Geld braucht, um die Werkstätten wieder aufzubauen. Wir dürfen keine Zeit verlieren! Gleich morgen brechen wir auf.«
    »Glaubst du nicht, in Tours könnte man mich besser brauchen als in Brügge, wo ich doch nichts ausrichten kann, Alix?«, fragte Julio.
    »Und ich könnte dort meine Lehre auf dem Flachwebstuhl beginnen, Dame Alix. Bis Ihr zurück seid, hätte ich bestimmt schon einiges gelernt und könnte Euch so einen Teil der Schulden erstatten, die ich bei Euch habe.«
    Alix ließ die Hand ihrer Freundin los.
    »Du hast doch keine Schulden bei mir, Angela!«
    Doch dann ging sie in Gedanken schnell ihre Reise nach Brügge durch und sagte sich, dass Angela vielleicht gar nicht unrecht hatte. Was sollte sie dort die ganze Zeit mit Leo und Julio anfangen, wenn sie doch von morgens bis abends mit ihren persönlichen Angelegenheiten beschäftigt war? Ihr Gefühl sagte ihr jedenfalls, dass sie allein unbeschwerter sein würde.
    »Du möchtest deine Weberlehre beginnen!«, sagte sie. »Aber wer soll dich denn unterrichten, wenn ich nicht da bin, Angela? Pierrot ist noch zu jung, er lernt selbst noch. Und Mathias hat
dafür keine Zeit. Arnaude hätte das übernehmen können, aber sie muss zurzeit mit Arnold für einen anderen Meister arbeiten. Vielleicht sind sie sogar gar nicht mehr in Tours!«
    Sie seufzte.
    »Ich wüsste wirklich nicht, wer dir das Weben beibringen sollte, wenn du nach Tours gehst, Angela.«
    »Ich«, sagte Julio ruhig und beinahe froh.
    »Du?«, wiederholte Alix amüsiert.
    »Oh ja!«, rief Angela begeistert. »Ich möchte sehr gern, dass Julio mir das Weben beibringt. Er ist bestimmt geduldig und verständnisvoll mit mir, er wird mich nicht anherrschen, und ich werde alles verstehen, was er mir sagt und zeigt. Bestimmt mache ich große Fortschritte. Wenn Ihr zurückkommt, kann ich sicher schon richtig arbeiten. Das verspreche ich Euch, Dame Alix!«
    »Nun gut, ich lasse es mir durch den Kopf gehen. Wir wollen morgen noch einmal darüber sprechen.«
    Dabei erwog sie in Gedanken bereits diese Möglichkeit. Angela war bei Julio gut aufgehoben, da war sie sich ganz sicher, und vielleicht brauchte der ja auch den bewundernden, respektvollen Blick eines Lehrlings, um seine neue Position als Webermeister zu festigen. Sie war noch nicht sehr weit mit ihren Überlegungen gekommen, als es plötzlich an der Tür klopfte. Angela sprang auf und öffnete.
    »Da ist jemand, der Dame Cassex unten im Gastraum sprechen will.«
    Alix lief die Treppe hinunter und sah Alessandros Kutscher, der vor einem Bier saß und auf sie wartete.
    »Ach, Ihr seid es, Collas!«, sagte sie erfreut. »Was wollt Ihr denn von mir?«
    »Mein Herr wünscht Euch zu sehen.«
    »Wann denn? Heute Abend?«

    »Auf der Stelle.«
    »Aber …«
    »Er hat mir verboten, ohne Euch zurückzukommen. Drum rühr’ ich mich hier nicht weg, ehe Ihr mir sagt, dass Ihr mitkommt.«
    Er zeigte auf seinen Bierkrug.
    »Deshalb hab’ ich es mir hier bequem gemacht.«
    Jetzt musste Alix lachen. Dann entdeckte sie Angela, die ihr gefolgt und die Treppe heruntergelaufen war.
    »Macht Euch keine Sorgen, Dame Alix«, sagte sie lächelnd, »ich habe doch zwei edle Ritter ganz allein für mich, die auf
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