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Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Die Schuld der Väter (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Autoren: James Lee Burke
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aber diesmal sagt Nig, er hat genug von No Duh und seinen schwachsinnigen Streichen, wie zum Beispiel, als er bei einem Kongress der Teamster die Sandwiches mit Hundefutter belegt hat oder sich als Chauffeur ausgegeben hat und mit der Familienlimousine der Caluccis weggefahren ist.
    No Duh ruft also aus dem Zentralgefängnis an und sagt, Nig und Wee Willie wären Scheinheilige, weil sie die Kaution für ’nen Typ gestellt haben, der in Seattle und Portland zwei Nutten umgebracht hat.
    Nig fragt No Duh, woher er das weiß, worauf No Duh sägt: ›Weil ich vor ’nem Jahr in ’ner Zelle neben diesem perversen Sack gesessen hab, der sich lang und breit drüber ausgelassen hat, wie er die Bräute an Flussufern an der Westküste liegen gelassen hat. Außerdem hat sich dieser Perverse über zwei dumme Juden aus New Orleans ausgelassen, die ihm seinen falschen Namen abgekauft und Kaution für ihn gestellt haben, ohne seine Akte zu überprüfen.‹
    Aber Nig hat Skrupel gekriegt und mag gar nicht dran denken, dass er womöglich einen Lustmörder rausgeholt hat. Also lässt er mich sämtliche Drecksäcke durchgehen, für die er in den letzten zwei Jahren Kaution gestellt hat. Bislang hab ich hundertzwanzig, hundertdreißig Namen überprüft, aber ich bin noch auf keinen gestoßen, auf den die Beschreibung passt.«
    »Wer glaubt denn irgendwas, was Dolowitz sagt? Einer der Giacanos hat ihm vor Jahren mit einem Rundhammer Dellen in den Schädel geschlagen«, sagte ich.
    »Das isses ja. Mit seinem Hirn stimmt irgendwas nicht. No Duh ist ein Dieb, der niemals lügt. Deswegen sitzt er ja ständig.«
    »Du willst uns nach Bon Creole mitnehmen?«, fragte ich.
    »Hab ich doch gesagt, oder?«
    »Ich hätte große Lust dazu«, sagte ich.
    Doch ich sollte mich an diesem Abend nicht von dem Mord an Amanda Boudreau losreißen können. Ich hatte mich gerade geduscht und umgezogen und wartete auf der Galerie auf Clete, Bootsie und Alafair, als Perry LaSalles cremefarbene Gazelle, der Nachbau eines 1929er Mercedes, von der Straße in unsere Auffahrt einbog.
    Bevor er aus dem Auto steigen konnte, ging ich ihm zwischen den Bäumen hindurch entgegen. Das Dach seines Wagens war heruntergeklappt, und seine von der Sonne gebräunte Haut wirkte im Schatten dunkel; die bräunlichen Haare waren vom Wind zerzaust, die Augen funkelten hellblau, und die Wangen waren gerötet.
    Er hatte mit einundzwanzig das Studium an einem Jesuitenseminar abgebrochen, ohne dass er je einen Grund dafür angeben wollte. Er hatte unter Stadtstreichern an der Bowery gelebt und war durch den Westen gezogen, hatte auf Salat- und Rübenfeldern gearbeitet, war mit Obdachlosen und wandernden Obstpflückern in Güterwaggons gefahren, dann wie der verlorene Sohn zu seiner Familie zurückgekehrt und hatte an der Tulane University Jura studiert.
    Ich mochte Perry, seine vornehme Art und die stets großmütige, offenherzige Haltung, mit der er auftrat. Er war ein stattlicher Mann, mindestens eins achtundachtzig, aber er war nie großspurig oder anmaßend, sondern immer freundlich zu denen, die weniger vom Glück begünstigt waren als er. Aber wie viele von uns hatte ich das Gefühl, dass Perrys Lebensgeschichte komplizierter war, als man aufgrund seiner Gutmütigkeit hätte meinen mögen.
    »Auf Spritztour?«, fragte ich, wusste aber Bescheid.
    »Ich habe gehört, dass Dampframmen-Shanahan meint, Sie wären zu lasch, was die Ermittlungen im Mordfall Amanda Boudreau angeht. Ich habe gehört, dass sie Ihnen Feuer unter den Cojones machen will«, sagte er.
    »Ist mir neu«, erwiderte ich.
    »Ihre Beweise taugen nichts, und das weiß sie.«
    »Haben Sie in letzter Zeit einen guten Film gesehen?«, fragte ich.
    »Tee Bobby ist unschuldig. Er war nicht mal am Tatort.«
    »Seine Bierdose aber schon.«
    »Müll wegwerfen ist kein Schwerverbrechen.«
    »War schön, Sie zu sehen, Perry.«
    »Kommen Sie mal raus auf die Insel und probieren Sie meinen Fischteich aus. Bringen Sie Bootsie und Alafair mit. Wir essen alle zusammen.«
    »Wird gemacht. Nach dem Prozess«, sagte ich.
    Er zwinkerte mir zu, dann stieß er auf die Straße und fuhr inmitten der Sonnenstrahlen davon, die durch die Bäume fielen und wie Goldmünzen auf dem frisch gewachsten Lack seines Autos tanzten.
    Ich hörte, wie Clete hinter mir durch das dürre Laub auf mich zukam. Seine Haare waren nass und frisch gekämmt, die oberen Knöpfe seines Hemdes standen bis zur Brust offen.
    »Ist das nicht der Typ, der das Buch über
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