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Die Rache der Flußgoetter

Die Rache der Flußgoetter

Titel: Die Rache der Flußgoetter
Autoren: John Maddox Roberts
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gern davon hören.«
    »Das braucht Zeit«, sagte er. »Finde du nur heraus, wer hierfür verantwortlich ist«, er wies mit einer ausladenden Geste auf den Trümmerhaufen, »und überlasse Pompeius den höheren Räten.«
    Pompeius war in diesem Jahr Prokonsul beider spanischer Provinzen geworden, in denen es jedoch so friedlich zuging, daß er deren Verwaltung seinen Legaten überlassen hatte und selbst in Italien geblieben war, um die chaotische Getreideverteilung zu überwachen. Und um sich allern Anschein nach um eine vorteilhafte Partie zu kümmern.
    Ich hätte es mir denken können. Ein ähnlicher Anfall von Versöhnungsbereitschaft hatte vor einigen Jahren zu meiner Verlobung und späteren Heirat mit Caesars Nichte Julia geführt.
    Der Gedanke daran, wie Julia auf diese Veränderung ihrer familiären Position reagieren würde, ließ mich erschaudern. Die Staatssklaven waren den ganzen Tag mit der Räumung der Trümmer beschäftigt. Der Schutt wurde auf Karren zu einer der städtischen Abfalldeponien transportiert, die zugeschüttet wurden, um neuen Baugrund für die sich immer weiter jenseits der alten Stadtmauern ausdehnenden Vorstädte zu schaffen. Die Sklaven waren nicht im eigentlichen Sinne Eigentum des Staates, der damals nur relativ wenig Sklaven besaß. Sie gehörten viel mehr dem publicanns , der mit solchen Arbeiten beauftragt war. Auch die Karren und Ochsen gehörten ihm.
    Der Mann selbst stand neben einem der Wagen und machte sich mit einem Stylus auf einem Wachstäfelchen Notizen.
    Offenbar führte er Buch über die Zahl der Wagen und Ladungen. Er war ein großer, ziemlich rauh aussehender Vertreter, wie es Vertragsunternehmer für ungelernte Arbeiten häufig sind. Ihre Sklaven sind der Abschaum des Marktes, manchmal sogar Verbrecher oder Aufständische, die von fremden Königen haufenweise in die Sklaverei verkauft worden waren. Als ich auf ihn zukam, nickte er knapp. »Guten Tag, Adile. Schöne Sauerei, was?«
    »Und was für eine. Ich frage mich, warum.« Ich klopfte auf einen flachen Ziegel aus der Fassade. »Alles brandneu und scheinbar solide.«
    »Sieht so aus, nicht wahr?« Er gab sein Täfelchen einem Sekretär und nahm einen der Ziegel vom Wagen, brach ein wenig Mörtel ab und zerrieb ihn zwischen Daumen und Zeigefinger zu Staub. »Zum einen billiger Mörtel.
    Aber deswegen ist es nicht zusammen gekracht. Der Teil über der Erde sieht immer ganz gut aus, verstehst du, wie wollte man sonst einen Mieter dazu bringen, hier ein zu ziehen? Aber ich wette, im Fundament finden wir morsche Stützpfeiler, und davon auch noch zu wenige. Die Stützen sollen nicht mehr als eine ägyptische Königselle voneinander entfernt stehen, aber ich habe gesehen, daß manche so weit auseinander waren, dass ein Mann sich bequem dazwischen legen könnte. Die Fundamente sind wahrscheinlich nicht tief genug in die Erde eingelassen und stehen auch nicht, wie es die Bauvorschriften verlangen, auf einer mannshohen Schicht Kies, sondern auf Flußschlamm. Wo man es nicht sieht, sparen die Bauunternehmer Kosten, wo sie nur können.«
    »Empörend«, sagte ich angewidert, aber alles andere als schockiert. »Wie kommen sie nur damit durch? Wie kommt es, daß nicht alle Gebäude einstürzen?«
    Er schenkte mir ein leutseligzynisches Lächeln.
    »Normalerweise halten sie einfach nicht lange genug. Wie oft kommt es vor, daß eine solche Insula mehr als zehn Jahre hält, ohne niederzubrennen? Und wer fragt dann noch nach nicht beachteten Bauvorschriften?«
    »Jeder Bauunternehmer Roms sollte im Circus öffentlich ausgepeitscht werden«, sagte ich.
    »Nun, das ist doch die Aufgabe der Ädilen, oder nicht?« Es war klar, was er meinte: Alle meine Vorgänger waren bestochen worden, bei Errichtung dieser Todesfallen in die andere Richtung zu schauen.
    »Vielleicht brauche ich deine Aussage vor Gericht«, erklärte ich ihm. »Stets zu Diensten des Senats und des Volkes«, sagte er mit jener bewundernswert hündischen Ergebenheit, die nur großgewachsenen, brutalen Männern im Umgang mit ihren Vorgesetzten gelingt.
    »Dein Name?«
    »Marcus Caninus, Herr.«
    »Und wer ist dein Auftraggeber?«
    »Der Censor Valerius, Herr.« Er meinte Marcus Valerius Messala Niger, der vor sieben Jahren Konsul und im Jahr vor Antritt meines lastenreichen Amtes noch immer Censor gewesen war.
    Ich blickte mich nach meinem persönlichen Sklaven um, der meine Schreibutensilien trug und eigentlich bereitstehen sollte, um Notizen zu machen. Wie üblich war
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