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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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jedesmal unverändert vor – außer, daß sein Vater von Jahr zu Jahr ein wenig grauer und die Falten um Mutters Augen immer tiefer wurden. Jedes Jahr hießen sie ihn zu Hause willkommen, blickten vom Buch oder Reagenzglas auf und lächelten ihm zu, als wäre er nur eine Stunde weggewesen. Sogleich wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu, was einer stummen Einladung entsprach, es ihnen gleich zu tun. Schon wenige Augenblicke nach seiner Rückkehr saß Mathew an seinem Schreibtisch und fühlte sich so wohl, als sei er nie fortgewesen.
    Einmal saß er wieder auf dem hölzernen Stuhl mit der hohen Rückenlehne und lauschte, wie die Schreibfeder seiner Mutter auf dem Papier kratzte. Er vernahm ihr Murmeln, denn beim Schreiben pflegte sie laut mit sich selbst zu sprechen. Eine kühle Brise, angefüllt mit intensivem Tannengeruch, wehte durch das offene Fenster. Unten, aus dem Labor hörte man einen dumpfen Aufprall und dann einen Schrei. Sein Vater…! So hatte er noch nie geschrien! Mathew sah von dem Buch auf, in dem er gerade aufmerksam gelesen hatte. Was war schiefgegangen? Was hatte dieses Jammern zu bedeuten…?
    Mit einem Ruck erwachte der junge Hexer und konnte sich gerade noch festhalten, um nicht aus dem Sattel zu fallen. Die Erinnerung an dieses schmerzhafte und bittere Erlebnis, von dem er geträumt hatte, quälte ihn. Das Erwachen war immer mit Schmerzen verbunden. Das war der Preis, den er bezahlen mußte. Doch das war es ihm wert, um diesem schrecklichen Leben zu entrinnen – und wenn auch nur für einige Augenblicke. Gerade wollte er sich wieder in diese wunderbare, sichere Zufluchtsstätte retten, als er bemerkte, daß die Schreie nicht zu seinem Traum gehörten. Er spähte durch das Gewebe des Bassureb, um herauszufinden, was es mit dem Lärm auf sich hatte. Vor Schreck setzte sein Herzschlag aus.
    Sie hatten die Stadtmauern erreicht. An die strohbedeckten Giebeldächer seiner Heimat gewöhnt, erschienen ihm die Gebäude, die hier über die Mauern ragten, ebenso fremd und häßlich wie das Land, durch das sie reisten. In bizarren Formen wanden sich die Gebäude nach oben. Wuchtige Türme und schlanke Minarette, die oben wie Zwiebeln gewölbt waren, sahen aus, als hätte ein wahnsinniges Kind sie geformt.
    Obwohl er sich noch in einiger Entfernung befand, stieg Mathew der Geruch der Stadt in die Nase. Tausende ungewaschene Körper, die unter der gnadenlosen Sonne schwitzten, aßen und verdauten. Der Lärm drang bis zu ihm herüber – ein gedämpftes Gewirr zahlloser Stimmen, die beim Handeln, Beten und Streiten durcheinanderschrien… In Ketten würde man ihn in dieser Stadt auf den Marktplatz zerren und ausstellen, den unzähligen, erbarmungslosen Blicken ausliefern… Mathew ließ den Kopf hängen, um die Benommenheit zu überwinden, die ihn übermannt hatte. Er erwartete den Befehl, der ihn in diese Hölle schickte.
    Zu hören war jedoch nur der Befehl, der die Kamele niederknien hieß. Die weiß verhängte Sänfte wurde abgesetzt. Eilfertig kam ein Sklave mit Wasser herbeigelaufen. Während Mathew gierig trank, blickte er durch die Vorhänge und beobachtete die Goume, die sich hastig in Reihen formierten. Sobald der Anführer sich von der Ordnung ihrer Kleidung überzeugt hatte, galoppierten die Männer in Richtung der Stadtmauern davon. Mit den Fahnen, die sie während des Rittes entfalteten, boten sie einen herrlichen Anblick. Als Mathew über die Ebene blickte, bemerkte er Reiter, die aus den Stadttoren herausgaloppierten, um die Goume zu empfangen. Auf diese Weise konnten sie die Erlaubnis einholen, die Stadttore zu passieren, die momentan geschlossen waren.
    Die Vorverhandlungen nahmen viel Zeit in Anspruch. Eine Sklavin brachte eine Mahlzeit, die Mathew vorsichtshalber aß, denn er meinte die Augen auf sich zu spüren, wie sie hinter den Vorhängen der Sänfte bis in sein Sattelzelt hereinschauten. Nach jener ersten Nacht hatte er das Sklavenmädchen nur selten gesehen, obwohl er ständig nach ihr Ausschau gehalten hatte. Nur wenn sie das Zelt des Händlers betrat oder verließ, bekam er sie kurz zu Gesicht. Dann konnte er sehen, daß sie genauso gut genährt war wie all die anderen Sklaven. Einmal sah sie ihn flüchtig an, doch sie sagte kein Wort. Mathew war damit zufrieden. Ängstlich war er darum bemüht, sein Geheimnis zu wahren. Er vermied es, überhaupt mit jemandem zu sprechen, damit niemand merken konnte, daß er ein Mann und keine Frau war.
    Nach einer Zeit, die ihm wie eine
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