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Die Schöne und das Biest

Die Schöne und das Biest

Titel: Die Schöne und das Biest
Autoren: Emilia Jones
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Langsam und mit einem benommenen Gefühl im Kopf. Lange konnte sie nicht geschlafen haben, denn von unten drang abermals ein Aufheulen des Ungeheuers bis in ihr Gemach. Oder schlich er gar die ganze Nacht über ruhelos durchs Schloss?
    Nun wollte Belle doch noch einmal die Treppe hinabsteigen und sich nach ihm erkundigen. Sie stand auf und warf sich eines der Gewänder über, die sich in einem Schrank des Zimmers befanden. Dann schlüpfte sie in ihre Schuhe und ging auf die Tür zu. Dieses Mal knarrte sie eigenartig beim Öffnen. Außerdem schlüpfte der Schmetterling durch den ersten schmalen Spalt in den Raum. Er zog einige Kreise um Belle, stoppte dann aber und versprühte eine Art Goldstaub.
    „Kommst du mit mir?“, fragte sie den Schmetterling, obwohl sie sich absolut nicht sicher war, ob dieses Wesen sie überhaupt verstand.
    Es vermittelte den Eindruck, als wollte es in der Luft auf und ab springen und verstreute dabei nur noch mehr von seinem Staub. Eine bessere Antwort konnte Belle wohl nicht erwarten.
    „Dann komm!“ Sie winkte den Schmetterling hinter sich her. Artig folgte der ihr den Flur entlang über die Treppe bis in die Schlosshalle. In den grotesken Kerzenleuchtern flackerte das Licht. Es verliehdiesem Platz einen bedrohlichen Charakter. Kein Wunder, dass sie sich zuerst gefürchtet hatte. Und dann auch noch die Begegnung mit dem furchtbaren Biest!
    Allerdings hielt es sich jetzt nicht mehr hier auf. Die heulenden Laute waren versiegt. Wie schon am Tage, fehlte auch nun jede Spur von ihm.
    Belle wandte sich dem Schmetterling zu. „Wo ist er?“
    Der Schmetterling tat einen weiteren Sprung in der Luft, wirbelte dreimal um ihren Körper und schoss dann voran. Belle musste laufen, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Sie kannte den Weg. Doch sie hatte keine Zeit zu überlegen, an welcher der Stellen sie sich aufhielt, die sie zuvor am Tage mit Philippe besichtigt hatte. Erst als sie den grauen Flur erreichte und die sperrangelweit geöffnete große Tür sah, dämmerte es ihr.
    Die Gemächer der Comtesse.
    Der Sternenhimmel! — Träumte sie etwa noch immer?
    Belles Schritte wurden langsamer. Sie keuchte ein wenig von ihrem Lauf. Den verzierten Fußboden sah sie im Schein des Mondlichts und der Sterne aufleuchten. Herrliche Muster traten hervor, die am Tage verborgen geblieben waren. Wie verzaubert seufzte Belle auf, als sie den Raum betrat und den Sternenhimmel über sich erblickte.
    „Ist es nicht wundervoll?“
    Die raue Stimme des Ungeheuers versetzte ihr einen heftigen Schreck. Sie konnte ein Zusammenzucken nicht verhindern.
    Das Biest brummte gekränkt. „Ich muss dir wirklich sehr zuwider sein.“
    „Nein!“, schrie Belle eine Spur zu laut, um ehrlich zu wirken. Sie wurde nervös und fuchtelte mit den Händen in der Luft.
    „Nein, nein“, wiederholte sie etwas leiser. „Es ist nur ... du hast mich erschreckt. Ich wusste nicht ...“
    „Dass ich hier bin?“ Es hob die Augenbrauen hoch. „Das ist mein Schloss. Ich kann mich aufhalten, wo immer es mir gefällt.“
    „Ja, natürlich.“ Belle wusste nicht, was sie tun sollte. Sie trat von einem Fuß auf den anderen. „Dann ... dann lasse ich dich besser allein.“
    Schon war sie herumgewirbelt und wollte zur Tür hinausstürzen, da hielt sie die mit einem Mal so sanfte Stimme des Untiers zurück.
    „Bleib ruhig hier und sieh dir die Sterne an. Hier ist genug Platz für uns beide.“
    Belle verharrte. Sie trug einen inneren Kampf mit sich selbst aus, ob sie auf sein Angebot eingehen oder lieber davonlaufen sollte. Am Ende gewann jedoch ihre Vernunft die Oberhand, die ihr sagte, dass sie nicht ewig Reißaus nehmen konnte. Schließlich lebte sie nun in dem Schloss des Ungeheuers.
    „Wenn es dich wirklich nicht stört.“ Mit diesen Worten setzte sich Belle auf den Fußboden daneben — allerdings mit etwas Abstand. Damit musste es sich für den Anfang zufriedengeben.
    Am nächsten Morgen blieb Belle lange im Bett liegen. Die halbe Nacht hatte sie schweigend an der Seite des Ungeheuers gesessen und in den Sternenhimmel gestarrt. Seine Gesellschaft war nicht unangenehm gewesen. Eine Tatsache, die sie selbst nicht recht wahrhaben wollte. Wie konnte man auch mit einem Biest Freundschaft schließen? Unmöglich!
    Belle schälte sich gähnend aus den Decken. Wie schon am Morgen zuvor öffnete sie die schweren Vorhänge, um sich von der Sonne begrüßen zu lassen. Sie streckte ihr Gesicht vor, hielt es direkt ins Licht, bis sie ein
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