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Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 02 - Grimmiger Dienstag
Autoren: Garth Nix
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geglaubt, er würde vielleicht nie mehr einen Asthmaanfall bekommen. Aber jetzt konnte er die vertraute Verengung wieder spüren, ein Stocken des Atems. Wenn auch nur auf einer Seite.
    Ruhig, sagte er sich. Ich muss ruhig bleiben.
    »Was kann ich tun?«, fragte er und achtete darauf, dass die Worte langsam und nicht zu laut kamen. »Gibt es einen Weg, Grimmigen Dienstag aufzuhalten?«
    »Es gibt einen Weg …«, antwortete das Vermächtnis grüblerisch. »Aber du musst ins Haus zurückkommen. Sobald du einmal hier bist, müsstest du …«
    Ein lauter Piepton schnitt dem Vermächtnis das Wort ab, und eine neue Stimme sprach, begleitet von einem knisternden Summen.
    »Hier spricht die Vermittlung. Bitte werfen Sie zwei sechs ein, um Ihr Gespräch fortzuführen.«
    Arthur hörte das Vermächtnis etwas antworten, aber nur sehr entfernt.
    »Ich habe keine zwei Rundlinge! Setzen Sie es auf unsere Rechnung!«
    »Ihr Kredit ist auf Anordnung des Gerichtshofs der Tage gestrichen worden. Bitte werfen Sie zwei Rundlinge und sechs Halbkronen ein. Zehn … neun … acht … sieben … sechs …«
    »Arthur!«, rief das Vermächtnis von sehr weit her. »Komm zum Haus!«
    »Zwei … eins … Dieses Gespräch ist beendet. Vielen Dank.«
    Arthur behielt die Hörmuschel am Ohr, aber sie blieb stumm; selbst das Hintergrundsummen hatte aufgehört. Alles, was er hören konnte, war das Rasseln seines eigenen Atems, der ihn gegen den Widerstand der Lunge mit Sauerstoff versorgen wollte. Oder vielmehr gegen den Widerstand seines rechten Lungenflügels. Der linke Flügel fühlte sich gut an, was recht merkwürdig war, wenn man bedachte, dass gerade dieser in dem Kampf auf Leben und Tod mit Herrn Montag vom Stundenschlüssel durchbohrt worden war.
    363 Tonnen Gold.
    Arthur legte sich aufs Bett, um darüber nachzudenken. Was würde Grimmiger Dienstag tun, um ihn zum Zahlen zu zwingen? Würde er die Bringer wieder schicken oder andere Kreaturen aus dem Nichts? Und wenn er es tat, würden sie eine neue Seuche auslösen?
    Er war so müde, dass ihm keine Antwort einfiel, sondern nur weitere Fragen durch den Kopf wirbelten.
    Ich muss aufstehen und etwas unternehmen, dachte Arthur. Ich sollte in den Vollständigen Atlas des Hauses schauen oder mir irgendeinen Aktionsplan zurechtlegen. Wir haben schon Dienstag, also ist keine Zeit zu verlieren. Der Grimmige Dienstag wird hier nur an Dienstagen etwas ausrichten können, also wird er keine Zeit verlieren … ich darf keine Zeit verlieren … Zeit verlieren …
    Arthur schreckte aus dem Schlaf auf. Die Sonne schien in sein Zimmer. Einen Moment lang wusste er nicht, was passiert war oder wo er war. Dann begann sich der Nebel der Schlaftrunkenheit zu lichten: Er musste gestern Abend ungewollt eingeschlafen sein, und jetzt war es nach zehn Uhr.
    Dienstagmorgen.
    Arthur sprang aus dem Bett. Nach dem Feuer und der Seuche des Vortages brauchte er bestimmt nicht zur Schule zu gehen. Aber das war es nicht, was ihm Sorgen machte: Grimmiger Dienstag hatte stundenlang Zeit gehabt, etwas zu unternehmen, während Arthur geschlafen hatte! Er musste herausfinden, was vor sich ging.
    Als er nach unten kam, waren alle anderen entweder schon weg oder sie schliefen noch. Aus dem Studio drang leise Musik, was bedeutete, dass sein Adoptivvater, Bob, bei offener Tür spielte. Arthur sah auf den Bildschirm am Kühlschrank und erfuhr, dass seine Mutter noch im Labor des Krankenhauses war und sein Bruder Eric hinterm Haus Basketball trainierte und von niemandem gestört werden wollte. Von seiner Schwester Michaeli gab es keine Nachricht, also nahm er an, dass sie noch schlief.
    Arthur stellte den Fernseher an und fand den Nachrichtenkanal. Dort drehte sich noch alles um die ›wundersame‹ Errettung von der Schlafseuche, da über Nacht die Entschlüsselung des genetischen Codes des Virus gelungen war, und um die Anzahl der Kranken, die aus ihrem Koma erwachten, bevor sie das letzte, letale Stadium erreichten.
    Auch über das Feuer an seiner Schule wurde berichtet. Anscheinend war es eine ausgesprochen merkwürdige Feuersbrunst gewesen, die sämtliche Bücher der Bibliothek zerstört, ja sogar die Metallregale geschmolzen, aber das Gebäude selbst kaum beschädigt hatte und dann von allein erloschen war. Das musste ungefähr gewesen sein, als Arthur das Haus betrat, rechnete er nach.
    Die Stadt stand immer noch unter Quarantäne, aber ihren Bewohnern war es erlaubt, sich tagsüber innerhalb ihrer Grenzen zu bewegen, wenn sie
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