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Die Richter des Königs (German Edition)

Die Richter des Königs (German Edition)

Titel: Die Richter des Königs (German Edition)
Autoren: Sandra Lessmann
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Blasensteinleiden.

    Auch Edmund Berry Godfrey ist eine interessante und tragische, historische Person. Seine Beliebtheit, aber auch seine Konsequenz in der Wahrnehmung seiner Pflichten als Friedensrichter sind ebenso überliefert wie seine einsamen nächtlichen Spaziergänge durch Westminster. Bei einer Gelegenheit während der Großen Pest schreckte er nicht davor zurück, ein Pesthaus zu betreten, um einen Verdächtigen zu verhaften, ein anderes Mal setzte er sich erfolgreich bei einem nächtlichen Überfall mit seinem Degen zur Wehr. Godfrey erlangte traurige Berühmtheit durch seinen gewaltsamen Tod fünfzehn Jahre später, der zu den großen ungeklärten Mordfällen der englischen Geschichte gehört (obwohl Selbstmord nicht völlig auszuschließen ist). Sein Tod wurde von politischen Gegnern des Königs, die seinen Bruder James von der Thronfolge ausschließen wollten, während des so genannten Popish Plot (»Papistenverschwörung«) dazu benutzt, eine Reihe unschuldiger Katholiken hinrichten zu lassen, darunter auch fünf Jesuiten. Einer von ihnen wäre womöglich Jeremy Blackshaw gewesen – wenn es ihn wirklich gegeben hätte.

 Glossar 
    Assisen (engl. assizes): Reisegerichte, die von Henry II. im 12. Jahrhundert eingerichtet wurden, um die zuvor unabhängige Jurisdiktion der königlichen Vasallen einzuschränken. England und Wales waren in sechs Bezirke unterteilt, die zweimal im Jahr jeweils von zwei Richtern bereist wurden. Die Assisen waren hauptsächlich für die Verhandlung von Kapitalverbrechen (felonies) zuständig. London und Middlesex waren von diesem System ausgenommen. Dort wurden Kapitalverbrechen im Sitzungshaus am Old Bailey verhandelt.
    Common Serjeant : juristischer Berater des Stadtrats, der als Richter im Old Bailey Recht spricht.
    Dissenters : Protestanten, die sich weigerten, die Glaubenssätze der anglikanischen Kirche anzuerkennen, z.B. Baptisten, Presbyterianer und Quäker.
    Finanzgericht (engl. Court of Exchequer): Gerichtshof des Gemeinen Rechts, der ursprünglich nur mit der Rechtsprechung betreffend der Kroneinkünfte betraut war, später aber auch zivilrechtliche Fälle übernahm. Die Richter führten den Titel Baron.
    Friedensrichter (engl. Justice of the Peace): ehrenamtlich arbeitende, vom Lord Chancellor nominierte Laienrichter ohne juristische Ausbildung, die polizeiliche Befugnisse besaßen und in Quartalsgerichten (quarter sessions) kleinere Vergehen verhandelten. Kapitalverbrechen blieben den Assisen vorbehalten. In London hatten die Ratsherren dieses Amt inne.
    Gemeines Recht (engl. common law): früheres englisches Gesetzessystem. »Gemein« bedeutet hier allgemein gültiges Recht (im Gegensatz zum regionalen, also nur an einem bestimmten Ort des Landes gültigen Recht). Das Gemeine Recht war ursprünglich ungeschriebenes Volksrecht und hatte sich aus Traditionen und Überlieferungen entwickelt. Seit dem 13. Jahrhundert wurde es durch Statuten (vom Parlament verabschiedete und schriftlich niedergelegte Gesetze) erweitert.
    Grand Jury : eine Gruppe von zwölf bis vierundzwanzig Bürgern, die vor dem eigentlichen Prozess aufgrund der von der Anklage vorgelegten Beweise entscheidet, ob ein Fall vor Gericht geht oder nicht. In England wurde die Grand Jury im 20. Jahrhundert abgeschafft, aber in den USA gibt es sie noch.
    Hauptzivilgerichtshof (engl. Court of Common Pleas): Gerichtshof des Gemeinen Rechts, der sich vorwiegend mit bürgerlichen Streitfällen, also Zivilrecht, befasste.
    Inns of Court : vier Rechtsschulen in London (Inner Temple, Middle Temple, Lincoln’s Inn, Gray’s Inn), die das alleinige Recht zur Ausbildung von Anwälten (barristers) und Richtern besitzen, da nur dort das Gemeine Recht gelehrt wird. Sie werden von den Benchers, den älteren Mitgliedern, verwaltet (bench = [Richter-]Bank). Der Name des Inner Temple und Middle Temple stammte von den Tempelrittern, die dort im Mittelalter residiert hatten. Nach der Auflösung des Ordens fiel der Besitz an die Johanniter, die einen Teil der Gebäude an Rechtsgelehrte vermieteten.
    Ketzer : jemand, der vom »wahren« Glauben abweicht. Katholiken, Protestanten und Orthodoxe bezeichneten sich gegenseitig als Ketzer. Aus der Sicht der katholischen Kirche war jeder, der einen oder mehrere der katholischen Glaubenssätze leugnete, ein Ketzer.
    Kirchenpapist (engl. church papist): Bezeichnung für diejenigen, die am anglikanischen Gottesdienst teilnahmen, wie es das Gesetz vorschrieb, in ihrem Innern
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