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Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers

Titel: Die Saga von Thale 02 - Die Macht des Elfenfeuers
Autoren: Monika Felten
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hatte. So war es also, wenn man starb. Der Gedanke schlich sich wie selbstverständlich in ihr Bewusstsein. Lya-Numi fürchtete sich nicht. Asco-Bahrran hatte ihren Körper zerschmettert und das Licht kam, um ihre unsterbliche Seele in die Ewigen Gärten des Lebens zu führen.
    »Wach auf! « Ein zartes, spinnwebfeines Stimmchen erhob sich aus dem Klingen und die Bewegungen des Lichts wurden noch aufgeregter.
    Aufwachen? Lya-Numi stutzte. Wieso sollte sie aufwachen? Sie hatte doch ihre irdische Hülle verlassen und war bereit, die letzte Reise anzutreten.
    »Wach auf, schnell! « Das Stimmchen gab nicht auf. Immer wie der rief es Lya-Numi an, flehte und mahnte, bettelte und drängte sie, doch endlich zu erwachen.
    Lya-Numi wurde ärgerlich. Warum ließ das Licht sie nicht einfach in Ruhe? Sie war bereit, ihren Brüdern und Schwestern zu folgen, und sehnte sich nach Frieden. Ihr Leben in Thale war vorbei, der Kreis hatte sich geschlossen. Was immer dort geschah, sie konnte es nicht mehr beeinflussen. Sie . . .
    »Wach auf!«
    »Wach auf! «
    »Wach auf! « Zu dem einen Licht hatten sich plötzlich zwei weitere gesellt. Ihre Stimmen schwirrten um Lya-Numi herum. Inzwischen klangen sie so verzweifelt und traurig, dass es der Elfenpriesterin immer schwerer fiel, sich dem Drängen zu widersetzen.
    Blinzelnd öffnete sie die Augen. Sogleich waren die Lichter und mit ihnen auch die drängenden Rufe verschwunden. Dunkelheit umfing sie. Eine eisige, unnatürliche Dunkelheit, die nur hin und wieder von einem schwachen grünen Lichtschein erhellt wurde. Die Kälte hatte Lya-Numis Gewand längst durchdrungen und sie fröstelte. Unter den Händen spürte sie loses Gestein, feucht und kalt. Wo war sie? Die Elfenpriesterin wollte sich aufrichten, aber heftige Schmerzen zwangen sie, den Versuch sofort wieder aufzugeben. In ihrem verletzten Bein hämmerte ein wütendes Stechen und ihre Schulter brannte wie Feuer. Auch sonst schien es keinen Muskel in ihrem Körper zu geben, der nicht schmerzte, und keinen Knochen, der nicht geprellt, gestaucht oder gebrochen war.
    »Aufhalten, du musst ihn aufhalten! « Wieder meldeten sich die Stimmchen in ihren Gedanken, doch es dauerte lange Augenblicke, bis Lya-Numi den Sinn der Worte verstand.
    »Errosum dena ne darum!« Das Blut rauschte ihr in den Ohren und dazwischen hörte sie plötzlich Asco-Bahrrans Stimme. Oh, Göttin! Ich bin noch gar nicht tot, schoss es ihr durch den Kopf, doch statt einer Antwort hörte sie wieder die Stimmchen. »Aufhalten! « , riefen sie voller Panik. »Du musst ihn aufhalten! . . . Schnell . . . schnell! «
    »Errosum dena ne darum!« Die Stimme des Meistermagiers hatte an Macht gewonnen und hallte gebieterisch durch die Höhle.
    Lya-Numi biss die Zähne zusammen, verdrängte den Schmerz in die hintersten Winkel ihres Bewusstseins und richtete sich auf. Was sie sah, übertraf ihre schlimmsten Erwartungen.
    Asco-Bahrran stand wieder auf der Obsidianplatte. Eine Hand ruhte auf Kianys Kopf, die neben ihm kauerte und von heftigen Krämpfen geschüttelt wurde, die andere hatte er zur Höhlendecke erhoben, wo sich um die runde Steinplatte ein breiter Ring aus grünem Feuer gebildet hatte. Sowohl am Boden als auch an der Decke pulsierten die Schriftzeichen in gleißender Helligkeit und dazwischen schwebte das Amulett der Auserwählten in einem Lichtstrahl, der von Asco-Bahrrans Handfläche ausging, langsam dem Tor entgegen.
    »Errosum dena ne darum!« Etwas Zwingendes lag in der Stimme des Meistermagiers. Er hatte sich tief in seine Beschwörung versenkt und bemerkte nicht, dass Lya-Numi erwacht war. Vermutlich hielt er sie ohnehin für tot.
    »Errosum dena ne darum!« Das Amulett hatte bereits die Hälfte des Wegs zurückgelegt. Nicht mehr lange und es würde die schwarze Deckenplatte berühren und das Dimensionentor öffnen.
    Lya-Numi wusste, dass sie nichts mehr ausrichten konnte, um Asco-Bahrran aufzuhalten. Ein Knochen in ihrem Unterschenkel war gesplittert und hatte sich durch die Haut gebohrt. Der Anblick verursachte ihr Übelkeit. Es war völlig ausgeschlossen, damit auch nur einen Schritt zu gehen.
    »Errosum dena ne darum!« In Asco-Bahrrans Worten lag eine solche Macht, dass die Elfenpriesterin erschauerte.
    »Aufhalten! Aufhalten! Das Amulett! Das Amulett! « , kreischten die Stimmchen immer wieder. Hinter Lya-Numis Stirn überschlugen sich die Gedanken. Sie musste Asco-Bahrran aufhalten. Das Tor durfte nicht geöffnet werden. Aber wie?
    Wie ...? Und
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