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Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen

Titel: Die populaersten Irrtuemer ueber das lernen
Autoren: Claudia Jacobs
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korrigiert werden können“. Ähnlich äußert sich der promovierte Chemiker und frühere Lehrer Salman Ansari, der zu dem Artikel einen
     Kommentar postete: Abgesehen von der nicht ganz korrekten Interpretation des Versuches sei es fragwürdig, Kinder mit „Fragen und Aktivitäten zu belasten“,
     die sie unmöglich nachvollziehen könnten. Das Problem mit vorgegebenen Versuchsanordnungen bestehe darin, so erklärte mir Ansari, dass „die Vorgehensweise
     festgelegt und die Lernziele vorher definiert sind, statt auf Kinderfragen bezogen zu sein“.

    In der Schule, so bemängeln Bildungsexperten, haben Kinder eine äußerst passive Rolle. Sie sollen den Erklärungen der
     Lehrer lauschen, statt sich aktiv und möglichst selbstständig Wissen anzueignen. Alle Eltern bestätigen, dass kleine Kinder neugierig, wissbegierig und
     enorm lernwillig sind. Damit ist es schnell vorbei, sobald sie in die Schule kommen. Ständige Belehrungen und Merksätze sind auf die Dauer eben
     langweilig. Dass ausgerechnet die umstrittenen, nicht immer erfolgreichen Methoden der Schule nun auch im Kindergarten Anwendung finden, kann ernsthaft
     niemand wollen.

    Wie aber können wir Kindergartenkinder zu leidenschaftlichen Forschern machen? Wie können wir sie zu dazu bringen, die Welt zu
     verstehen und sie zu erobern? Zunächst einmal, in dem wir sie teilhaben lassen an unserem Alltag und sie in die Welt schicken. Kindergartenkinder können
     z. B. Handwerkern und Künstlern bei der Arbeit zusehen, sie sollten ihren Stadtteil kennen lernen und so oft es geht in der Natur sein. Die Welt selbst
     ist eine riesige Forscherkiste, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden.

    Die Vermittlung von naturwissenschaftlichen und technischen Erfahrungen im Kindergarten ist derzeit viel zu akademisch. Eltern freuen
     sich meist, wenn schon Fünfjährige stolz mit Begriffen wie „Dichte“, „Masse“ oder „Gemisch“ nach Hause kommen. Was aber nutzt ihnen solches
     Begriffswissen? Wer Kinder ernst nimmt, lässt sie Erfahrungen machen, spürt ihre Fragen auf und nimmt diese dann zum Lern-Anlass. Warum heißt der
     Löwenzahn Löwen zahn? Warum hat eine Schneckenart ein Haus und eine andere nicht? Wie kann das sein, dass ein Eisenschiff schwimmt? Nicht Erzieher
     sollen darauf antworten, sondern die Kinder, die die Lösungen möglichst selber finden sollten. Dafür aber braucht es Zeit und ein grundsätzlich anderes
     Verständnisvon Lernen. Wenn es uns gelingt, eine „Atmosphäre des Forschens und Entdeckens“ (Ansari) zu schaffen, haben wir
     gewonnen. Kinder lernen immerzu, jeden Augenblick, jeden Tag. Wir können das unterstützen, am besten, indem wir uns anstecken lassen von ihrem natürlichen
     Forscherdrang.

    Statt kleinen Kindern mit für sie unverständlichen – und von den Erziehern womöglich ebenfalls nur halb verstandenen – Experimenten
     zu kommen, sollte man sich in der frühkindlichen Bildung lieber auf die Vermittlung von „anschlussfähigem Wissen konzentrieren“, sagt Elsbeth Stern. Wie
     Kindergartenkinder anschlussfähiges Wissen im Bereich der Naturwissenschaften erlangen können, haben wir gesehen. In der Grundschule geht es zunächst
     einmal um die Kernkompetenzen Lesen, Schreiben, Rechnen. Können wir Kindern in der Kita Wissen vermitteln, damit sie eine optimale Ausgangsposition für
     schulisches Lernen haben? Aber ja, und das ist nicht einmal aufwändig: Diverse Untersuchungen haben gezeigt, dass beim Erlernen des Lesens und Schreibens
     das „phonologische Bewusstsein“ eine enorme Rolle spielt. Über das in der Schule nötige Sprachbewusstsein verfügen Kinder, denen viel vorgelesen wird,
     die über das Gelesene sprechen, die Reimpaare finden und Silben klatschen können. Phonologische Trainingsprogramme fördern Kompetenzen, müssen aber nicht
     zwangsläufig zur Grundausstattung von Kindergärten gehören. Erzieher (und Eltern) können Kinder auch mal beim gemeinsamen Frühstück fragen: Wo hört ihr
     das B bei Banane? Vorne? In der Mitte? Am Ende? Auch ein Plakat mit Buchstaben darf im letzten Kindergartenjahr im Gruppenraum hängen. Aber nicht, um
     lautieren zu lehren, sondern um freudige Erwartung zu schüren und mögliche Anregung zu schaffen.

    Auch das Thema „erste mathematische Kompetenzen“ gehört in den Kindergarten. Kindergartenkinder sollten Mengeneinschätzen und vergleichen sowie geometrische Figuren erkennen und benennen können. Auch sollten sie ein intelligentes Wissen über
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