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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona
Autoren: David Gerrold
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wandte sich zu Kapitän Lowell um.
    »Sie haben recht, Sir«, sagte er vorsichtig. »Wir sind zu deutlich erkennbar. Ich schlage vor, wir verschwinden aus ihren Displays und gehen Unterlicht…«
    »Wir können uns nicht vor ihnen verbergen«, schrie Hodel. »Sie werden uns finden!«
    »Wir haben keine Zeit, um jetzt darüber zu diskutieren«, erwiderte Korie. Er zeigte auf den Holoprojektor. »Sehen Sie! Raketen haben sich auf uns eingepeilt!«
    Die Raketen kamen aus drei verschiedenen Richtungen. Die Software schrie einen Alarm nach dem nächsten. Das Display blinkte wie verrückt.
    Lowell sagte etwas, aber Korie verstand ihn nicht; er nahm an, es bedeutete Zustimmung. »Machen Sie schon!« brüllte er Hodel an, und der Flugingenieur hämmerte auf die Tasten seiner Konsole. Das Raumschiff erzitterte, als die Hyperblase ringsum kollabierte.
    »Schiff riggen für ankommende Schockladung…«
    Korie hatte nicht genügend Zeit, seinen Befehl zu Ende zu formulieren. Ein schwacher Ausläufer des Feldeffekts einer Hyperraumrakete traf das Schiff, und die Auswirkungen waren genauso vernichtend wie ein Volltreffer aus einer Disruptorbatterie. Jedes elektrische Feld in der LS-1187 war innerhalb eines einzigen Augenblicks entladen. Jedes Instrument, jede Maschine, jede Kommunikationseinrichtung, und jedes menschliche Wesen an Bord waren innerhalb Bruchteilen von Sekunden paralysiert.
    Alle Neuronen feuerten gleichzeitig. Es war, als würde man einen elektrisch geladenen Draht berühren. Die Mitglieder der Besatzung wurden auf der Stelle stocksteif, als ihre Nervensysteme sich entluden. Ihre Herzen erstarrten und waren nicht mehr fähig zu schlagen. Ihre Muskeln verkrampften sich in Agonie.
    Ungewollte Schreie preßten sich aus ihren Lungen, und ihre Gehirnzellen sanken in schwarzes Vergessen, nachdem sie massive Anfälle konvulsivischer Zuckungen ausgelöst hatten; ihre Gedärme und Blasen öffneten sich, und einige Männer ejakulierten unfreiwillig. Hodel verkrampfte sich und flog rückwärts aus seinem Sitz. Das rettete sein Leben. Seine Konsole versprühte Funken und flog in die Luft. Kapitän Lowell stolperte und wäre beinahe gestürzt. Korie packte ihn, und sie fielen gemeinsam zu Boden. Vor Kories Augen flackerten bunte Blumen aus pinkfarbenem Feuer auf, und dann nichts mehr…
    Auf der Brücke dauerten die Auswirkungen der Feldeffektwelle an.
    Überall flammte wildes elektrisches Feuer auf. Blitze hüpften über das Deck, tanzend, leuchtend, spuckend, brennend.
    Überall auf der Brücke und in der Zentrale taumelten und zitterten und stolperten Besatzungsmitglieder über das Deck.
    Hilflos. Ein purpurnes Flackern erfaßte Kapitän Lowell und hüllte ihn ein.
    Das gleiche Flackern raste durch den Maschinenraum und die Gänge des Schiffs, entlang des Singularitätsgitters, das die Energiequelle enthielt: ein stecknadelkopfgroßes schwarzes Loch. Die Energie fand keinen Ort, an dem sie sich entladen, ihr Potential abgeben konnte; sie versuchte, sich in tausend Richtungen auszubreiten und zu verteilen. Schließlich fand sie eine schwache Stelle und sprang durch die Disruptorbatterie an Backbord hinaus in den Raum. Die Waffentürme explodierten in einer Blume aus Funken und Feuer.
    Und die LS-1187 trieb tot im All.

 
Ins Leben zurückgekehrt
     
     
    Für ein Äon trieb das Schiff tot dahin.
    Dann, langsam, schmerzvoll, zögernd, erwachte wieder Leben an Bord. Ein Herzschlag, ein Atemzug, ein Zucken, und schließlich sogar der Anflug eines Gedankens. Irgend jemand bewegte sich. Jemand anderes hustete. Ein Stöhnen durchdrang die Finsternis. Schrecklicher Gestank lag in der Luft.
    Im Schiff herrschte völlige Dunkelheit. Und eine Stille, die einem Angst einflößen konnte.
    Die gewohnten Hintergrundgeräusche waren verstummt. Schreiend erlangte Korie das Bewußtsein zurück. Er fühlte sich, als würde er brennen. Seine Nervenenden kreischten, und er war unfähig, eine Bewegung zu machen – aber er konnte auch nicht bewegungslos daliegen. Er versuchte, sich aufzurichten, aber es ging nicht. Er schwebte taumelnd durch die Zentrale, stieß irgendwo an, prallte ab und schwebte in die entgegengesetzte Richtung zurück. Er konnte sich nicht konzentrieren. In seinem Kopf klingelte alles. Schwerelosigkeit, erkannte er mühsam. Die Gravitation ist ausgefallen.
    Er streckte seine Arme und stöhnte vor Schmerzen. Er versuchte, herauszufinden, wo er war; versuchte, sich festzuhalten. Sein Kopf schlug irgendwo an, und sein Körper
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