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Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)

Titel: Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
Autoren: Hunter S. Thompson
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eingestellten Studenten in den Sechzigern gab es eine Reihe von Büchern, die einfach zum Pflichtprogramm gehörten: Einer flog übers Kuckucksnest von Ken Kesey, A Conferderate General from Big Sur und Trout Fishing von Richard Brautigan, The Kandy-Kolored Tangerine-Flake Streamline Baby und The Electric Kool-Aid Acid Test von Tom Wolfe sowie Hell’s Angels von Hunter S. Thompson.
    Ich studierte damals Journalismus, und während meines Grundstudiums fühlte ich mich magisch angezogen vom Schreibstil Tom Wolfes und einiger anderer, die damals das praktizierten, wofür man kurze Zeit später den Begriff »New Journalism« prägen sollte, und seltsamerweise existierte selbst an einer ultraliberalen Hochschule wie San Francisco eine Kluft – damals nannte man es »Generationskonflikt« – zwischen Lehrpersonal und Studenten, was die Beurteilung dieser neuen Art zu schreiben anging. Unsere Dozenten hielten Wolfe und Leute seines Schlages für Windbeutel, deren mit fiktionalen Elementen angereicherter Reportagestil lediglich dazu führen würde, dass der Journalismus auf die Dauer zu einer Art Kabarett verkam, während wir überzeugt waren, dass unsere Lehrer uns lediglich zu hirnlosen Drohnen abrichten wollten, deren Karriereziel die Redaktionen irgendwelcher Kleinstadtblättchen waren.
    Es war wohl während meines ersten oder zweiten Semesters, als ich in der Studentenkantine eine Ausgabe der Zeitschrift The Nation aus dem Regal nahm und so zum ersten Mal etwas von Hunter S. Thompson zu lesen bekam. Es war der erste Teil einer zweiteiligen Reportage über seine Fahrten mit den Hells Angels. Die Rockerbande hatte ein Chapter in Oakland, das in der Bay Area eine Institution darstellte. Es war keine Seltenheit, einer Gruppe von Angels über den Weg zu laufen, vor allem nachdem sie sich dem LSD zugewandt hatten und bei Dance-Rock-Konzerten in Läden wie dem Fillmore Auditorium oder dem Winterland herumhingen. Big Brother and the Holding Company wurden zu ihrer »offiziellen« Band. Wenn man in ihrer Nähe war, gab es ein paar einfache Faustregeln, die man besser beachtete: Abstand halten und Augenkontakt vermeiden. Denn selbst während ihrer kurzen gutmütigen Phase waren die Angels noch immer ein Furcht einflößender Haufen, bei dem es jederzeit zu unvorhersehbaren Gewaltausbrüchen kommen konnte.
    Insofern war es für mich eine Offenbarung zu lesen, dass es ein Schriftsteller geschafft hatte, ihr Vertrauen zu gewinnen und von ihnen auf ihre Ausfahrten mitgenommen zu werden. Dazu gehörten Courage und Verstand, und Hunter S. Thompson besaß offensichtlich beides – oder er war so etwas wie ein mit massenhaft Talent ausgestatteter Vertretertyp und dazu noch leicht meschugge. Was auch immer. Jedenfalls war ich nach besagtem Artikel in The Nation davon überzeugt, dass dieser Kerl der wahre Stoff war. Und so kam es, dass ich etwas später am gleichen Tag meinen Mitstudenten gegenüber die Frage aufbrachte, was unsere Dozenten wohl von ihm halten würden.
    In den frühen Siebzigern beim Rolling Stone zu arbeiten war eine aufregende Angelegenheit. Soziale, kulturelle und politische Unruhen lagen in der Luft, und wir versuchten, über diese Turbulenzen in einer Art und Weise zu berichten, die anders war als die der etablierten Zeitungen und Zeitschriften. Ich war damals über etliche Jahre geschäftsführender Herausgeber und hatte das Glück und Vergnügen, mit einigen der brillantesten Journalisten des Landes zusammenzuarbeiten, darunter auch mehrere feste Redaktionsmitglieder. Meine Kollegen waren ein wilder, hoch talentierter Haufen von Rebellen, die ihre journalistische Ausbildung bei angesehenen Zeitungen wie der Los Angeles Times , der New York Post , der Detroit Free Press , dem Cleveland Plain Dealer und dem Wall Street Journal absolviert hatten. Zwei unserer talentiertesten Mitarbeiter hatten Schriftstellerei an der San Francisco State University und in Stanford studiert. Unser erster Herstellungsleiter (copy chief), der dafür sorgte, dass die zweiwöchige Erscheinungsweise immer eingehalten wurde, ohne dass uns der Laden um die Ohren flog, war ein hochgebildeter Typ aus dem Nahen Osten, der eine Zeit lang mit Owsley Stanley III. zusammen eine Wohnung geteilt hatte. Was uns alle einte, war die Abneigung gegen traditionellen Mainstream-Journalismus und der Wille und die Bereitschaft, hart zu arbeiten.
    Als Hunter sich unseren Reihen anschloss, dauerte es nicht lange, bis er sich zu einer Art
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