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Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag

Titel: Die Schlüssel zum Königreich 01 - Schwarzer Montag
Autoren: Garth Nix
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kränkere Leute längst entlassen wurden. Normalerweise fühlte er sich später deswegen schlecht, aber solange er in der Klinik war, war er zu krank, um sich darüber Gedanken zu machen.
    Arthurs Vater war Musiker. Er war ein sehr guter Musiker, aber er dachte nicht immer sehr kommerziell. Er schrieb brillante Stücke und vergaß dann, irgendetwas damit anzufangen. Er war vor fünfunddreißig Jahren Gitarrist in einer berühmten Band gewesen, die sich »Die Ratten« nannte, und auf der Straße wurde er hin und wieder noch erkannt. Damals hatte er »Rattenplage« geheißen, aber er hatte schon längst wieder seinen ursprünglichen Namen, Robert »Bob« Penhaligon, angenommen. Er bekam noch immer einen Haufen Geld aus seiner Zeit bei den »Ratten«, weil er die meisten Lieder geschrieben hatte und einige mit mehreren Platin-Schallplatten ausgezeichnet worden waren. Im Radio wurden sie noch ziemlich oft gespielt, und neue Bands bauten sie stückweise in ihre eigenen Songs ein, besonders Bobs Gitarrenläufe.
     

    Heute kümmerte sich Bob Penhaligon um seine Fami lie und klimperte auf einem seiner drei Klaviere oder zupfte an einer seiner zwölf Gitarren herum, während Emily Penhaligon mehr Zeit, als ihr lieb war, in ihrem Laboratorium verbrachte, wo sie irgendwelche Dinge mit DNA und Computern anstellte, die der gesamten Menschheit zugutekamen, sie aber von ihrer Familie fernhielten.
    Arthur hatte sechs Brüder und Schwestern. Die drei ältesten, zwei Jungen und ein Mädchen, entstammten Bobs Liaisons mit drei verschiedenen Frauen aus der Zeit, als er mit den Ratten auf Tournee gewesen war. Das vierte Geschwister war aus Emilys erster Ehe. Die beiden nächsten waren von Bob und Emily gemeinsam.
    Und dann gab es noch Arthur. Er war adoptiert. Seine leiblichen Eltern waren beide Ärzte gewesen, die mit Emily gearbeitet hatten. Sie waren beide bei der letzten wirklich großen Grippeepidemie ums Leben gekommen, die dann schließlich durch das neue Antigrippeserum unter Kontrolle gebracht werden konnte, an dessen Entwicklung sie beteiligt gewesen waren – als Mitglieder von Emilys Team.
    Arthur war erst eine Woche alt, als sie starben. Er überlebte die Grippe zwar, aber wahrscheinlich stammte sein Asthma daher. Außer seinen Eltern hatte er keine leiblichen Verwandten gehabt, und so wurde dem Adoptionsantrag von Emily und Bob stattgegeben.
    Es störte Arthur nicht, dass er adoptiert war. Aber von Zeit zu Zeit blätterte er durch das Fotoalbum, das fast das Einzige war, womit er sich an seine leiblichen Eltern er innern konnte. Das andere war ein kurzes Video von ih rer Hochzeit, aber es anzuschauen war ihm fast unerträglich. Nur achtzehn Monate später waren sie an der Grippe gestorben, und selbst für Arthur sahen sie lächerlich jung aus. Es gefiel ihm, dass er den beiden im Laufe der Zeit auf vielerlei Art immer ähnlicher wurde; so lebten sie in ihm fort.
    Arthur hatte schon als kleiner Junge von seiner Adoption gewusst. Bob und Emily behandelten all ihre Kinder auf die gleiche Art und Weise, und die Kinder betrachteten sich selbst als Brüder und Schwestern. Sie stellten einander nie als »Halbbruder« oder »Halbschwester« vor und erklärten auch niemandem die zwanzig Jahre Altersunterschied zwischen Erasmus, dem Ältesten (geboren zu Bobs Glanzzeit als Rockmusiker) und Arthur, dem Nesthäkchen. Auch die Unterschiede in Aussehen, Hautfarbe oder Ähnlichem wurden nicht erklärt. Sie waren einfach Teil der Familie, wenn auch nur die drei Jüngsten noch zu Hause wohnten.
    Die vier Ältesten waren Erasmus, der Major bei der Armee war und selbst Kinder hatte, Staria, eine ernsthaf te Theaterschauspielerin, Eminor, ein Musiker, der seinen Namen in Patrick geändert hatte, und Susanne, die studierte. Die drei, die noch im Elternhaus lebten, waren Michaeli, die eine örtliche Fachhochschule besuchte, Eric, der in die letzte Klasse des Gymnasiums ging, und Arthur.
    Arthurs Vater, Michaeli und Eric hatten ihn schon am Abend vorher besucht, und seine Mutter war am frühen Morgen auf einen Sprung vorbeigekommen, um zu se hen, ob es ihm gut ging. Nachdem sie sich davon überzeugt hatte, hielt sie ihm einen Vortrag, dass es besser war, in jedermanns Augen wie ein totaler Versager auszusehen, als tot zu sein.
    Arthur wusste immer schon vorher, wenn seine Mutter ihn besuchen kam, weil auf einmal überall Arzte und Krankenschwestern auftauchten, und wenn sie dann tatsächlich ankam, pflegte sie acht oder neun Leute in weißen
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