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Die Schale der Winde

Die Schale der Winde

Titel: Die Schale der Winde
Autoren: Robert Jordan
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häuten.«
    »Zumindest heißt es jetzt ›wir‹ anstatt ›ich‹«, sagte sie grimmig. Sie erhob sich behende und kam auf ihn zu, während sie zornig mit dem Finger auf ihn zeigte. »Hältst du mich für eine Puppe, Bauernjunge? Glaubst du, ich wäre zu dämlich, es dich wissen zu lassen, wenn ich nicht wollte, daß du mich berührst? Glaubst du, ich könnte es dir nicht unmißverständlich klarmachen?« Sie zog einen Dolch unter ihrer Jacke hervor, schwang ihn und steckte ihn zurück, ohne an Schnelligkeit verloren zu haben. »Ich erinnere mich daran, daß ich dir das Hemd vom Leib gerissen habe, weil du es dir nicht schnell genug über den Kopf ziehen konntest, um mir zu folgen. So wenig wollte ich deine Arme um mich spüren! Ich habe mit dir getan, was ich noch niemals mit einem anderen Mann getan habe -und glaube nicht, ich sei niemals in Versuchung gewesen! -, und du sagst, es sei alles deine Schuld! Als wäre ich nicht einmal dabeigewesen!«
    Er stieß mit den Waden gegen einen Stuhl und erkannte, daß er vor ihr zurückgewichen war. Sie sah stirnrunzelnd zu ihm hoch und murrte: »Ich glaube nicht, daß es mir gefällt, wie du gerade jetzt auf mich herabblickst.« Sie trat ihn jäh fest vors Schienbein und stemmte beide Hände gegen seine Brust. Er fiel so hart auf den Stuhl, daß dieser fast umkippte. Ihre Locken schwangen, als sie den Kopf zurückwarf und ihre brokatdurchwirkte Jacke richtete.
    »Vielleicht war es so, Min, aber...«
    »So war es, Schafhirte«, unterbrach sie ihn energisch, »und wenn du wieder etwas anderes behaupten willst, solltest du lieber die Töchter des Speers rufen und die Macht lenken, so gut du es vermagst, weil ich dich dann durch diesen Raum prügeln werde, bis du um Gnade flehst. Und jetzt brauchst du eine Rasur und ein Bad.«
    Rand atmete tief ein. Perrin führte eine solch heitere Ehe, mit einer lächelnden, sanften Frau. Warum fühlte er selbst sich stets zu Frauen hingezogen, die ihn vollkommen verwirrten? Wenn er nur über ein Zehntel von Mats Wissen über Frauen verfügte, hätte er gewußt, was er zu alledem sagen sollte, aber so konnte er nur weiter herumdrucksen. »Auf jeden Fall«, sagte er vorsichtig, »kann ich nur eines tun.«
    »Und was könnte das sein?« Sie verschränkte die Arme fest unter ihren Brüsten und tippte unheilvoll mit dem Fuß auf, aber er wußte, daß es das richtige war.
    »Dich fortschicken.« Genauso wie er Elayne und Aviendha fortgeschickt hatte. »Wenn ich mich nur irgendwie beherrschen könnte, hätte ich nicht...« Ihr Fuß tippte schneller auf. Vielleicht sollte er das lieber lassen. Getröstet? Licht! »Min, jedermann, der sich in meiner Nähe aufhält, ist in Gefahr. Die Verlorenen sind nicht die einzigen, die jedem in meiner Umgebung auf die bloße Möglichkeit hin Schaden zufügen würden, daß es auch mir schaden könnte. Und auch ich bin eine Gefahr. Ich kann meine Stimmungen nicht mehr kontrollieren. Min, ich hätte Perrin beinahe getötet! Cadsuane hatte recht. Ich werde wahnsinnig oder bin es bereits. Ich muß dich fortschicken, damit du in Sicherheit bist.«
    »Wer ist diese Cadsuane?« fragte sie so ruhig, daß er zusammenzuckte, als er bemerkte, daß sie noch immer mit dem Fuß auftippte. »Alanna hat diesen Namen betont, als wäre sie die Schwester des Schöpfers. Nein, sage es mir nicht. Es ist mir gleichgültig.« Nicht daß sie ihm auch nur die kleinste Möglichkeit ließ, ihr zu widersprechen. »Auch Perrin kümmert mich nicht. Du würdest mich genauso wenig verletzen wie ihn. Ich glaube, daß dein großer öffentlicher Kampf ein Schwindel war. Mich kümmern deine Stimmungen nicht, und es ist mir auch egal, ob du wahnsinnig bist. Du kannst nicht wahnsinnig sein, sonst würdest du dich nicht so darüber sorgen. Aber mich kümmert...«
    Sie beugte sich herab, bis jene sehr großen, sehr dunklen Augen auf gleicher Höhe mit seinen und ganz nah waren, und plötzlich funkelte ein solches Licht darin, daß er Saidin ergriff, bereit, sich zu verteidigen. »Mich fortschicken, damit ich in Sicherheit bin?« grollte sie. »Wie kannst du es wagen? Du hast kein Recht, mich überhaupt irgendwohin zu schicken! Du brauchst mich, Rand al'Thor! Wenn ich dir auch nur von der Hälfte der Visionen erzählen würde, die ich von dir gehabt habe, würden dir die Haare zu Berge stehen! Wage es! Du hast zugelassen, daß sich die Töchter des Speers jedem Risiko gestellt haben, dem sie sich stellen wollten, und du willst mich wie ein Kind
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