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Die Pestglocke

Die Pestglocke

Titel: Die Pestglocke
Autoren: Patrick Dunne
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würden sie beide aus Irland abgeschoben. ›Nicht schade um euch‹, sag ich, ›ich wünschte, ich könnte euch alle aus Irland rausschmeißen.‹«
    Der restliche Deckel ging mit einem lauten Krachen ab.
    Byrne wurde immer aufgeregter. »Dann fing sie richtig an zu schreien. Ich habe ihr die Hand auf den Mund gelegt, dann hab ich sie an der Kehle gepackt, und auf einmal wurde sie ganz schlaff und sank zu Boden. Ich hatte schon von so etwas gehört – man drückt auf einen bestimmten Nerv, und das führt zum Herzstillstand. Ich wollte sie nicht würgen, aber sie war tot, und ich konnte einen feuchten Dreck dagegen tun. Und ich dachte: Du blöde Schlampe, schau, was du angerichtet hast. Du versaust mir mein Leben. Mein Leben. Ich wollte dich groß rausbringen, dir Topklienten verschaffen ... Und du stirbst mir hier einfach weg. Dann dachte ich: Halt, Darren. Du kannst aus der Sache rauskommen. Ich habe sie ins Badezimmer geschleift und eine Weile darüber nachgedacht. Ich wusste, ich kann sie zerstückeln und die Geschichte als Ritualmord verkaufen. Und es hat bis zu einem gewissen Punkt funktioniert. Ich hätte diesen Dummkopf aus Donegal getäuscht, wenn der Südafrikaner nicht dahergekommen wäre.«
    Adelola warf das Holz des Sargdeckels neben Byrnes Füße auf den Boden.
    Byrne schaute in das Grab. »Himmel, Ben, ich hatte nicht die Absicht, deine Schwester zu töten. Aber jetzt ist es heraus. Nur dass es nicht außerhalb dieser Mauern gelangen darf.« Er schaute nach links und rechts. »Mauern, was rede ich?«
    Er griff wieder nach dem Pickel und sah mich böse an.
    »Nein. Erst sind Sie mir bei Daisy, dieser kleinen Fotze, in die Quere gekommen, und jetzt wollen Sie mir die Schuld an etwas anhängen, was in Wirklichkeit ein Unfall war.«
    Der Kerl ist wahnsinnig, dachte ich. Wo war die Polizei? Ich hielt immer noch das Handy. Vielleicht sollte ich Doyle an ...
    Bevor ich irgendetwas tun konnte, schwang Byrne die Spitzhacke und ließ sie auf meine Hand niedersausen. Das Telefon flog in hohem Bogen davon. Der Schmerz in meinen Fingern war so heftig, dass ich mit der Hand unter der Achsel stöhnend zu Boden sank.
    Byrne kam mit erhobener Spitzhacke um das Grab herum. »Die alte Dame da unten bekommt gleich Gesellschaft«, rief er Adelola zu.
    Ich versuchte aufzustehen, stolperte und krabbelte rückwärts von ihm fort, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
    »Da ist etwas«, brüllte Adelola. »In ihrer Hand …«
    Byrne machte abrupt halt und kehrte an den Rand des Grabs zurück. »Gib es herauf«, bellte er. Er kauerte nieder, um die Reliquie aus Adelolas Hand zu nehmen. »Was ist das? Soll das alles sein? Was zum Teufel …«
    Adelola schnellte wie ein Wal beim Luftholen empor und riss den Mörder seiner Schwester mit sich. Einen Moment lang schien Byrne über dem offenen Grab zu schweben, seine Arme ruderten, und seine Beine zappelten wie eine Marionette. Aus seiner Kehle drang ein Gurgeln – er war auf das Brecheisen aufgespießt.
    »Nein, Ben, halt – nicht!« Es kam als Krächzen heraus. Ich stolperte auf Adelola zu, um ihn davon abzuhalten, Byrne zu töten.
    Unter Aufbietung enormer Kraft, wie ein Fischer mit einem schweren Fang am Haken, lehnte sich Adelola an den Rand der Grube und hielt Byrne an dem Brecheisen in die Höhe, das er ihm in den Hals gerammt hatte.
    Ich streckte die Hand aus und packte Adelola am Arm – er war hart wie ein Stahlträger. »Bitte, tun Sie das nicht …«
    Byrne begann zu wimmern. Seine Augen flehten um Gnade.
    Adelola holte tief Luft und riss das Brecheisen noch einmal mit einem Ruck aufwärts. Der Mond beschien Byrnes Gesicht von der Seite, und ich sah die schwarze Spitze des Eisens aus seinem Nacken ragen. Ihm war nicht mehr zu helfen. Seine Gliedmaßen zuckten noch ein paarmal, dann war er still. Adelola ließ die Brechstange los, und Byrnes Leiche plumpste in das Grab.
    Ich sank mit dem Rücken zu dem Grabstein auf den Boden.
    Adelola hievte sich aus der Grube. »Ich musste ihn töten, verstehen Sie?«, sagte er, als er vor mir stand. »Sein Leben gegen das meiner Schwester.«
    Etwas an ihm sagte mir, dass er reden wollte. Es war ohne Frage absurd, an einem offenen Grab mit dem Mörder eines Mannes zu plaudern, dessen noch warme Leiche nicht weit entfernt lag, aber ich musste mitspielen – ich hatte keine Ahnung, in welcher Gemütsverfassung Adelola war. Ich wusste nur, dass es um meine eigene nicht zum Besten stand.
    Ich schüttelte den Kopf. »Wie kam es zu der ganzen
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