Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin
Autoren: Charlotte Link
Vom Netzwerk:
ein paarmal habe ich das Licht angemacht und zu lesen versucht, aber abgespannt, wie ich zur Zeit bin, konnte ich mich einfach nicht konzentrieren, und ... «
    »Es ist einfach zu heiß hier drinnen«, unterbrach sie Beatrice. Schon nach einer halben Minute in der dumpfschwülen Luft des Zimmers hatte sie das Gefühl, kaum noch atmen zu können. »Warum du im Sommer bei geschlossenem Fenster schläfst, werde ich nie begreifen! «
    »Es ist nicht mehr Sommer! Heute ist der 2. September!«
    »Aber es ist heiß wie im Sommer!«
    »Ich habe Angst, daß jemand einsteigen könnte«, sagte Helene verzagt.
    Beatrice gab einen verächtlichen Laut von sich. »Also, Helene, wirklich, wie sollte das denn gehen? Da ist doch nichts, woran jemand heraufklettern könnte!«

    »Die Mauer ist nicht ganz glatt. Ein geschickter Fassadenkletterer könnte ... «
    Beatrice öffnete das Fenster und stieß die Läden weit auf. Samtigfrische Morgenluft strömte ins Zimmer. »Solange ich denken kann, schlafe ich bei offenem Fenster, Helene. Und noch nie ist irgend jemand bei mir eingestiegen. Nicht einmal in den Jahren, in denen ich jung war und es vielleicht ganz gerne gehabt hätte«, setzte sie hinzu, bemüht, durch einen Scherz den Ärger abzumildern, der wahrscheinlich in ihrer Stimme gelegen hatte.
    Helene lächelte nicht. Sie kniff die Augen in der plötzlichen Helligkeit zusammen, griff nach ihrer Teetasse, nippte daran. »Was hast du heute vor?« fragte sie.
    »Ich wollte mich heute vormittag um den Garten kümmern. Nachmittags bin ich mit Mae verabredet. In St. Peter Port.«
    » Ja? Helenes Stimme klang hoffnungsvoll. Sie wurde von Beatrice und Mae manchmal mitgenommen, wenn diese sich irgendwo auf der Insel zum Spazierengehen oder zum Einkaufen trafen, und Helene liebte es, mit Mae zusammenzusein. Mae behandelte sie stets sehr fürsorglich, war liebevoller und warmherziger zu ihr als Beatrice. Sie erkundigte sich ausführlich nach Helenes Befinden, hörte sich geduldig alle Klagen an. Nie fuhr sie ihr gereizt über den Mund, wie Beatrice das oft tat, nie gab sie ihr das Gefühl, eine lästige alte Person zu sein, die allen nur auf die Nerven fiel. Mae war immer reizend und nett. Leider hatte selten sie zu bestimmen, was passierte; den Ton gab meist Beatrice an, und die war kaum je erpicht darauf, Helene irgendwohin mitzunehmen.
    Auch jetzt erwiderte sie nichts auf das fragende »Ja?«, sondern machte sich im Zimmer zu schaffen, räumte Helenes Wäsche vom Vortag weg, suchte frische aus einer Kommode hervor und legte sie auf einem Sessel zurecht.
    »Was wollt ihr denn machen in St. Peter Port?« hakte Helene nach. »Kaffee trinken?«
    »Ich fahre nie irgendwohin, um einfach nur Kaffee zu trinken, Helene, das weißt du doch! « sagte Beatrice ungeduldig. »Nein, wir haben einfach verschiedene Dinge zu erledigen. Maja wird dabei sein, sie soll sich ein Geburtstagsgeschenk aussuchen, das Mae ihr
kaufen will, und von mir soll sie auch irgendeine Kleinigkeit bekommen. «
    »Maja hat doch erst nächsten Monat Geburtstag«, nörgelte Helene. Sie stand Maes Enkelin mit gemischten Gefühlen gegenüber, versuchte sich jedoch neutral zu verhalten. »Wie alt wird sie denn?«
    »Zweiundzwanzig. Sie will eine Party veranstalten und möchte dafür etwas zum Anziehen haben, das so sexy ist, daß es die Männer anlockt wie Honig die Bienen – so hat sie es jedenfalls ausgedrückt.«
    Helene seufzte. Für Majas promiskuitiven Lebenswandel konnte eine anständige Frau nur Verachtung übrig haben, aber manchmal entdeckte sie zu ihrer großen Verblüffung auch einen Hauch von Neid zwischen all den Schichten von Ablehnung und Entrüstung und moralischer Genugtuung darüber, daß Maja wenigstens gelegentlich die Quittung für ihre ungehemmten Ausschweifungen bekam – in Form eines blauen Auges etwa, das ihr ein gekränkter Liebhaber verpaßte, oder in der eines schmerzhaften Eingriffes, mit dem sie die unerwünschten Folgen einer Liebesnacht beseitigen lassen mußte. Maja hatte schon zweimal abgetrieben – jedenfalls wußte Helene von zwei Abbrüchen, es mochten aber tatsächlich auch mehr gewesen sein. Mae hatte Helene anvertraut, daß Maja Weltmeisterin darin war, die Einnahme der Pille zu vergessen. Helene sagte sich, daß auf ganz Guernsey – sowie auf den Nachbarinseln – vermutlich kein Mann zu finden war, der jemals bereit wäre, Maja zu heiraten, eine Frau, die es mit beinahe jedem Mann getrieben hatte, der ihren Weg kreuzte. Also wahrlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher