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Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)

Titel: Die schönsten Sagen Österreichs (German Edition)
Autoren: Wolfgang Morscher , Berit Mrugalska
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Tannenwipfel brechen – und da bin I hinuntergekugelt, in den Sumpf hinein.“
    Und schluchzend sprach er weiter: „Und da bin i fast nimmer außerkemmen. I war bold dertrunken, jo, bold dertrunken war i!“
    Nun musste die Riesin fast selber mit ihren Gefühlen kämpfen, schnell wandte sie sich an ihren Diener:
    „Er nehme feines, weißes Brot und werde meinen Buben damit trocken tupfen!“
    Der Diener machte große Augen, war es aber gewohnt, nicht zu widersprechen. Frau Hitt kannte ihn sehr gut und bemerkte daher auch, dass dieser eine Augenbraue besonders weit nach oben zog, wie er es immer tat, wenn er einen ihrer Befehle nicht verstand.
    „Und er nehme so viel Weißbrot, wie es eben für meinen Buben braucht, um ihn trocken zu bekommen!“, setzte sie nach.
    Die anderen Diener waren in der Zwischenzeit schon in die Küche gelaufen und brachten große Körbe mit frischem, hellem Brot. Als sie nun anfingen das Brot zu brechen und den nassen Dreck von dem Riesenjungen zu wischen, da verfinsterte sich der Himmel. Ein gewaltiges Donnern ertönte und die Erde fing an zu beben. In rasender Geschwindigkeit ereigneten sich nun die Dinge, und dennoch erschien es den Anwesenden wie Stunden. Einzig die Blitze, die über den nachtdunklen Himmel zuckten, erhellten für Sekundenbruchteile die Szenerie. Schwere Gesteinsmassen lösten sich aus der Nordkette und nahmen auf ihrem Weg ins Tal alles mit, was sich ihnen in den Weg stellte. Tonnen von Gestein rollten herab, es wollte einfach kein Ende nehmen, und bereits nach wenigen Minuten konnte man das frühere Reich der Frau Hitt nicht mehr wiedererkennen. Wo vorher noch grüne saftige Wiesen waren, da gab es nur mehr karge Felswände in einem fahlen Grau. Auch von dem prächtigen Schloss der Riesenkönigin war nichts mehr zu sehen – einzig Frau Hitt selber, die noch schnell zu ihrem Buben gelaufen war und ihn in ihre Arme geschlossen hatte, war für alle weithin zu sehen. Versteinert stand sie da, hoch oben am Felsenkamm der Nordkette. Sie hatte ihre Lektion erhalten und sollte nun für jeden, der hier vorbeizog, ein Mahnmal sein.
    Die Innsbrucker Bevölkerung kennt jedoch noch eine Version, wie es zu der Versteinerung von Frau Hitt kam:
    An einem schönen Tag machte Frau Hitt mit ihrem Gefolge einen Ausritt in die herrliche Umgebung. Auf dem Rückweg ins Schloss begegnete ihr eine Bettlerin, die dort mit ihrem kleinen Jungen in der Sonne saß, um sich zu wärmen. Beide hatten Hunger und beiden war kalt, vor allem aber dem kleinen Sohn, denn er war fast nackt. Schon von Weitem sah man die Riesenkönigin herannahen; ihre Kleider, die mit Gold und Edelsteinen besetzt waren, glänzten und blitzten wie die Sonne selber.
    Schwach richtete sich die junge, aber völlig entkräftete Frau auf und streckte bittend die Hand aus:
    „I bitt di, hast du wohl eine milde Gabe für uns?“, fragte sie demütig.
    „Ich habe selber nichts, was könnte ich dir schon geben, was bildest du dir eigentlich ein?“, antwortete Frau Hitt.
    „Ja, hast du nit wenigstens ein Stück Brot für uns, wir haben entsetzlichen Hunger“, bat die Mutter.
    Da lehnte sich die Frau Hitt zur Seite und brach einen Stein aus der Felswand.
    „Da hast du dein Stück Brot für dich und deinen Balg!“, sprach die Riesin höhnisch lachend.
    Doch nun stand die junge Mutter auf, mit erhobenem Kopf und eiserner Stimme brüllte sie die Worte heraus:
    „Und so hart wie dieser Stein und wie dein Herz bereits ist, so sollst auch du werden!“
    Da kamen tiefschwarze Wolken und verfinsterten den Himmel, Gesteinslawinen brachen von der Nordkette herab und bedeckten alles, was früher grün und fruchtbar gewesen war und was je von Menschenhand gebaut worden war. Frau Hitt aber konnte sich von diesem Moment an nicht mehr bewegen, sie war versteinert, und wie von unsichtbarer Hand wurde sie auf den Rand der Nordkette gestellt, so dass man sie aus der ganzen Umgebung sehen konnte. Auch heute noch steht sie hoch über Innsbruck und erinnert daran, was einst geschah.
    Der Riese Erla und die Nixe
    Hoch in den Felsen beim Traunstein befindet sich auf der östlichen Seeseite der Erlakogel, der sowohl von der Salzkammergut-Bahn aus als auch von der Salzkammergut-Bundesstraße aus – wenn man auf der bei der Umfahrung Gmunden Richtung Altmünster unterwegs ist, wo sich die Strecke zum Traunsee neigt – an das Profil einer schlafenden Frau erinnert. Diese Frau wird im Salzkammergut die Schlafende Griechin genannt. Der trauernde
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