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Die Saat Der Makellosen

Die Saat Der Makellosen

Titel: Die Saat Der Makellosen
Autoren: May R. Tanner
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Chryses geflankt. Dahinter liefen Jagannatha Draco und Ashur Fontanus. Den Abschluss bildeten die jüngsten Krieger Damon Arcus und Raynor Averon. Diese Krieger waren der Krönung der Schöpfung ihrer Art: Stark, mächtig, intelligent und entschlossen. Und der Grundstock für eine sichere Zukunft ihrer Rasse.
    Etwa fünf Meter von dem Thron entfernt blieben die Krieger stehen, beugten synchron das rechte Knie und hoben ihre Schwester mit einem Schwung über ihre Köpfe, um deren Spitzen dann neben dem gebeugten Knie auf den Boden aufkommen zu lassen. Ihre Köpfe hielten sie gesenkt, um dem Orakel ihre Reverenz zu erweisen. Dies war die einzige Gelegenheit, bei der die Warrior eine so demütige Haltung einnahmen, da sie in ihrer Aufgabe als Beschützer der Immaculates dem Orakel sonst gesellschaftlich gleich gestellt waren.
    Die Blicke der Patronas der Häuser, denen die Warrior entstammten, ruhten stolz oder liebevoll auf dem Bild, das die athletischen Krieger boten. Es war eine Ehre für das jeweilige Haus, einen Krieger hervorgebracht zu haben. Und das alte Haus der Harpia hatte in diesem Zyklus sogar zwei gestellt, so dass Devena Lilith ihre Söhne mit vor Stolz und Liebe leuchtenden Augen betrachtete.
Man würde sie für ihre zukünftigen Aufgaben segnen und gleichzeitig ihre bisherige Arbeit würdigen. Diese Krieger zogen nicht nur mit Waffen in den Kampf, sie benutzten ihren Intellekt, um die Vampirrasse der Immaculates an das neue Jahrtausend anzupassen. Sie waren Vorbilder und höchst verehrte Mitglieder der Gesellschaft.
     
    Das Orakel erhob sich und schritt die Steinstufen herunter, um an deren Ende stehen zu bleiben und beide Arme gen Decke zu heben, wobei sie in einer alten Sprache, die beinahe schon vergessen worden war, einen Willkommensgruß sprach. Als ihre Hände schließlich wie zum Gebet gefaltet vor ihrer Brust ruhten, wurde rechts von ihr eine weitere Tür geöffnet, wo mehrere Männer einen angeketteten Mann, der sich heftig gegen seine Fesseln und Wärter wehrte, in den Raum zogen, der plötzlich von schweren Schritten und gezischten beinahe tierisch anmutenden Lauten angefüllt war. Einige der Krieger umfassten die Griffe ihrer Kurzschwerter fester, ansonsten zeigten sie keinerlei Reaktion auf den Gefangenen, den sie selbst in der Nacht zuvor ins Castle gebracht hatten, wie es der alte Ritus verlangte.
    Die schwarz gekleideten Enforcer schleiften den Mann vor das Orakel, das sofort angefaucht und beschimpft wurde, was die Dame mit einem nachsichtigen Lächeln zur Kenntnis nahm. Ihre Augen leuchteten plötzlich rot in ihrem Gesicht auf und verliehen ihr eine unheilvolle Aura, obwohl sie kurz zuvor noch wie die Sanftmut in Person gewirkt hatte. Der Gefangene ging vor ihr auf die Knie und seine Ketten fielen vom ihm ab, als hätte sie eine unsichtbare Hand von ihm gelöst. Er musste sich auf seine beiden Hände auf dem Boden stützen und rang schwer nach Atem. Er kniete genau über einem in den dunklen Granit gehauenen verschlungenen Tiefrelief, in dem man ein Pentagramm und andere magische Zeichen erkennen konnte, die mit Goldfarbe ausgemalt waren.
    „Du hast unzählige unschuldige Menschen auf dem Gewissen, Aryaner! Du weißt, dass dich die Todesstrafe erwartet, wenn Du die Jagd auf die von uns geschützte Rasse nicht einstellst! Wirst Du den Schwur leisten, dich in Zukunft von den Menschen fern zu halten? Und den Gesetzen der Immaculate zu folgen?“, fragte das Orakel mit glühenden Augen.
    Der Kopf des Mannes ruckte nach oben, als hätte ein Puppenspieler an einem unsichtbaren Band gezogen. Sein Gesicht war zu einer wütenden Fratze verzogen und mit Schweiß und Blut bedeckt, das noch von seinem letzten Opfer stammte. Sein Mund war weit aufgerissen und seine langen Fangzähne, die schon so viel Tod gebracht hatten, blitzten gefährlich im Feuerschein auf. Seine Augen loderten in einem hasserfüllten Rot, weil er versucht hatte, seine Fähigkeiten gegen das Orakel einzusetzen, aber an ihrer Stärke gescheitert war, so dass das rote Glühen sich bei ihm nur ein paar Millisekunden gezeigt hatte. Dafür spie er vor sie auf den Boden, um seine Abneigung gegen die Frau deutlicher zu untermalen.
     
    „NIEMALS! Wir sind die einzig Würdigen! Ich diene nur meinem Herrn und Lord! Du kannst zur Hölle fahren, alte Frau!“, spie er ihr verächtlich entgegen und dann lachte er ein beinahe geistesgestört klingendes Lachen, das von den hohen Decken des Raumes unheimlich widerhallte.
    Das Orakel
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