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Die Reise der Jona

Die Reise der Jona

Titel: Die Reise der Jona
Autoren: David Gerrold
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müssen, was meinen Sie?«
    »Wirklich?« erwiderte Korie. »Ich hatte gehofft, ich könnte es als Haustier halten.«
    »O nein. Sie sind so wählerisch, was ihr Futter angeht.«
    »Hmmm. Das ist wahr.«
    Korie durchquerte die Kommandozentrale und baute sich vor Cinnabar auf. Der morthanische Assassine war so fest in die Überreste des Kommandantensitzes gewickelt, daß er wie eine Metallmumie aussah. Seine wilden roten Augen glühten vor Wut.
    Korie blickte lange in diese Augen. »Wer ist nun arrogant?« Er wartete nicht auf eine Antwort. »Jetzt will ich Ihnen etwas über Evolution erzählen. Sie steckt nämlich voller Sackgassen. Wie die Dodos. Wesen, die sich so weit entwickelten, wie es ging, und dann… nicht mehr weiterkonnten. Vielleicht gehören Sie und Ihre Art ja auch in eine evolutionäre Sackgasse?«
    »Ich glaube nicht, daß er Ihnen antworten wird«, sagte Brik. »Er scheint beschäftigt zu sein.«
    »Mister Brik! War das etwa ein Scherz?«
    Brik grinste nur.
    Korie wandte sich wieder zu dem gefangenen Morthaner. »Sie hatten nur zur Hälfte recht. Die Menschheit ist nicht vollkommen – noch nicht. Wir arbeiten noch daran. Aber wir haben eine Geschichte, die mindestens hundertmal länger ist als die Ihre. Wir haben bewiesen, daß wir hunderttausend Jahre überleben können. Und Sie? Sie sind genetisch geschaffene und technologisch verstärkte Abkömmlinge der Menschheit. Aber das macht Sie noch nicht automatisch zu unserem Ersatz. Sie könnten genausogut einfach ein Fehler sein. Was Sie vergessen haben, ist, daß wir – zumindest in den letzten hunderttausend Jahren – bewiesen haben, daß wir unseren Ruf als die gemeinsten Hurensöhne dieses Teils der Galaxis zu Recht besitzen. Und wir werden das alles nicht so einfach aufgeben, wie Sie vielleicht glauben. Kann schon sein, daß Sie lauter sind als wir, und häßlicher sind Sie ganz bestimmt – aber Sie und Ihre sogenannte ›Meisterrasse‹ haben noch einen weiten Weg vor sich. Und es braucht etwas sehr viel Überzeugenderes als Ihresgleichen, damit die menschliche Rasse ihre Zelte abbricht.«
    »Dieser Morthaner ist ziemlich wütend«, sagte Brik nachdenklich.
    »Dieser Morthaner ist ziemlich gedemütigt«, korrigierte ihn Korie.
    Und plötzlich erinnerte er sich, daß er in der Zentrale eines Raumschiffes stand und seine Mannschaft ihn beobachtete.
    »In Ordnung, schaffen Sie die Mediteams herbei, aber schnell. Und aktivieren Sie die Reservesysteme. Und…« Er bemerkte Briks Gesichtsausdruck und unterbrach sich: »Was gibt’s?«
    Er drehte sich um und sah, wie Cinnabar mit den Metallriemen kämpfte. Sie spannten sich und streckten sich, als schwölle er in ihrem Innern an. Sie knirschten und knackten alarmierend. Cinnabar leuchtete unheimlich von innen heraus. Innerhalb seines Drahtkäfigs ging etwas Entsetzliches vor, und etwas machte plötzlich sproing! Dann riß, mit dem gleichen alarmierenden Geräusch, ein weiteres Kabel – und schließlich krachten die verbliebenen Bänder beinahe gleichzeitig und flogen in alle Richtungen hüpfend davon. Der morthanische Assassine erhob sich.
    Er war frei!
    Hodel fand eben genug Zeit, um »O nein!« zu stöhnen.
    Das Monster schoß zum Geländer der Brücke und zerfetzte es mit bloßen Händen. Es sprang hinunter auf das Deck und packte Korie, hob ihn hoch und warf ihn ärgerlich gegen den geborstenen Frontschirm. Korie prallte mit einem knirschenden Geräusch gegen die Wand und rutschte zu Boden. Er hatte den Aufprall in seiner Wirbelsäule gespürt und überlegte einen winzigen Augenblick, ob er jetzt gelähmt sein würde. Sein Kopf dröhnte wie ein antiker Tempelgong. Er versuchte, sich aufzurichten…
    Brik und Cinnabar standen sich in der Mitte der Zentrale gegenüber. Brik verlagerte seinen Schwerpunkt nach unten und hob die Arme in einer defensiven Geste.
    Cinnabar straffte sich und schüttelte grinsend den Kopf. Er streckte seine Hand aus und zeigte auf Brik, und seinen Fingern entsprangen Blitze, die Brik betäubt gegen die zerschmetterte Waffenkonsole taumeln ließen. Der Morthaner wirbelte herum und blickte zu Hodel, der als einziger noch stand.
    Cinnabar starrte ihn wütend an, und Hodel wich zurück.
    Er ging dem Assassinen aus dem Weg, als dieser zur Astrogationskonsole stapfte und sich davor aufbaute. Er studierte die Anlage und grollte ärgerlich: »Muß ich wirklich alles alleine machen?« Er streckte die Hand aus und tippte einen Befehl ein.
    Die Konsole wurde dunkel.
    Cinnabar
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