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Die Sanddornkönigin

Die Sanddornkönigin

Titel: Die Sanddornkönigin
Autoren: Sandra Lüpkes
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Felten?«
    Der schlacksige Kellner trat einen Schritt vor.
    »Herr Kommissar, ich habe es nicht gesehen, aber … aber ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass es Fokke Cromminga war.«
    »Warum sollte er so etwas tun?«
    »Weil die Kommissarin ihm auf die Schliche gekommen ist. Wegen der Sache mit der Polwinski.«
    Sanders dröhnte der Schädel. Er wusste nichts, aber auch gar nichts mit dem Gerede des jungen Mannes anzufangen, doch er hatte das ungute Gefühl, dass der Kellner Recht hatte. Vielleicht hatte er mit Thore Felten zwar einen Schuldigen, aber nicht den Mörder von Ronja Polwinski verhaftet. Wencke Tydmers schien ihm mal wieder einen kleinen Schritt voraus gewesen zu sein. Ihre forsche Vorgehensweise hätte sie fast das Leben gekostet.
    Langsam bekamen ihre blutleeren Lippen wieder Farbe, die Füße, die er immer noch knetete wie ein Besessener, schienen leicht zu zucken. Sie war wieder da. Sanders erhob sich und überließ dem Sanitäter den schlaffen Körper seiner Kollegin.
    Nur kurz schenkte er seinen Zweifeln Beachtung, die seinem Verstand die konkret vorliegenden Beweise gegen Thore Felten und die vagen Indizien gegen Fokke Cromminga vorzurechnen schienen. Und zum zweiten Mal in seinem Leben traute Sanders seiner Intuition.
    »Sehen Sie zu, dass Sie diesen Schweinehund zu fassen kriegen.«

Epilog
    W ir werden in wenigen Minuten im Juister Hafen festmachen. Bitte steigen Sie unten in der Eingangshalle aus und halten Sie beim Verlassen des Schiffes Ihre Towercard bereit. Die Besatzung der ›Frisia II‹ wünscht Ihnen im Namen der Reederei einen erholsamen Urlaub auf der wunderschönen Insel Juist.«
    Das Fährschiff drehte nach Steuerbord ab, und die Insel lag nun direkt voraus, die Zinnen des »Dünenschlosses« erhoben sich über die geduckten roten Dächer. Wencke ließ die Reling los, an der sie fast die ganzen anderthalb Stunden der Überfahrt gestanden und auf das Meer geschaut hatte. Sie hatte eigentlich nie wieder hierher kommen wollen. Als sie das Ticket im Rucksack suchte, fiel der Brief heraus, sie hob ihn auf, bevor ihn der frische Seewind zu fassen bekam, faltete ihn auseinander und las ihn noch einmal durch, wie um sich noch einmal schwarz auf weiß den Grund für ihr Kommen bestätigen zu lassen.
     
    Liebe Wencke, nun steht sie unmittelbar bevor: die erste Saison in meinem Hotel! Die Belegungszahlen können sich sehen lassen, das Personal ist motiviert und, was dich wahrscheinlich am meisten interessieren wird, ich bin guter Dinge. Es hat einige Veränderungen gegeben, nachdem Thore die Koffer pakken musste. In erster Linie haben wir wieder die Freundlichkeit in dieses Haus gebracht, die bei all den Renovierungen und Modernisierungen auf der Strecke geblieben ist. Und die Gäste in der Vorsaison haben es uns bestätigt: Echte, von Herzen kommende Gastlichkeit kann man mit keinem Marmor, Gold und Stuck der Welt wettmachen. Schade, dass meinem Exmann diese Erkenntnis abhanden gekommen ist, sonst wäre vielleicht alles nicht passiert. Doch nun möchte ich es mir nicht nehmen lassen, mich ein klein wenig bei dir zu revanchieren, auch wenn die Nacht in der Pension »Inselfreunde« dich mehr Großzügigkeit und Risikobereitschaft gekostet hat, als ich dir jemals zurückzahlen kann. Bitte, sei mein Gast, ich werde im Mai ein Zimmer für dich frei halten und würde mich unbändig freuen, wenn du die Einladung annimmst und dich auf diese Art und Weise mit unserer Insel ein klein wenig versöhnen kannst. Zudem ist es mir wichtig, dass wir uns noch einmal unter vier Augen wiedersehen könnten, bevor in zwei Wochen der Prozess gegen Fokke beginnt. Es geht ihm übrigens ganz gut, manchmal habe ich sogar das Gefühl, dass er in der Haft freier ist, als er es hier auf Juist jemals war. In Freundschaft Hilke
    Mit einem kleinen überraschenden Ruck machte das Schiff fest. Wencke verließ das Oberdeck und ging die Treppe hinunter, die Halle war voll mit Menschen, die gut gelaunt und ein wenig ungeduldig darauf zu warten schienen, dass sie endlich ihre ersten Schritte auf die Insel setzen konnten.
    »Oh, wie blass«, riefen die Leute am Hafen lachend, obwohl sie auch nicht viel brauner waren. Die Sonne hatte sich wohl erst seit heute Morgen hinter den Wolken hervorgewagt, und laut Wettervorhersage würde es in der nächsten Woche das erste Mal sommerliche Temperaturen geben. Wencke staunte, wie verändert sich die Insel Juist für sie präsentierte. Lag es nur am Wetter oder vielleicht doch daran,
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