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Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)

Titel: Die Radsport-Mafia und ihre schmutzigen Geschäfte (German Edition)
Autoren: Tyler Hamilton
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einen Bluttest; Blutwerte und
Fahrzeit wurden dann in einem Gesamt-Fitnessindex kombiniert. Lance wurde nur
Zweiter hinter Christian Vande Velde. Aber statt es Lance zu sagen,
manipulierte Bruyneel lieber das Testergebnis ein bisschen, sodass er vorn lag.
George Hincapie erklärte Juliet Macur, einer Reporterin der New
York Times, später: »Wir wollten es Lance nicht sagen, weil es ihn
aufgebracht hätte, und Christian hat es auch keiner erzählt, weil es die
Hierarchie durcheinandergebracht hätte.«
    3   Postal-Betreuerin
Emma O’Reilly erzählt in From Lance to Landis: »Einmal
waren zwei Teamfunktionäre zusammen mit Lance im Zimmer. Alle redeten
durcheinander. ›Was sollen wir tun, was sollen wir nur tun? Behalten wir die
Ruhe. Wir müssen zusammenhalten. Keine Panik. Wir gehen hier alle mit derselben
Geschichte raus.‹« O’Reilly berichtet, dass Armstrong nach der Besprechung zu
ihr gesagt habe: »So, Emma, jetzt weißt du genug, um mich zu Fall zu bringen.«
    4   Die UCI
praktizierte eine solche Kooperation nicht zum ersten Mal. Der Festina-Betreuer
Willy Voet schreibt in seinem Buch Massacra à la chaîne (1999) (dt.: Gedopt ), dass die UCI
auch beim französischen Fahrer Laurent Brochard eine ähnlich zurückdatierte therapeutische
Ausnahmegenehmigung für Lidocain akzeptiert habe, um ihm einen positiven Test
zu ersparen.
    5   Im
Jahr 2005 wurden im Rahmen einer retrospektiven Studie des französischen
Doping-Untersuchungslabors Châtenay-Malabry Urinproben der Tour de France 1999
nachträglich auf EPO getestet. Mithilfe der sechsstelligen
Fahrernummer stellte Damien Ressiot von L’Équipe fest,
dass 15 der Proben von Armstrong stammten. Von diesen 15 wurden sechs positiv
auf EPO
getestet, nämlich die nach dem Prolog sowie nach den Etappen 1, 9, 10, 12 und 14
genommenen; auch mehrere andere zeigten das Vorhandensein künstlich zugeführten
EPOs
in zu geringer Konzentration für ein positives Testergebnis. Alle nach der 14. Etappe genommenen Proben wurden negativ getestet.
    Armstrong behauptete, die Proben müssten manipuliert worden
sein. Laut Dr.   Michael Ashenden, einem der führenden Dopingexperten weltweit,
sei es allerdings praktisch überhaupt nicht machbar, genau dieses Muster von
Spitzenwerten und allmählichem Abflachen des EPO-Spiegels künstlich
darzustellen; es gebe seines Wissens keine Laborausrüstung, die dafür präzise
genug arbeite. Ashenden meint: »Ich persönlich hege keinerlei Zweifel, dass
[Lance Armstrong] während der Tour 1999 EPO genommen hat.«
    Noch interessanter ist womöglich, dass Armstrong 1999 in der
Minderheit war. Von den 89 anderen Urinproben, die damals genommen wurden,
fielen nur sieben (also 8,6 Prozent) positiv auf EPO aus.
    6   Als
Hamilton mir im August 2010 von Philippe/Motoman erzählte, erinnerte er sich
nur an den Vornamen. Nach einigen Monaten gelang es mir, einen Mann
aufzutreiben, den Hamilton auf einer Fotografie als Motoman identifizierte.
Sein Name ist Philippe Maire. Er wohnt in Cagnes-sur-Mer, einige Kilometer von
Nizza entfernt, und betreibt dort seinen eigenen Rennradladen namens Stars’ n’
Bikes. Das Geschäft führt die Marken Trek, Oakley und Nike Livestrong. Im Juni 2012
war auf Maires Facebook-Seite eine Fotografie aus der Zeit um 1999 zu sehen,
auf der Maire und Armstrong Arm in Arm in einem Fahrradladen zu sehen sind. Die
Bildunterschrift lautete: »Gut gemacht«.
    Ich rief Maire an, und er bestätigte mir, dass er als
Mechaniker und Gärtner für Armstrong gearbeitet hatte, als dieser in Nizza
gelebt hatte. Ich fragte Maire, ob er die Tour 1999 auf seinem Motorrad
begleitet habe.
    PM (wird lauter): »Nein, ich weiß, ich begleite
gar nichts. Wenn Sie mit mir reden wollen, kommen Sie in den Laden, wir können
uns treffen, ich kann Sie kennenlernen, aber jetzt, ich verstehe nicht. Die
Jungs, die können mich anrufen, mir erklären, weil ich verstehe nicht.«
    »Könnte Tyler Hamilton Sie anrufen?«
    PM (schnell): »Nein, nein, nein, nein. Wenn Sie
wollen, sagen Sie Kevin Livingston, er soll mich anrufen, er soll mir erklären,
was Sie wollen. Ich verstehe nicht, tut mir leid.«
    »Stimmt es denn nun oder nicht, dass Sie die Tour de France 1999
auf Ihrem Motorrad begleitet haben?«
    PM: »Ahhh, nein, nein.«
    »Es stimmt also nicht? Es ist nicht die Wahrheit?«
    PM: »Es ist … nicht wahr.«
    Die sagen mir also nicht die Wahrheit, wenn sie sagen, dass
Sie die Tour 1999 auf Ihrem Motorrad begleitet haben.
    PM (hastig):
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