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Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)

Titel: Die Nonne mit dem Schwert (German Edition)
Autoren: Lea Korte
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erbarmungslos schweigenden Schwester zusammen mit Brot, Wasser und einem sauberen Latrineneimer gebracht wurden. Catalina vermutete, dass sie immer nach dem ersten Morgengebet kam, doch die Zeit dazwischen erschien ihr so endlos, dass sie möglicherweise auch nur jeden zweiten Tag zu ihr herabstieg. Jedes Mal fragte Catalina sie, wie lange man sie noch hier unten schmoren lassen wolle. Und jedes Mal zog die Schwester stumm die Tür hinter sich zu. Catalina rieb sich die Schläfen, und als auch das nichts half, hämmerte sie dagegen. Die Stille, diese verdammte Stille!

    Zum Zeitpunkt ihrer Einkerkerung lebte Catalina schon seit über sechs Jahren im Kloster. Zwei Tage nach ihrem neunten Geburtstag hatten ihre Eltern, der Reedereibesitzer Miguel de Erauso und seine Frau María López de Barrena, sie zu den Dominikanerinnen gebracht, wo auch schon ihre beiden älteren Schwestern lebten.
    »Deine Schwestern sind dort sehr glücklich«, hatten sie ihr erklärt, und die Mutter hatte ihr vorgeschwärmt, welche Erfüllung sie hinter den heiligen Mauern finden würde.
    »Ein Leben nur Gott und dem Gebet geweiht – ein solches Glück hat nicht jede Frau.«
    Catalinas Vorstellung von Glück war schon damals anders gewesen, und nachdem sie bereits an ihrem dritten Tag im Kloster zum ersten Mal die harte Hand der Novizinnenmutter zu spüren bekommen hatte, war sie endgültig zu dem Schluss gekommen, dass dies hier kein Leben für sie war. Noch schlimmer aber war, dass man sie im nächsten Frühjahr … Catalina verbot sich weiterzudenken. Es war jetzt kein guter Moment, um sich das Herz schwer zu machen.
    Catalina nahm ihre Wanderung wieder auf. Drei-, viermal mochte sie hin- und hergelaufen sein, als sie plötzlich Schritte hörte. Sie waren schwerer als die der Schwester, die ihr das Essen brachte, und jeder zweite Schritt wurde von einem dumpfen Schlag begleitet …
    »O bitte, lass sie es sein!«, flehte Catalina. »Und lass sie kommen, um mich hier rauszuholen!«
    Tatsächlich wurde ein Schlüssel in das Schloss ihrer Zellentür geschoben und kurz darauf lächelte Schwester Euralia Catalina wohlwollend entgegen. Catalina lief auf sie zu. »Ich wusste, dass Ihr mich nicht vergessen würdet.«
    »Erinnere dich deiner Pflicht, nicht, dass ich meinen Einsatz für dich schon jetzt bereue!« Die Schwester sah sie mahnend an, worauf Catalina pflichtschuldig »Gelobt sei Jesus Christus« herunterschnurrte und einen tiefen Knicks machte. Schwester Euralia nickte und deutete ein Kreuz auf ihrer Stirn an.
    »In Ewigkeit, Amen.« Nach einem Moment des Schweigens fuhr sie fort. »Ich konnte die Mutter Oberin dazu überreden, dich ins Dormitorium zurückkehren zu lassen. Allerdings wirst du dich noch eine weitere Woche mit Brot und Wasser begnügen müssen.«
    Catalina atmete auf. »Um aus diesem Loch zu kommen, würde ich sogar zwei Wochen ganz aufs Essen verzichten.«
    Seufzend schüttelte Schwester Euralia den Kopf. »Für den Moment würde es ausreichen, dass du aufhörst, ständig neue Dummheiten zu machen. Wie eine Besessene durch den Klostergarten zu springen – das kann Schwester Asunción doch nicht durchgehen lassen!«
    Catalina dachte an ihre Brüder, von denen zwei bei den königlichen Tercios kämpften – unter ihnen ihr Lieblingsbruder Miguel, den man wegen seiner großen Verdienste sogar nach Peru schicken wollte. Und auch ihre beiden anderen Brüder führten ein aufregendes Leben: Der eine schipperte auf einem der Walfangschiffe der Familie über die Meere, der andere begleitete derzeit eine Galeone des Vaters nach Sevilla, um dort das Eintreffen der Silberflotte des Königs und damit die Bezahlung der von ihnen gelieferten Waren abzuwarten. Und sie?
    »Die Mutter Oberin hofft, dass dich die Besinnung der letzten Wochen dafür bereit gemacht hat, dich endlich ernsthaft mit unseren Aufgaben zu beschäftigen«, fuhr Schwester Euralia fort. Sie sah Catalina einen Moment lang an und murmelte wie zu sich selbst: »Ich hoffe, die Mutter hat mit ihrer Entscheidung Recht, aber so oder so blieb ihr nach alldem wohl keine andere Wahl …«
    »Entscheidung?« Catalina sah auf. »Welche Entscheidung?«
    »Nun, die Weihen in zwei Monaten …«
    »Weihen? In zwei Monaten?« Erschrocken riss Catalina die Augen auf. »Aber doch nicht für mich! Ich meine, ich soll … Aber ich dachte, ich müsste erst nächstes Jahr …«
    »Beruhige dich, Catalina, bitte, so beruhige dich doch! Und auch wenn du es jetzt nicht erkennst –
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