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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman
Autoren: PeP eBooks
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kriechen, weil d’Amboise mein Freund ist.«
    »Georges d’Amboise wird niemals Papst!«
    Aber der andere hörte gar nicht mehr hin, sondern schwadronierte weiter.
    »Ich werde alles aufdecken, Monseigneur le Turc! Eure Reisen nach Konstantinopel, Eure Fahrten auf dem Schwarzen Meer, Eure Verbindungen, Eure illegalen Verträge und Eure goldbeladenen Frachtschiffe. Seid unbesorgt, das französische Königreich wird sich Eure unrechtmäßig erworbenen Reichtümer schon wieder zurückholen.«
    »Da täuscht Ihr Euch aber gewaltig, Sire La Tournelle. Ich bin nämlich Italiener geworden.«
    »Euer Vater, Sultan Mohammed II., hat euch wohl nur die Niedertracht und die Barbarei seiner Heimat vererbt.«
    »Noch ein Wort, und ich breche Euch den Hals, altes Wrack!«
    Jean de Villiers drückte immer fester zu, und La Tournelle war kurz davor zu ersticken. Weil es kein Gildemitglied wagte, die beiden zu trennen, waren Martin Cassex und Julio nähergekommen, hatten aber noch nicht eingegriffen.
    Trotz seiner sechzig Jahre war Jean de Villiers schlank und
kämpfte noch immer wie eine große geschmeidige Raubkatze. Als Mortagne ihn von hinten am Kragen packte, drehte er sich um und verpasste ihm einen Faustschlag auf den Schädel. Und als sich Van Thiegen trotz der stechenden Schmerzen in seinem Kiefer ein zweites Mal aufrappelte und Mortagne zu Hilfe eilen wollte, versetzte ihm Jean einen heftigen Faustschlag in den Magen.
    Alle anderen waren wie erstarrt, der Richter eingeschlossen, der nur noch irgendwelche Befehle schrie, auf die keiner hörte. Nur zwei Zuschauer schienen sich zu amüsieren: Le Viste und der Bankier Van de Veere. Mit einigem Abstand beobachteten sie belustigt den Kampf drei gegen einen.
    Wer hätte ahnen sollen, dass das erst der Anfang war? Der alte Seigneur La Tournelle hatte nämlich mehr als einen Feind, der ihn endlich einmal auf dem Boden sehen wollte.
    Da erhob sich Le Viste plötzlich und leistete Jean Beistand. Er hatte den alten aufgeblasenen La Tournelle noch nie leiden können und erinnerte sich plötzlich daran, wie der ihn einmal vor allen Leuten abgekanzelt hatte, als er noch ein junger Mann war.
    »Hier, mein Herr, die Beleidigung von damals wollte ich Euch schon längst einmal zurückgeben! Erinnert Ihr Euch noch? Sogar mein Vater war sehr empört über Euer Verhalten.«
    Und er verpasste ihm einen ordentlichen Schlag auf den Kopf.
    »Messires! Messires! Ich muss doch bitten!«, flehte der Richter, der dieser unbegreiflichen Prügelei vollkommen hilflos zusehen musste. »Ich löse die Versammlung auf. Wie vertagen das Treffen auf ein andermal.«
    Doch der Kampf hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht. Jetzt mischte sich auch noch Alessandro ein, der aber leider nicht gerade kampferprobt war. Bekanntlich schlagen sich die Finanzleute mit dem Kopf und nicht mit den Händen. Er hatte aber
immerhin einige aufmunternde Zurufe in petto, mit denen er vielleicht diesen Halbtürken anfeuern konnte, der ihm immer besser gefiel.
    Alessandro Van de Veere spekulierte nämlich darauf, wenn diese Rauferei erst einmal vorbei war, ein paar schöne Geschäfte mit diesem Jean de Villiers auszuhandeln. Hatte er doch eben vernommen, dass der gern und häufig nach Kleinasien reiste, während er selbst nicht recht wusste, wie er das anstellen sollte, obwohl es ihn mit aller Macht dorthin zog! Dieser mutige Mann war bestimmt ein ausgezeichneter Reiseführer. Und damit Jean de Villiers sein Anliegen gar nicht erst ablehnen konnte, musste er jetzt etwas Einsatz zeigen.
    »Die Versammlung wird vertagt!«, schrie der Richter immer wieder und schlug mit den Fäusten auf den Tisch. Sein Barett war ihm ins Auge gerutscht, und ein Ärmel seiner langen Robe hing schlaff herunter. Doch das war gar nichts im Vergleich zu dem Aufzug der Kämpfer, die immer zahlreicher wurden.
    Le Viste schlug auf Van Thiegen ein, der ihn am Hals gepackt hatte, Martin kümmerte sich um Mortagne, und Julio leistete Jean Beistand, indem er den alten La Tournelle an den Schultern zurückzerrte, während der mit den Füßen nach dem Schienbein des Kardinals trat.
    Als der Richter gerade wieder mit der Faust auf den Tisch hauen wollte, hielt Alessandro seine Hand einfach fest.
    »Kommt überhaupt nicht in Frage, Euer Ehren! Die Versammlung wird nicht aufgehoben. Jedenfalls nicht ehe Ihr dieser jungen Frau ihre Lizenz erteilt habt!«
    »Auf gar keinen Fall!«, zeterte der Erzbischof, der sich bislang aus dem Kampf herausgehalten hatte. »Wir
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