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Die Schuld wird nie vergehen

Die Schuld wird nie vergehen

Titel: Die Schuld wird nie vergehen
Autoren: Phillip Margolin
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Kohler. Hinter meiner Entscheidung steckt keine Verschwörung.«
    »Sie erwarten doch wohl nicht, dass ich Ihnen das glaube?«
    Vanessa hörte einen Seufzer am anderen Ende. »Ich weiß nicht, wie Sie an diese Nummer gekommen sind, aber ein Anruf um diese Uhrzeit ist eine Verletzung meiner Privatsphäre. Ich werde das Gespräch gleich beenden, aber da Sie ja unbedingt die Gründe wissen wollen, werde ich sie Ihnen nennen. Sie haben nicht nur versäumt, Ihre dramatischen Behauptungen zu verifizieren. Darüber hinaus dürfte vor allem Ihre Vergangenheit verhindern, dass irgendein Verleger Ihnen auch nur die geringste Glaubwürdigkeit einräumt.«
    »Meine Vergangenheit?«
    »Ihre Krankengeschichte, Miss Kohler. Und jetzt muss ich auflegen. Ich hatte einen harten Tag und brauche meinen Schlaf.«
    »Wer hat Ihnen verraten, dass ich in der Psychiatrie war?«
    Die Leitung war jedoch bereits tot. Vanessa legte auf, wählte die Nummer erneut und hörte das Besetztzeichen. Sie wollte schon den Telefonapparat an die Wand schleudern, als die Haustür aufging und Sam Cutler hereinkam. Er hatte die Tasche mit seiner Kameraausrüstung geschultert, trug eine Jeans und unter seiner Windjacke ein schwarzes T-Shirt.
    Vanessa war etwa ein Meter siebzig groß. Sam war ein wenig größer und kräftig, während Vanessa eher dürr war. Außerdem war er ein paar Jahre älter als Vanessa, und sein graumeliertes, braunes Haar lichtete sich über der Stirn bereits.
    Sam blieb wie angewurzelt stehen, und Vanessa erstarrte mitten in der Bewegung, den Arm erhoben, das Telefon nur Sekunden von seiner totalen Zerstörung entfernt. Sams Blick fiel auf das Manuskript auf dem Couchtisch.
    »Eine Ablehnung, was? Ich wollte das Paket eigentlich verstecken, aber dann klingelte das Telefon, und ich habe es vergessen.«
    Vanessa ließ den Arm mit dem Telefonapparat fallen. »Jemand hat den Verleger unter Druck gesetzt. Davon bin ich fest überzeugt.«
    »Woher willst du das wissen?« Sam achtete darauf, dass seine Stimme neutral klang. Schon der leiseste Unterton von Zweifel bei diesem Thema konnte einen unkontrollierten Wutanfall bei Vanessa auslösen.
    »Er wusste, dass ich in der Psychiatrie war! Wie hat er das mit dem Sanatorium herausgefunden, wenn ich es ihm gar nicht erzählt habe?«
    Sam ging durch das Zimmer. Er hütete sich, Vanessa anzufassen, aber er hoffte, dass sie sich beruhigte, wenn er sich dicht neben sie stellte.
    »Vielleicht stand ja was in den Zeitungen«, meinte er.
    »Dein Vater ist im Moment auf allen Titelseiten. Vielleicht hat man auch etwas über seine Familie geschrieben.«
    Vanessa schüttelte vehement den Kopf. »Sie wollen mich in Verruf bringen. Nie im Leben würden sie zulassen, dass dieses Manuskript erscheint.« »Wer ist sie?« fragte Sam, obwohl er wusste, dass er sich auf dünnes Eis wagte.
    »Mein Vater, das Militär, die CIA. Glaubst du etwa, dass nicht alle darin verwickelt waren? Wenn die Wahrheit ans Licht kommt, erscheint Watergate dagegen wie ein Kaffeekränzchen. Sie können nicht riskieren, dass die Öffentlichkeit jemals auch nur einen Hauch von dem erfährt, was ich weiß.«
    Diese Gespräche kannte Sam zur Genüge. »Wenn das stimmt - warum hat dann noch niemand versucht, dich zu töten?« fragte er ruhig. »Warum hat niemand dein Manuskript gestohlen? Du hast nie ein Geheimnis daraus gemacht, was du vorhast. Alle wissen von deinem Buch. Du hast sogar versucht, diesen Kerl bei der CIA zu interviewen, und nichts ist passiert.«
    Vanessa warf Sam einen finsteren Blick zu. »Du verstehst nicht, wie sie vorgehen. Sie könnten das Manuskript zwar stehlen, aber sie wissen, dass ich das Buch einfach noch mal schreiben würde. Außerdem hat meine Anwältin eine Kopie. Würden sie mich umbringen, wüsste jeder sofort, dass ich die Wahrheit gesagt habe.«
    »Wer sind alle? Vanessa, ich respektiere wirklich, was du da versuchst, und mir ist auch klar, dass du dich im Recht fühlst. Aber die meisten Menschen, die diese Geschichte hören ... Na ja, sie glauben sie einfach nicht. Die CIA könnte mit Leichtigkeit dafür sorgen, dass dein Tod wie ein Unfall aussieht, wenn sie es darauf anlegen. Niemand würde auch nur den geringsten Verdacht schöpfen, dass du ermordet worden bist, um dein Buch zu verhindern. Die Leute würden glauben, du wärst das Opfer eines willkürlichen Mordes oder hättest einen Herzanfall bekommen oder etwas Ähnliches.«
    Vanessa ließ sich auf das Sofa fallen. »Du hast recht«, lenkte sie ein.
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