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die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin

Titel: die Seelenwächterin - Smith-Ready, J: Seelenwächterin
Autoren: Jeri Smith-Ready
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seine Schultern. Er hatte es im letzten Jahr kurz geschnitten, um den Tod seiner Mutter zu betrauern.
    Wie immer hing eine einzelne braune Falkenfeder mit schwarzen Streifen und einer roten Spitze um Galens Hals. Jeder, der sie kannte und der die Magie eines Tieres besaß – und das war jeder Erwachsene, dem sie je begegnet war -, trug irgendeinen Fetisch seines Schutzgeistes, um seine Kräfte zu zeigen. Das war keine Prahlerei, sondern pure Höflichkeit, durch die man andere wissen ließ, mit wem sie es zu tun hatten. Zum Beispiel konnte so niemand dazu verleitet werden, einen Eulenmenschen austricksen zu wollen, der eine Lüge durchschaute, als wäre sie aus Luft.
    Als sie noch etwa zehn Schritte entfernt waren, traf Galens scharfer Blick endlich auf Rhia. Etwas darin brachte sie dazu, sich in einen dicken Umhang hüllen zu wollen. Einerseits verspürte sie das Bedürfnis, sich gegen die Kälte zu schützen, andererseits wollte sie sich verbergen.
    Mit einer Verbeugung hieß Rhia die Ankömmlinge willkommen. „Wie geht es Eurem Bruder?”, erkundigte sie sich und sah dabei Galen an.
    „Nicht gut, Rhia. Danke der Nachfrage.” Er rang sich ein Lächeln ab, das ihr Unbehagen etwas milderte. „Sind deine Eltern zu sprechen?”
    Sie nickte und streckte die Hand nach der Eingangstür aus, die sich öffnete, ehe sie sie berührt hatte.
    „Galen, seid gegrüßt.” Ihr Vater hatte sich für die Gäste umgezogen, trug saubere Schuhe und ein rostrotes Hemd, das zu seinem Haar passte, das frisch gekämmt aussah und zu einem langen Zopf geflochten seinen Rücken hinabhing. Eine einzelne weiße Schwanenfeder, die durch die langen Tage auf der Farm etwas staubig geworden war, baumelte ihm an einer Lederkordel vom Hals, als er sich verbeugte. „Wir haben Euch erwartet.”
    Mayra erschien an Tereus’ Seite und nahm seinen Arm. Ihre dünnen Lippen bebten, als sie zwischen Rhia und dem Ratsvorstand hin und her sah. „Bitte, kommt herein.”
    Galen übertrat die Schwelle, drehte sich um und streckte seine Handfläche auf eine Art aus, die Rhia und Areas auf eindeutige Weise vermittelte, dass sie draußen bleiben sollten.
    Die Tür schloss sich, und Rhia wandte sich ihrem Freund zu.
    „Warum haben sie mir nicht gesagt, dass du und dein Vater kommt?” Sie hätten ihr wenigstens die Gelegenheit geben können, sich das Gesicht zu waschen und das Heu aus dem Haar zu kämmen. Aber jetzt wurde ihr klar, dass Mayra und Tereus sich beide so verhalten hatten, als würden sie sie beobachten und gleichzeitig meiden. „Und warum dürfen wir nicht zuhören?”
    Areas zuckte mit den Schultern. „Mein Onkel ist sehr krank. Vater möchte wahrscheinlich deine Mutter um ihren weisen Rat bitten.”
    „Aber er hat nicht nach meiner Mutter gefragt. Er hat nach meinen Eltern gefragt. Findest du das nicht geheimnisvoll?”
    Langsam breitete sich ein Lächeln auf Areas’ Gesicht aus. „Wenn du sechzehn Jahre lang mit meinem Vater lebst, gewöhnst du dich an seine Geheimnisse.”
    Rhia wandte sich ab von Areas’ Grinsen, das ihr die Zehen erwärmte. „Ich muss den Hunden noch Wasser geben.”
    Areas folgte ihr in den Hundezwinger. Die großen grauen Biester scharten sich um ihn, als wäre er selbst das Abendessen. Mit beiden Händen klopfte er sich auf die breite Brust, und zwei der Hunde legten ihre Pfoten auf ihn und leckten ihm das Gesicht ab. Rhia bemerkte, dass er zum ersten Mal größer war als die Tiere.
    „Es ist nicht gut für ihre Rücken, so zu stehen.” Sie hob die zwei schmutzigen Wassernäpfe hoch.
    „Tut mir leid. Aus!”, rief er den Hunden spielerischer zu, als dass sie gehorcht hätten.
    Sie verließen den Zwinger und gingen zu Mayras Kräutergarten, wo Rhia das restliche Wasser aus den Näpfen schüttete.
    „Außerdem”, sagte Areas, „sollte ich deinen Hunden kein schlechtes Benehmen beibringen. Wenn sie dich je so anspringen, werden deine kleinen Knochen zu feinem Mehl zerquetscht.”
    Rhia versuchte, ihn wütend anzustarren, auch wenn es ihr besser gefiel, für ihre körperlichen Unzulänglichkeiten verspottet als bemitleidet zu werden. Areas war einer der wenigen Menschen, der sie nicht wie ein rohes Ei behandelte.
    „Für diese Bemerkung gehst du an die Pumpe.” Sie warf ihm einen der Eimer zu.
    „Du bist jetzt ein großes Mädchen, du schaffst das schon.” „Das ja, aber ich würde dir lieber dabei zusehen.”
    Areas wurde tatsächlich rot, als er sich bei der Pumpe neben dem Garten hinkniete. Der Hebel
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