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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung
Autoren: berry
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dass die Mafija oft in Polizeiuniformen auftrat. Meistens wimmelte es in Moskau von Polizisten, so dass es ihm manchmal fast schon zu viel war, Polizisten mit Gummiknüppeln und automatischen Waffen; heute aber war ihm noch kein Einziger begegnet.
    Aus dem Gebäude drang ein donnerndes Geräusch zu ihm heraus.
    Sein Kopf fuhr herum.
    Jemand brach im hinteren Gebäudeteil die Tür zum Lagerraum auf. Gerade als Lord in Richtung Hauptstraße davonrannte, hörte er drinnen Schüsse.
    Auf dem Gehsteig wandte er sich nach rechts und rannte, so schnell es ihm im Anzug möglich war. Er riss den Hemdkragen auf und zerrte sich die Krawatte vom Hals. Jetzt bekam er wenigstens Luft. Seine Verfolger mussten jeden Augenblick um die Ecke kommen. Rasch bog er nach rechts ab und übersprang eine hüfthohe Eisenkette um einen der zahllosen Parkplätze an Moskaus innerem Ring.
    Nun ging er langsamer, wobei seine Blicke nach links und nach rechts schossen. Der Parkplatz war voller Ladas, Tschaikas und Wolgas. Dazwischen standen ein paar Limousinen aus deutscher Produktion; die meisten waren reichlich verdreckt und verbeult. Er schaute sich um. Die beiden Männer bogen hundert Meter hinter ihm um eine Ecke und liefen geradewegs in seine Richtung.
    Er stürmte auf den grasbewachsenen Parkplatz. Von den Wagen zu seiner Rechten prallten Gewehrkugeln ab. Eilig duckte er sich hinter einen dunklen Mitsubishi und spähte um die hintere Stoßstange. Die beiden Männer hatten den Rand des Platzes erreicht; Cro-Magnon stand da und zielte, während Hängelid weiter auf ihn zuging.
    Ein Motor sprang an.
    Rauch quoll aus dem Auspuff. Bremslichter leuchteten auf.
    Es war ein cremefarbener Lada, der auf der gegenüberliegenden Seite der mittleren Reihe geparkt war. Der Wagen setzte schnell aus der Parklücke zurück. Lord sah die Angst im Gesicht des Fahrers. Vermutlich hatte er die Schießerei gehört und beschlossen, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Hängelid sprang über die Absperrkette.
    Lord kam aus seinem Versteck gerannt, hechtete auf die Motorhaube des Ladas und hielt sich an den Scheibenwischern fest. Gott sei Dank hatte die verdammte Kiste überhaupt welche. Er wusste, dass die meisten russischen Fahrer die Dinger im Handschuhfach einschlossen, damit sie nicht geklaut wurden. Der Fahrer des Ladas bedachte ihn mit einem erstaunten Blick, fuhr aber weiter auf die verkehrsreiche Straße zu. Durch die Heckscheibe sah Lord, wie fünfzig Meter hinter ihm Hängelid in die Hocke ging, um zu schießen, während Cro-Magnon die Kette übersprang. Er dachte an den Taxifahrer; er hatte kein Recht, den Autobesitzer in die Sache hineinzuziehen. Als der Lada auf die sechsspurige Hauptverkehrsstraße einfuhr, rollte er sich von der Motorhaube auf den Gehsteig ab.
    Schon im nächsten Augenblick kamen die Kugeln angeschwirrt.
    Der Lada bog nach links ein und raste davon.
    Lord rollte sich weiter auf die Straße hinunter; er hoffte, die leichte Vertiefung unter der Bordsteinkante würde ausreichen, um Hängelid den Schusswinkel zu versperren.
    Erde und Betonbrocken spritzten hoch, als die Kugeln einschlugen.
    Eine Gruppe von Menschen, die auf einen Bus warteten, stob auseinander.
    Lord sah nach links. Ein Bus rollte auf ihn zu, er war keine fünfzehn Meter mehr von ihm entfernt. Luftdruckbremsen zogen an, Reifen quietschten. Lord hatte das Gefühl zu ersticken, als er die schwefligen Auspuffgase einatmete. Als der Bus kreischend zum Stehen kam, rannte er auf die Straße. Das Fahrzeug befand sich nun genau zwischen ihm und den Gangstern. Zum Glück war die äußerste Fahrspur gerade leer.
    Er spurtete über die sechsspurige Straße. Der gesamte Verkehr kam aus einer Richtung, von Norden. Im Zickzack überquerte er die einzelnen Fahrspuren, immer darauf bedacht, auf gleicher Höhe mit dem Bus zu bleiben. Auf halbem Weg über die Straße musste er eine Pause einlegen und etliche Autos vorbeilassen. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis die Gangster um den Bus gestürmt kamen. Er nutzte eine Lücke im Verkehr, schoss über die letzten beiden Fahrspuren und sprang über den Bordstein auf den Gehsteig.
    Vor ihm lag eine Baustelle, auf der viel Betrieb war. Nackte Stahlträger ragten vier Stockwerke hoch in den Nachmittagshimmel, an dem mehr und mehr Wolken aufzogen. Noch immer hatte Lord keinen Polizisten zu Gesicht bekommen, abgesehen von den beiden, die ihm auf den Fersen waren. Der Verkehrslärm wurde übertönt vom Gebrüll der Kräne und
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