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Die Schatten von La Rochelle

Die Schatten von La Rochelle

Titel: Die Schatten von La Rochelle
Autoren: Tanja Kinkel
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kenne, rechnen es sich als hohe Ehre an, wenn sie in La Rochelle m it dabei waren.«
    »Da war noch etwas anderes«, sag t e Raoul verschlossen. E s ließ sich nichts weiter aus ihm herausholen, auch wenn Talle m ant sein Möglichstes tat. Als er es schließlich aufgab und statt dessen sein neuestes Spottgedicht auf den Kardinal vortrug, fiel ihm ein, daß er Paul d’Irsd m asens überhaupt nicht gefragt hatte, wozu er die Infor m ationen über die Herz o gin von Aiguillon eige nt lich b rauchte.
     
    Das kleine Jagdschloß in Versailles befand sich in angenehmer Lage, und unter anderen U m ständen hätte Cinq Mars die G elegenheit genutzt, um selbst hier zu jage n ; a b er so, wie die Dinge lagen, verfluchte er die unberechenbaren L a unen des Königs. Nachdem erst ein m al Ruhe über ihn gekommen war, hatte ihm sein gesunder Menschenverstand gesagt, daß er den K a rdinal, we n n er n o ch Wert auf dessen Ver m ittlung le g t e, erreichen m ußte, bevor die Aiguillon di e Gelegenheit fand, ihm von dem heutigen Fiasko zu erzählen. Er wußte, daß der König und der Kardinal jeden Tag erwartet wurden, und er wußte, daß der König, der alles tat, um seiner G e m ahlin aus dem Weg zu gehen, nicht in den Louvre einziehen würde. Also ritt er nach Saint-Ger m ain, nur um zu erfahren, daß der König schon einge t roffen war, s i ch aber für Versailles entschieden h atte.
    Als er dort anka m , war e s selbstverständlich schon zu spät für eine Audienz. Er hätte auf se inen Vor r echten als Gr o ßkämmerer bestehen können, aber er entschied, das nur im äußersten Notfall zu versuchen, und begab sich statt dessen zum Kardinal. Dort teilte ihm dessen Sekretär Le Masle m it, Monseigneur sei beim König, und man könne nicht sagen, wie lange sich das hinziehen werde. Also m u ßte sich Cinq Mars in Geduld üben, und es gab nichts, was er m ehr haßte.
    Nichts, au ße r der Herz o gin von Ai g uillon. W i e konnte s i e es wagen? J et z t, da er Zeit h atte, in Ruhe darüber nachzudenken, schien ihm die größte Beleidigung darin zu liegen, daß sie wahrhaftig geglaubt hatte, er könne sie heiraten w ollen, und ihn dennoch abgewiesen hatte. Eigentlich hatte er vorerst nicht die Absicht, zu h eiraten was etwas m it einer i n neren Stim m e zu tun hatte, d ie v e rdächtig n ach de Thou klang und ihn m ahnte, es sei besser, den König nicht zu weit zu treiben -, aber er h atte nie d a ran gezweifelt, daß jede Da m e, wenn es ein m al so weit wäre, entzückt in seine Ar m e sinken würde.
    Daß diese H exe die Ke u sche ges p ielt hatte, gut, da m it ließ sich fertig werden. Manche Frauen bildeten sich eben ein, das seien sie ihrem guten Ruf schuldig. Aber daß sie ihn auch als Gatten abgelehnt hätte… Für wen hielt sie sich eigentlich?
    Er trat wütend nach einer der Katzen, die hier heru m liefen. Es war typisch für den Kardinal, sich Kat z en zu halten, statt Hunde, wie ein richtiger Mann es tat. Priester! Kein Wunder, daß er nicht verstanden hatte, wie wichtig es für ihn, Cinq Mars, gewesen wäre, seinen Mut auf d e m Feld zu beweisen.
    Seine Gedanken kehrten widersp en stigerweise im m er wieder zu der Herzogin von Aiguillon zurück, und zu der D e m ütigung, die ihr Verhalten für ihn bedeutete, bis i h m auf ein m al die Erleuchtung kam. Er konnte im Geiste schon das Gri n sen auf den Gesichtern seiner Freunde sehen, falls der unverschä m te Fr e m de, der sich einge m ischt hatte, heru m erzählte, was er geseh e n hatte. Da er nun ein m al da m it geprahlt hatte, die unerreichbarste Frau im Königreich zu erobern, mußte er auch genau dies tun, um zu verhindern, daß er an Ansehen verlor. Aber die unerreichbarste F r au im Königreich war keineswegs die Nichte eines obskuren Provinza d ligen, a u ch wenn dieser es zum Ersten Minister von Frankreich ge b racht hatte. O n e in. Cinq Mars ging in Gedanken die P r inzessinnen von Geblüt durch, die noch unverheiratet waren. Endlich, als er s i ch entsc h ie d en hatte, k e hrte s e in über m ütiges, unbezwingliches Lächeln zurück.
     
    »Das wäre dann alles, Sire«, sag t e der Kardinal. Louis schwieg. Nach fast zwei Jahrze h nten der Z u sam m enarbeit m erkte er, wann sein Minister erschöpft war, und ihm selbst erging es auch nicht viel besser, aber ihm lag noch etwas a u f der Seele. Er blickte über den Leuchter hinweg auf Richelieu, und das alte G e m isch aus Abneigung, Bewunderung und widerwilliger Zuneigung m achte ihm erneut zu schaffen.
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